Kurzfilm

Tag der Freiheit – Unsere Wehrmacht (1935)

Regie: Leni Riefenstahl
Original-Titel: Tag der Freiheit – Unsere Wehrmacht
Erscheinungsjahr: 1935
Genre: Dokumentation, Propagandafilm, Kurzfilm
IMDB-Link: Tag der Freiheit – Unsere Wehrmacht


Leni Riefenstahl war eine geniale Filmemacherin. Visuell gehören ihre Filme zu den eindrucksvollsten ihrer Zeit. Ihre Inszenierungen sind visuelle Leckerbissen. Aber bei niemandem geht die Schere zwischen Form und Inhalt so weit auseinander wie bei ihr. Das strrrrammme teutschäää Määdääl hat nämlich Filme gemacht, die die Welt so dringend gebraucht hat wie Darmkrebs. „Tag der Freiheit – Unsere Wehrmacht“ ist Propagandamüll der übelsten Sorte. Der Inhalt? Nun, bevor Paintball populär wurde, mussten sich die militanten Halbstarken anderweitig behelfen, und zwar mittels Wehrsportübungen mit scharfen Waffen. Daneben stehen Onkel Adi und seine Wadlbeißer und blicken mit Argusaugen auf die vorexerzierte Stärke von deutschem Kruppstahl (der sich vorzugsweise dort befindet, wo andere Menschen ihr Gehirn haben). Da wird marschiert und gesungen und geballert und in Hakenkreuz-Formation geflogen. Würde man nicht wissen, welch verheerenden Schaden diese Ballermänner im Laufe des nächsten Jahrzehnts noch angerichtet haben, wäre diese ganze Turnübung fast tragikomisch. So aber geht einem das Geimpfte wieder auf. Wie gesagt, visuell ist das alles sehr gut inszeniert, und man denkt sich unweigerlich: Was für eine Verschwendung von Talent! Aber Freude hat an diesem Film mutmaßlich nur jemand wie Gaul-Leiter Kickl, der sich an der strammen Formation der Kavallerie erfreut. Für alle Anderen gilt: Dieser Dreck kann weg. Der hat nicht einmal mehr pädagogischen Wert.


1,0
von 10 Kürbissen

Kung Fury (2015)

Regie: David Sandberg
Original-Titel: Kung Fury
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Kurzfilm, Action, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Kung Fury


Ich bin der festen Überzeugung, dass es genau zwei Arten von Reaktionen auf die Sichtung von „Kung Fury“ gibt: Begeisterung, begleitet von hysterischem Lachen, oder völlige Ratlosigkeit. Ich oute mich als Zugehöriger zur ersten Gruppe. Schon als damals der Teaser-Trailer herauskam, mit dem David Sandberg via Kickstarter um die Finanzierung seines feucht gewordenen Bubentraums warb, war es um mich geschehen. 2015 konnte dann dank 600.000 US-Dollar Kickstarter-Spenden der ganze Film vorgestellt werden. Mit einer halben Stunde Laufzeit fiel das Werk dann doch etwas kürzer aus als ein normaler Spielfilm, aber andererseits: Wer in 30 Minuten so viel Irrsinn (und David Hasselhoff) hineinpacken kann, der braucht auch nicht mehr Zeit. Und das ist „Kung Fury“: Eine halbe Stunde völliger Wahnsinn. Sowohl Hommage als gleichzeitig Persiflage auf das Trash-Kino der 80er inklusive Störungen im Bild und einer Handlung, die diesen Namen nicht verdient. Aber das ist egal. Wenn ein von einer Kobra gebissener und vom Blitz getroffener Kung Fu-Supercop, nachdem er einen Amok laufenden Spielautomaten in seine Einzelteile zerlegt hat, in die Vergangenheit reist, um Adolf Hitler, den „Kung Führer“, zu töten, aber dabei versehentlich in die Zeit der Wikinger katapultiert wird, wo er zunächst von Laser-Raptoren beschossen wird, ehe ihn eine Walküre mit einer gezielten Salve aus ihrem Maschinengewehr rettet, und es dann doch zum Showdown in Nazi-Deutschland kommt, wo er Unterstützung von Thor, seinem Partner Triceracop, der Maschinengewehr-Wikingerbraut und einem sprechenden T-Rex bekommt, braucht man sich über kongruente Handlung wirklich keine Gedanken mehr machen. Aber damit ist auch alles über den Film gesagt, den man kostenlos auf Youtube bestaunen kann. Ein Trash-Fest, das absolut nichts ernst nimmt und eigentlich nur ein einziges Ziel hat: Immer dann, wenn der Zuseher glaubt, es geht nicht mehr absurder, noch mal einen Gang höher zu schalten.


