Éléonore Santaignan

Lakeside Camping (2023)

Regie: Éléonore Santaignan
Original-Titel: Camping du lac
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama
IMDB-Link: Camping du lac


Camping klingt in der Theorie ja wunderbar: Man entspannt in der freien Natur, vorzugsweise an den Ufern eines hübsch gelegenen Sees, man ist eins mit der Umgebung, nichts stresst und am Abend gibt’s Marshmallows am Lagerfeuer und irgendeiner holt die Gitarre heraus und singt Kumbaya. So friedlich, so idyllisch. In der Praxis läuft es aber eher darauf hinaus, dass die Hygiene leidet, es sowieso immer regnet und in der Nacht fressen einen die Mücken. Und fad ist es auch. Jedenfalls das Hygieneproblem hat Éléonore Santaignan, die in ihrem Debütfilm „Camping du lac“ gleich auch die Hauptrolle übernimmt, nicht, denn die aufgrund einer Autopanne am Campingplatz Gestrandete kriegt dort eine komfortable Hütte zugewiesen. Außer ihr sind nicht viele andere Menschen an diesem entlegenen See, von dem es heißt, dass der beste Buddy des Heiligen Corentin, ein Fisch, immer noch seine Kreise durch das Wasser zieht, ohne dass man ihn jemals zu Gesicht bekommen hätte. Quasi die Nessy der Bretagne. Die Dauercamper (allesamt Laiendarsteller:innen), zu denen auch bald Éléonore gehört (wohl die längste Autoreparatur der Filmgeschichte), züchten und schlachten Hühner, singen Countrysongs und fadisieren sich gemeinsam durch den Tag. Auch Éléonore entdeckt bald einen Zeitvertreib für sich: Mittels Richtmikrofon lauscht sie dem Gesang von Vögeln und nebenbei auch den banalen Gesprächen der Nachbarn. Nichts passiert, bis eines Tages dann doch eine Sichtung des mythologischen Fisches vermeldet wird und die Touristenhorden einfallen. In der wohl stärksten Sequenz des Films singt der alte, ausgewanderte Amerikaner einen Song mit seiner Tochter, von der er sich entfremdet hat und die in den USA zurückgeblieben ist, doch mit anderen Touristen angeschwemmt wird. Diese Szene ist emotional stark und geht unter die Haut, schafft es Santaignan doch mit nur einem Lied, ein Fundament für eine fragile Beziehung zu schaffen. Darüber hinaus gelingt es aber Santaignan leider nicht, das Interesse des Publikums zu gewinnen und zu halten. Es passiert einfach nichts, die Hauptfigur ist im Grunde nur eine Erzählerin aus dem Off ohne eigene Persönlichkeit, und auch die anderen Figuren bekommen, mit Ausnahme des Amerikaners, nicht genügend Raum, um interessant zu werden. Wie schon gesagt: Camping ist fad.


4,0 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)