Regie: Michael Sarnoski
Original-Titel: A Quiet Place: Day One
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Horror, Drama, Science Fiction
IMDB-Link: A Quiet Place: Day One
Als gelernter Wiener kann ich dem Konzept der A Quiet Place-Welt einiges abgewinnen. Wer unnötig Lärm macht oder sonst eine Ruhestörung begeht, geht sofort über den Jordan. Man stelle sich mal diese herrliche Ruhe in Straßenbahnen oder Zugabteilen vor! Keine wilde Party morgens um zwei Uhr in der Nachbarswohnung mehr! Wundervoll! Und keine grantigen Audi-Fahrer, die glauben, die Straße gehöre ihnen, was sie mit lautem Hupen kundtun müssen. Was für eine Vorstellung! Insofern muss man den außerirdischen Entitäten mit den großen Lauschern ja fast dankbar sein, dass sie sich unseren Planeten ausgesucht haben, um für Ruhe zu sorgen. Im Grunde sind das lediglich etwas aggressivere Varianten der sudernden alten Wiener Dame, die dem Covid’schen Balkonkonzert des Tenors nebenan mit einem herzlichen „RUHE! RUHE! So schee is des a net!“ den Garaus gemacht hatte. Aber wenn man selbst der Ruhestörer ist, der dann Sekunden später in einer Blutlache liegt, ist das halt auch nur bedingt lustig. Da ist es auch kein Trost, wenn man weiß, dass man ohnehin in wenigen Wochen bis Monaten das Zeitliche gesegnet hat, so wie es der krebskranken Samira (Lupita Nyong’o) ergeht. Als die außerirdischen Musikkritiker also über New York hereinfallen, tut sie erst einmal das, was jeder in der Situation tun würde: Sie versucht zu überleben. Nachdem Ersteres (zumindest vorerst einmal) sichergestellt ist, bekommt sie aber Lust auf Pizza, nämlich in einer ganz bestimmten Pizzeria in Harlem, und so macht sie sich auf den geräuschlosen Weg nach Norden, während der Rest der Stadt (sofern er nicht von Außerirdischen zermantscht wird) nach Süden flüchtet, da das Militär relativ schnell herausgefunden hat, dass die Besucher aus fernen Galaxien zwar außergewöhnlich gut hören, aber nur schlecht schwimmen können, was dazu führt, dass im Süden der Stadt Boote bereitgestellt werden, die die restlichen Überlebenden der Invasion retten sollen. Aber Samira ist eben nicht nach Rettung, sondern nach Pizza zumute. Zusammen mit ihrem tiefenentspannten Kater Frodo (bitte um einen Oscar für den Kater Schnitzel!) zieht sie quer durch die Stadt, im Schlepptau schon bald den ängstlichen Studenten Eric (Joseph Quinn, den man aus der vierten Staffel von „Stranger Things“ kennt). Auf Zehen- (bzw. Pfoten-)spitzen schleicht das ungleiche Trio nun durch die Stadt, dabei versuchend, unvermeidliche Zusammenstöße mit den Außerirdischen zu vermeiden. Besonders originell ist das nicht, und man ahnt schon bald, worauf das alles hinausläuft, aber das Nyong’o, Quinn und Schnitzel groß aufspielen und sich das Drehbuch Zeit nimmt, die zwischenmenschlichen und -kätzischen Beziehungen aufzubauen, folgt man dem lautlosen Geschehen gerne. Überhaupt fühlt sich „A Quiet Place: Tag Eins“ die meiste Zeit über mehr wie ein Drama als wie ein Horrorfilm an – was für mich keinen Nachteil darstellt. Allerdings muss ich einen unfassbaren Logikfehler hervorheben: Es ist absolut unmöglich, dass du eine Katze in eine verlassene Bar setzen kannst, ohne dass sie leere Gläser vom Tresen stößt (und ihnen interessiert nachblickt) oder auf dem Schlagzeug der Band herumläuft! Es scheint, als wäre am Set kein einziger Katzenbesitzer anwesend gewesen.

6,5 Kürbisse
(Bildzitat: Foto von Gareth Gatrell/Gareth Gatrell – © 2023 Paramount Pictures. All Rights Reserved. Quelle: http://www.imdb.com)