8,0
von 10 Kürbissen

Madame Beudets sonniges Lächeln (1923)

Regie: Germaine Dulac
Original-Titel: La souriante Madame Beudet
Erscheinungsjahr: 1923
Genre: Drama, Kurzfilm
IMDB-Link: La souriante Madame Beudet


Nach der Sichtung meiner ersten beiden Filme von Germaine Dulac hege ich nun den größten Wunsch, alles von ihr zu sehen – jedenfalls alles, was heute noch erhalten ist. Nach „Die Zigarette“ nun also „Madame Beudets sonniges Lächeln“ (Alternativtitel: „Das Lächeln der Madame Beudet“). Und wenn mich „Die Zigarette“ schon sehr angesprochen hat, so begeistert mich nun die „Madame Beudet“. Schonungsloser und deutlicher ist eine eheliche Depression selten gezeigt worden. „Madame Beudets sonniges Lächeln“ hat gar nicht viel Handlung, sondern konzentriert sich auf die Psychologie der Hauptfigur, ihre Tagträumereien, in denen sie dem ehelichen Gefängnis, verkörpert von ihrem völlig gleichgültigen, empathielosen und gefühllosen Trampel von Ehemann, zu entkommen versucht. Mal träumt sie sich in eine Romanze mit einem athletischen Tennisspieler, mal träumt sie davon, ihren Ehemann zu beseitigen, hat aber Angst vor den Konsequenzen (Zuchthaus, Schande). Dennoch steckt sie eines Tages eine Patrone in die Kammer des Revolvers ihres Mannes – mit dem er sie regelmäßig zu erschrecken versucht, indem er sich die Waffe an die Stirn hält und so tut, als würde er Selbstmord begehen. Doch wird es ihr gelingen, ihrem trostlosen Leben auf diese Weise zu entfliehen, auch wenn das bedeuten würde, ein Gefängnis gegen ein anderes einzutauschen? „Madame Beudets sonniges Lächeln“ ist ein frühes Avantgarde-Kino, das sich sehen lassen kann. Mit Zeitlupeneinstellungen, Überblendungen, Beleuchtungseffekten, Weichzeichnern und vor allem Germaine Dermoz‘ Mimik als depressive Ehefrau wird ein ganzes Seelenleben offen gelegt. Besser kann man dies mit der heutigen Technik auch nicht hinbekommen. Mein Rat (nicht „Mein Rad“): Die 39 Minuten, die der Film dauert, sollte jeder, der sich für Filme und Filmgeschichte interessiert, investieren, es lohnt sich!


9,0
von 10 Kürbissen

Suspense (1913)

Regie: Lois Weber
Original-Titel: Suspense
Erscheinungsjahr: 1913
Genre: Kurzfilm, Thriller
IMDB-Link: Suspense


