1969

Meine Nacht bei Maud (1969)

Regie: Éric Rohmer
Original-Titel: Ma nuit chez Maud
Erscheinungsjahr: 1969
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Ma nuit chez Maud


Ein braver Kirchgänger, 34 Jahre alt, der gerade von einigen Auslandsjahren in die französische Provinz nach Clermont-Ferrand zurückgekommen ist, trifft auf seinen Jugendfreund, der ihn mit einer Freundin bekannt macht: der geschiedenen Ärztin Maud. Da sich draußen schon bald ein Schneetreiben entwickelt und Maud darauf besteht, dass Jean-Louis, der Katholik, bei ihr bleibt, wird dieser schon bald mit einem Zwiespalt konfrontiert, der ihn ihm tobt. Als gläubiger Christ schätzt er nichts höher als das Sakrament der Ehe, und sein Plan ist es auch, sich bald zu verheiraten – am besten in die hübsche Françoise, die er in der Kirche gesehen, die er sich aber noch nicht anzusprechen getraut hat – doch Maud, verführerisch, belesen und auch ein wenig vom Leben desillusioniert, fordert ihn heraus, sich diesem Konflikt zu stellen. „Meine Nacht bei Maud“ war der größte Kinoerfolg von Éric Rohmer, und man kann auch nachvollziehen, was diesen Erfolg gebracht hat. Denn zum einen ist der Film unglaublich gut gespielt, mit Jean-Louis Trintignant und Françoise Fabian, die sich wie in einem intensiven Tennismatch die Bälle zuschießen und zwischen denen es spürbar knistert. Auch Antoine Videz und Marie-Christine Barrault in Nebenrollen spielen sehr überzeugend. Schöne Menschen sind sie zudem alle. Zum anderen verarbeitet der Film, wenn auch in kühl vorgetragenen, sehr abstrakten Diskussionen, den gut nachvollziehbaren Konflikt zwischen Rollen, die uns zugetragen wurden (in diesem Fall jene des gläubigen Kirchgängers), und dem tief liegenden Begehren. Die Moral ist das, was dazwischen liegt. Dass Jean-Louis ausgerechnet Mathematiker ist und sich so die Welt fast formelhaft zurechtlegen möchte, letztlich aber daran scheitert, ist ein hübsches Detail. Kein einfacher Film, sondern einer, bei dem man konzentriert dabeibleiben muss, doch lohnt es sich, diesem intellektuellem Pingpong zuzuhören, regt es doch weitere Gedanken an, ohne allerdings intellektuell komplett zu überfordern. Zurecht einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

Easy Rider (1969)

Regie: Dennis Hopper
Original-Titel: Easy Rider
Erscheinungsjahr: 1969
Genre: Drama, Roadmovie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Easy Rider


Ich glaube, den Film „Easy Rider“ gibt es nur, weil sich Dennis Hopper und Peter Fonda ein paar lustige Drogen reinpfeifen und mit fetten Motorrädern quer durch die USA tuckern wollten. Denn tatsächlich beschreibt dieser Satz auch gleich den ganzen Film. Es wäre allerdings viel zu kurz gegriffen, den Film auf seinen Inhalt zu reduzieren. Denn wie kaum ein anderes Werk transportiert „Easy Rider“ ein Lebensgefühl. Und ganz gleich, ob man sich mit Drogen schmuggelnden Bikern aus den 60er Jahren identifizieren kann oder nicht: Der Film ist handwerklich so perfekt inszeniert, dass man sich diesem Freiheitsgefühl, das er vermittelt, kaum entziehen kann. Kritische Stimmen bemängeln, dass allein dieses Gefühl nicht ausreicht, dass es den Film nicht trägt und der damit mit der Zeit langweilig wirkt. Und dem ist eigentlich auch nicht großartig zu widersprechen. Denn wer sich nicht mitreißen lassen kann von den psychedelisch angehauchten Dialogen, den Trips über staubige Straßen und durch lethargische Hipster-Kommunen und den Trips, die der Konsum bedenklicher Drogen auf Friedhöfen auslöst, wird keine große Freude mit dem Film haben. Denn die Story selbst ist, wie erwähnt, arg dünn. Meine eigenen Drogenerfahrungen beschränken sich auf gediegene Rotweine, Schokolade und drei Tassen Kaffee vor dem Schlafengehen. Den ärgsten psychedelischen Trip hatte ich bislang, nachdem ich mit Freunden Wasser um die Wette getrunken hatte. (Eine Nachahmung kann ich definitiv nicht empfehlen.) Dennoch hat der Film bei mir gezündet und etwas in mir angesprochen, das sich vielleicht am ehesten als das Gefühl von Eigenbestimmung, Naturverbundenheit und die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, die uns in der modernen Gesellschaft verloren gegangen scheint, bezeichnen lässt. Leben, um zu leben. Davon erzählt der Film. Und diese Botschaft transportiert er schlicht perfekt. Auch wenn das bedeutet, dass man 1,5 Stunden lang zwei (bzw. mit Jack Nicholson dann drei) verpeilten Typen zusieht, wie sie auf Motorrädern durch den Staub knattern.


9,0
von 10 Kürbissen