Alex Garland

Civil War (2024)

Regie: Alex Garland
Original-Titel: Civil War
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Kriegsfilm, Roadmovie
IMDB-Link: Civil War


Gleich vorweg: „Civil War“ von Alex Garland ist ein filmischer Tritt in die Magengrube. Da gibt es nichts zu beschönigen, und wer ein eher zartbesaitetes Gemüt hat, tut wohl gut daran, um diesen Film einen Bogen zu machen. Für einen gemütlichen Popcorn-Abend zuhause ist der Film denkbar ungeeignet. Denn wir tauchen mit Alex Garland, der sich gerne mit existenzialistischen Fragen herumplagt wie zB in seinem meisterhaften „Ex Machina“ oder auch in Auslöschung, dokumentiert in „Civil War“ die Bestie Mensch. Vordergründig handelt es sich um „Civil War“ um einen dystopischen Polit-Kriegsfilm, der einen kleinen Gruppe von Kriegsjournalisten (allen voran Kirsten Dunst mit einer ihrer besten Karriereleistungen) auf dem Weg durch das Kriegsgebiet nach Washington D.C. folgt. Texas und Kalifornien haben sich von den USA abgespaltet, formieren nun die Western Federation, und führen als solche Krieg gegen den Rest der Staaten. Lee (Dunst) und ihre Kollegen sind hautnah dabei, wenn die Amerikaner sich gegenseitig beschießen (ohne zum Teil zu wissen, auf wen sie da gerade genau schießen) oder sich unaussprechliche Gräuel antun. Garland lässt die Hintergründe des Konflikts bewusst im Dunkeln, was das Szenario nur umso bedrohlicher wirken lässt, denn am Ende läuft es in seinen Bildern auf die Essenz des Krieges hinaus: Menschen töten einander und wissen zum Teil nicht einmal, warum. Frag nach bei den Soldaten, die sich gerade in der Ukraine beschießen. Ja, es gibt diffuse Kriegsauslöser, „die da oben“ eben, es gibt Propaganda, die das Grauen zu rechtfertigen versucht, aber am Ende liegen da einfach eine Menge zerstückelte Menschen in ihrem Blut, die, hätte man sie vorab gefragt, wohl kaum zugestimmt hätten, ihr Leben für den diffusen Kriegsgrund, welcher auch immer das ist, geben zu wollen. Sie schießen aufeinander, weil sie es eben müssen. Und sie können das nur, weil sie sich ein Stück weit vom Menschsein distanzieren. Wenn dann ein bereits entwaffneter und verwundeter Soldat der Gegenseite beiläufig per Kopfschuss getötet wird oder Soldaten, die sich schon ergeben haben, vor Ort exekutiert werden, so geht das nur, weil man ihn ihnen nicht mehr die Brüder, Freunde, Kollegen sieht, die sie ansonsten in Friedenszeiten vielleicht wären. Und das zeigt Alex Garland in „Civil War“ schonungslos auf. Dazu ist der Film technisch gut gemacht. Drastische Szenen werden teils durch beschwingte Musik konterkarikiert, was das Grauen jedoch nicht abfedert, sondern noch brutaler macht, zeigt diese lockere Musik eben auch die Entmenschlichung in diesen Situationen auf. Alles ist super, wir foltern und töten nur mal eben jenen Typen, mit dem wir damals in die Schule gegangen sind. Uff! Dass es am Ende eines solchen Wahnsinns keine strahlenden Sieger geben kann, versteht sich von selbst.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Auslöschung (2018)

Regie: Alex Garland
Original-Titel: Annihilation
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Science Fiction, Horror
IMDB-Link: Annihilation


Oft tritt Überraschendes zutage beim Sichten von Filmen. So zum Beispiel, dass Thomas Bernhard ein echt leiwander Science Fiction-Autor war. Alex Garland hat seinen Roman „Auslöschung“ zwar ein bisschen gar frei interpretiert, aber hey – das ist das Recht eines jeden Künstlers. So wird aus dem fünfzigjährigen Professor Franz-Josef Murau die junge Biologin und Ex-Soldatin Lena (Natalie Portman). Diese plagt sich damit herum, dass ihr Angetrauter Kane (Oscar Isaac), ein Soldat, seit einem Jahr verschollen ist. Nun steht er plötzlich wieder vor der Tür, ein bisschen schweigsam vielleicht, aber doch in einem Stück. Blöd nur, dass er gleich darauf beginnt, Blut zu spucken, und auf dem Weg ins Krankenhaus wird man gleich mal eingesackelt und unter Quarantäne gestellt. Dabei stellt sich heraus, dass Kane in einer geheimen Mission unterwegs war, die eine seltsame Anomalie, einen „Schimmer“, im Sumpfgebiet von WeißderGeierwoesisthaltwieüblichirgendwoinAmerika, untersuchen sollte. Bislang ist er das einzige Lebewesen, das lebend aus diesem Gebiet zurückgekehrt ist. Und weil’s dem Holden gesundheitlich ja eh nicht so gut geht, dass man groß Hoffnung hegen könnte, und weil Lena gerade ein bisschen fad ist, schließt sie sich kurzerhand der nächsten Mission an, die aus vier Frauen besteht, weil den Männern kann man ja nicht mehr trauen, die kommen nicht zurück und wenn schon, spucken sie Blut und sehen nicht so aus, als würden sie es noch lange machen. Was dann in diesem Sumpfgebiet innerhalb des Schimmers passiert, kann man nicht erzählen, ohne massiv zu spoilern. Nur so viel: Oft fühlt man sich an Tarkowskis „Stalker“ erinnert, manchmal auch an „Jurassic Park“, stimmungsmäßig werden gelegentlich Erinnerungen an „Under the Skin“ wach, und wenn man sich in cineastischer Euphorie etwas zu sehr mitreißen lässt, könnte man auch noch Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“ referenzieren, aber das wäre wohl zu viel des Guten. Was „Auslöschung“ aber definitiv bietet, ist gute und spannende Unterhaltung, die sich intellektuell nicht nur auf Höhe der Grasnarbe aufhält, aber letztlich vielleicht einen kleinen Tick zu viel verspricht als der Film letztlich halten kann.

 


7,0
von 10 Kürbissen