Mit Rezensionen von Kurzfilmen ist es so eine Sache. Meistens dauert es länger, sie zu schreiben, als den ganzen Film zu sehen. „Suspense“ von Lois Weber ist so ein Fall. Konsumiert hat man den in knackigen zehn Minuten – und das auch noch kostenlos auf Youtube. Diese zehn Minuten kann wohl wirklich jeder aufbringen, warum also eine Rezension vorab lesen, ob sich die Sichtung lohnt oder nicht? Bei einem 7,5-Stunden-Knüller wie Satanstango sieht die Sache natürlich anders aus, da hilft so eine erste Einschätzung, ob man stattdessen nicht lieber etwas Sinn Stiftendes wie beispielsweise einen ausgedehnten Frühjahrsputz, eine Wanderung auf eine Alm oder die Sichtung einer kompletten Staffel Game of Thrones bewerkstelligten sollte. Aber bei zehn Minuten Laufzeit? Da dauert mancher Klogang länger. Aber weil ich gerade nicht am Häusl hocke und die Zeit habe, kann ich ein paar Zeilen schreiben über diese Pionierarbeit des Films. In „Suspense“ geht es um eine Hausfrau, die allein zuhause hockt, als sie einen Tramp sieht, der um ihr Haus schleicht. Anders als Charlie Chaplins berühmte Figur ist dieser eher von der ungepflegten Art, weshalb die Dame des Hauses gleich mal ihren im Büro weilenden Göttergatten anruft. Doch da ist der Tramp schon im Haus, kappt die Telefonleitung und schleicht durch die Räume. Der Gemahl kapert panisch ein Auto und wetzt mit Volldampf nach Hause, wild verfolgt von der Polizei, die natürlich den Autodieb stellen möchte. Wird er es schaffen, den Gesetzeshütern zu entkommen und rechtzeitig bei seiner Frau zuhause sein, um das Schlimmste zu verhindern? Das erfahrt ihr ab Minute 9. So viel Zeit muss sein. Was an diesem Frühwerk ungemein positiv auffällt, sind die Schnitttechnik, die durchaus als modern zu bezeichnen ist, und die Kameraeinstellungen. Vielleicht war Lois Weber ihrer Zeit diesbezüglich sogar voraus – so sehr bin ich filmgeschichtlich nicht bewandert, als dass ich dazu eine valide Aussage treffen könnte. Aber ob nun Alleinstellungsmerkmal oder nicht: „Suspense“ ist einfach gut und visuell überzeugend gemacht – das Ding fetzt. Da kann man die hanebüchene Story getrost in der Pfeife rauchen, die zehn Minuten kann man dennoch getrost investieren. Und hiermit ist die verdammte Rezi vermutlich länger als der Film selbst.


7,0
von 10 Kürbissen

Flaming Creatures (1963)

Regie: Jack Smith
Original-Titel: Flaming Creatures
Erscheinungsjahr: 1963
Genre: Experimentalfilm, Kurzfilm
IMDB-Link: Flaming Creatures


Ich muss zugeben: Für diese Art von avantgardistischem Experimentalfilm fehlen mir die Antennen. Godards „Adieu au Langage“ verursachte bei mir Kopfschmerzen, und Jack Smiths „Flaming Creatures“ hinterlässt mich zumindest ratlos und genervt. Aber gut, wenn ich das Ding schon gesehen habe, kann ich auch darüber schreiben. Zunächst einmal muss man das Werk zeitlich einordnen. 1963. Die sexuelle Revolution ist noch ein Stück weit entfernt, aber die Libido macht natürlich, was sie will, ohne sich an Zeitpläne zu halten. Insofern ist „Flaming Creatures“ immerhin ein sehr gewagtes Experiment – kein Wunder, dass er bei seinem Erscheinen einen großen Aufschrei verursachte und sich sogar die Gerichte damit beschäftigten. Gezeigt wird nämlich explizit ein fröhliches Mit- und Durcheinander von eigenartigen Kreaturen, Frauen und Transvestiten. Auch eine seltsame mehrminütige Vergewaltigungsszene hat Smith im Repertoire. Eines kann der Film unbestritten: Aufmerksamkeit erregen. Und wenn er nur eine zehnminütige Sequenz geblieben wäre, dann hätte ich das als interessante Erfahrung ablegen können (ohne darüber in Begeisterungsstürme zu verfallen – das überlasse ich lieber Susan Sontag, die ein großer Fan des Films ist). Aber wenn sich diese wahllos aneinandergereihten Tanz- und Vögel-Sequenzen, unterbrochen durch wackelige Großaufnahmen beliebiger Körperteile, über 40 Minuten lang hinziehen, läuft irgendwann jeder Kürbis orangen an und entwickelt ausgefeilte Fluchtpläne. Es wird eine Menge Leute da draußen geben, die den Film richtig feiern können, denn er ist originell und schreit geradezu danach, Kunst zu sein, aber für mich ist das nichts, außer ich möchte mich mal wieder in Zen-mäßiger Gleichmütigkeit üben. Wer sich dennoch dafür interessiert, kann sich den kompletten Film auf Youtube ansehen.


2,0
von 10 Kürbissen

https://www.youtube.com/watch?v=dD0lNKVdQmI