Tanya Wexler

In guten Händen (2011)

Regie: Tanya Wexler
Original-Titel: Hysteria
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Komödie, Biopic, Liebesfilm, Historienfilm
IMDB-Link: Hysteria


Man kann getrost davon ausgehen, dass die Erfindung des Vibrators nicht exakt so stattgefunden hat wie es Tanya Wexler in ihrem sympathischen Film „In guten Händen“ beschreibt. Zum Einen war der Erfinder des beliebten Spielzeugs der Damenwelt, Joseph Mortimer Granville, zum Zeitpunkt seiner Errungenschaft bereits 50 Jahre alt, und selbst wenn man annimmt, dass Hugh Dancy ähnliche Gene wie Paul Rudd oder Keanu Reeves besitzt, kauft man ihm einen 50jährigen Arzt nicht ab. Zum Anderen sind wohl sämtliche Figuren rund um Granville herum frei erfunden. Aber das ist eben das Vorrecht des Kinos: Man darf sich die historische Realität eben gerne mal zurechtbiegen, sofern es der Unterhaltung dient. Frag nach bei Quentin Tarantino. Insofern nehmen wir die Geschichte eben gerne so, wie sie kommt: Leichtfüßig, charmant, stellenweise sehr komisch und mit einem gut aufgelegten Cast, in dem jede/r seine bzw. ihre Momente hat: Neben Hugh Dancy in der Hauptrolle (der geboren wurde, um in Historienfilmen zu spielen, und wann kommt endlich mal jemand auf die Idee, und lässt ihn und Hugh Jackman Brüder spielen?) geigen Jonathan Pryce, Felicity Jones, Rupert Everett und natürlich die großartige Maggie Gyllenhaal auf, die den Film mit jeder Szene an sich reißt und deren emanzipierte Frauenrechtlerin Charlotte Dalrymple die mit Abstand die interessanteste Figur in diesem Ensemble ist. Überhaupt: So absurd die Behandlung weiblicher „Hysterie“ im 19. Jahrhundert auch anmutet, verlässt sich Wexler nicht allein auf daraus gewonnen Situationskomik, sondern zeigt eine Sympathie für Charlotte und ihr Anliegen. Das tut dem Film gut, ohne dass er aber deshalb plötzlich andere Töne anschlägt. „In guten Händen“ will einfach grundsympathische und leichtgewichtige Unterhaltung sein, vielleicht historisch nicht 100% akkurat, aber mit dem Herz am rechten Fleck.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Jolt (2021)

Regie: Tanya Wexler
Original-Titel: Jolt
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action
IMDB-Link: Jolt


Kate Beckinsale scheint die Rolle der Vampirin Selene aus der Underworld-Filmreihe so verinnerlicht zu haben, dass sie selbst nicht mehr altert. Oder sie hat sich mal mit Paul Rudd und Keanu Reeves kurzgeschlossen und nach deren Geheimnis gefragt. Möglicherweise hat auch die moderne Kosmetik ihre Finger im Spiel. Wie auch immer – kurz vor ihrem 50. Geburtstag haut sie einen Actionfilm raus, den auch eine 20jährige nicht knackiger hätte spielen können. „Jolt“ von Tanya Wexler ist so etwas wie die weibliche Form von „Crank“. Während sich Jason Statham regelmäßige Adrenalinstöße verpassen musste, um nicht abzunippeln, ist die Figur der Lindy gegensätzlich gedacht: Immer, wenn sie einen Adrenalinschub bekommt bzw. sich über etwas aufregt, wird sie zur absoluten Furie und haut alles kurz und klein. Fast könnte man meinen, Lindy wäre der Urtyp einer Wienerin. Wobei wir ja weniger handgreiflich werden, sondern lieber in uns hineingranteln. Zu viel Action ist nicht die Sache der Wienerinnen und Wiener. Vielleicht wäre eine Wiener Version von „Jolt“ auch unterhaltsamer gewesen. Denn auch versucht wird, Humor unterzubringen, ist dieser leider maßlos aufgesetzt und wirkt zu gewollt und damit deplatziert. Die Action selbst hat man auch schon oft so gesehen, und die Story kann man im besten Fall als konfus bezeichnen. Da muss man schon alle Augen inklusive Hühneraugen zudrücken, um intellektuell einigermaßen unfallfrei durchs Geschehen zu kommen. Dazu kommt pseudo-coole Musik, also genau die Art von Musik, von denen alte Säcke wie ich glauben, dass sie von hippen Jugendlichen gehört wird (verwendet man das Wort „hip“ überhaupt noch?), von denen diese fehlgeleiteten Versuche, sich an der Jugend anzubiedern, höchstens mit einem milden Lächeln quittiert wird. Immerhin Kate Beckinsale sieht gut aus, aber das passt auch zu einem Film, der sich „Style over Substance“ als oberste Maxime ins Heft geschrieben hat.


3,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Simon Varsano, Quelle http://www.imdb.com)