Lee Isaac Chung

Twisters (2024)

Regie: Lee Isaac Chung
Original-Titel: Twisters
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Twisters


Hier geht’s rund! Bereits 1996 durften sich Bill Paxton und Helen Hunt im Katastrophenfilm-Blockbuster „Twister“ schon ordentlich durchwirbeln lassen, und nun sind Daisy Edgar-Jones, Glen Powell und Anthony Ramos dran. Wieder möchten Meteorolog:innen ein Tänzchen mit dem Schicksal wagen und im Sinne der Wissenschaft mit Tornados auf Tuchfühlung gehen. Dass so etwas ein waghalsiges Unterfangen ist, weiß man zwar, dennoch ist die junge Forscherin Kate Cooper erst einmal ordentlich geschockt, als es nach einer Fehleinschätzung ihren Freund und zwei Kollegen verbläst. Fünf Jahre später hat sie das Trauma verständlicherweise noch nicht ganz überwunden und stellt sich den Tornados nur noch via Computerscreen entgegen. Auftritt Ex-Kollege, der damals das Glück hatte, das Desaster aus der Entfernung betrachtet zu haben. Mittels neuer Technik soll den Wirbelstürmen nun endgültig auf den Zahn gefühlt werden – man muss dafür nur nah genug herankommen an diese. Das ist natürlich nun nicht im Geschmack der Traumatisierten, doch der Forscherdrang setzt sich durch, und so jagt sie bald mit ihrem ehemaligen Kollegen Tornados. Damit ist sie jedoch nicht allein. Auftritt Cowboy und „Tornado-Wrangler“ Tyler Owens, der seine treue Youtube-Fangemeinde ganz nah an die gefährlichen Wirbelstürme heranbringt. Und schon hat man den gewohnten Konkurrenzkampf um die besten Plätze beim Tänzchen mit dem Tornado, wie man es auch schon aus dem Film von 1996 kannte – doch diesmal mit einem hübschen Twist (pun intended). Aber der aufmerksame Leser wird schon zu dem (richtigen) Schluss gekommen sein: Storymäßig ist auch „Twisters“, ähnlich wie sein Vorgänger, eine eher dünne Suppe. Doch darum geht es auch nicht, wenn die Natur auf der Leinwand ihre zerstörerische Kraft entfaltet und ganze Städte dem Erdboden gleichmacht. Die Bedrohung, die von diesen Tornados ausgeht, überträgt sich auf das Publikum. Ohne es mit der Dramatik durch physikalisch unmögliche Kapriolen zu übertreiben (ein Schicksal, das dem alten Film widerfahren ist) baut Lee Isaac Chung in „Twisters“ eine hübsche Suspense auf, die den Film über seine ganze Laufzeit von zwei Stunden trägt. Eine etwas originellere Story und eine konzentriertere Figurenentwicklung hätte dem Film dennoch gutgetan.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von [Melinda Sue Gordon/Universal Pic, Warner Bros. Pictures & Ambli – © Universal Pictures, Warner Bros. Pictures & Amblin Entertainment. Quelle: http://www.imdb.com)

Minari – Wo wir Wurzeln schlagen (2020)

Regie: Lee Isaac Chung
Original-Titel: Minari
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Drama
IMDB-Link: Minari


Der 1. November 2020, die Urania in Wien. Zum letzten Mal für lange Zeit sitzen der Filmkürbis und viele andere in einem Kinosaal. Das hätten wir uns damals alle nicht gedacht, dass der nächste Kinobesuch über ein halbes Jahr auf sich warten lassen würde. Diese Woche war es aber endlich wieder soweit, und mit dem mehrfach oscarnominierten „Minari“ von Lee Isaac Chung fiel der Neustart qualitativ auch gleich sehr befriedigend aus. Stark autobiografisch geprägt erzählt der Film von einer koreanischen Auswandererfamilie, die in Arkansas eine Farm gründet – mit all den Schwierigkeiten, die bei einem solchen Unterfangen zu erwarten sind. Rassismus ist (mit Ausnahme einer eher unschuldigen, der Neugierde entstammenden Szene unter Kindern) überraschenderweise keine davon, und das tut dem Film auch sehr gut. Chung konzentriert sich lieber auf die familiären Herausforderungen, die entstehen, wenn der Familienvater (Steven Yeun), der sein Leben lang als einfacher Arbeiter verbracht hat, endlich auf eigenen Füßen stehen und Erfolg haben möchte. Die Verlorenheit seiner Frau (Han Ye-ri) kann man gut nachvollziehen. Erst der Einzug der Großmutter (Yoon Yeo-jeong, höchst verdient mit einem Oscar für ihre Leistung geadelt) bringt trotz anfänglicher Schwierigkeiten die Familie wieder näher zusammen. „Minari“ hat seine komischen Momente, vor allem, wenn Will Patton als verwirrter, aber fleißiger Paul auf der Leinwand auftaucht, oder wenn Großmutter Soon-ja so ganz und gar nicht großmütterlich die Familie aufmischt, aber es sind die stillen Momente, die „Minari“ definieren. Das Streben nach Glück wird zur Zerreißprobe, und der Film beschönigt in dieser Hinsicht nichts, ohne zu dramatisieren. Gleichzeitig ist auch immer Raum für Hoffnung. Es liegt an uns selbst, was wir aus unserem Leben machen. Ein schöner Film, der sich die große Leinwand redlich verdient hat.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)