Krimi

The Devil All the Time (2020)

Regie: António Campos
Original-Titel: The Devil All the Time
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Thriller, Drama, Krimi
IMDB-Link: The Devil All the Time


Grimmig geht’s in Donald Ray Pollocks Roman „Das Handwerk des Teufels“ zu. Menschen fügen sich gegenseitig Leid zu, religiöser Fanatismus trifft auf arme Seelen, die sich nur mit Gewalt zu helfen wissen – das alles ist im Buch eindrücklich geschildert. Glaube ich. Gelesen habe ich es, nur erinnern konnte ich mich nicht mehr daran. Meine Amnesie in litteris, wie Patrick Süskind diesen Zustand beschrieben hat, geht so weit, dass ich nicht mal mehr wusste, ob ich das Buch gelesen habe oder nicht, bis ich es im Regal der gelesenen und nicht in jenem der ungelesenen Bücher entdeckt habe. In gewisser Weise ging also frisch an den Film. Der protzt gleich mal mit einer saustarken Besetzung (Tom Holland, der Rolle des nerdigen Teenagers entwachsen, Jason Clarke, Mia Wasikowska, Bill Skarsgard, Robert Pattinson, Riley Keough uvm.) und authentischen Kleinstadt-Kulissen der 50er-Jahre, vor denen sich das Ingrimm seinen Weg bahnt. Der Teufel schläft nicht, er ist hellwach und treibt seine Sünder vor sich her. Wenn ein Film den Satz homo homini lupus est („Der Mensch ist des Menschen Wolf“) je konsequent dargestellt hat, dann „The Devil All the Time“. Es ist eine finstere Reise, auf die sich der Zuseher begibt. António Campos, der mit der Netflix-Serie „The Sinner“ große Erfolge feierte, nimmt sich Zeit für die episodenhaft ineinander greifenden Geschichten. Das Schlimme daran ist: Man begreift recht früh, dass es keine Erlösung geben kann, aber anders als bei einem Pflaster, das man schnell herunterreißen kann, wird hier der Weg in den Abgrund zelebriert. „The Devil All the Time“ ist kein angenehmer Film, aber er ist auf seine Weise gründlich und konsequent. Und vielleicht sollte ich das Buch doch noch einmal lesen. Es scheint gut gewesen zu sein.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)

Im Schatten des Zweifels (1943)

Regie: Alfred Hitchcock
Original-Titel: Shadow of a Doubt
Erscheinungsjahr: 1943
Genre: Krimi, Thriller
IMDB-Link: Shadow of a Doubt


Gemäß des alten Spruchs „Besuch bereitet immer Freude – entweder beim Kommen oder beim Gehen“ wird das Kleinstadtleben der Familie Newton in Santa Rosa, Kalifornien, gründlich auf den Kopf gestellt, als sich der Bruder der Mutter, Charlie (Joseph Cotten), zu einem überraschenden Besuch einfindet. Dieser lebt eigentlich in New York, aber da ihm zwei finstere Gestalten auf den Fersen sind, richtet er es sich erst einmal bei seiner Schwester ein – sehr zur Freude der nach dem Onkel benannten ältesten Tochter (Teresa Wright). Die hat nämlich das Kleinstadtleben satt – und wenn dann so ein waschechter und manierlicher New Yorker Onkel vorbeischaut, tut sich endlich mal was. Aber sein nervöses und teils abweisendes Verhalten lässt bald erste Zweifel aufkochen. Was, wenn der nette Onkel ein paar Probleme von der Ostküste mitgebracht hat? „Im Schatten des Zweifels“ ist ein grundsolider Thriller, der davon lebt, wie Kleinstadtidylle und großstädtische Kriminalität aufeinanderprallen. Die heile Welt wird von Alfred Hitchcock nach und nach genüsslich demontiert, was der Zuseher durch die Augen der unglaublich naiven Charlie verfolgen kann. Dabei gibt es – wie für Hitchcock üblich – einige herausragende Kamerafahrten zu bewundern, vor allem gleich zu Beginn, als Charlie in New York vor seinen beiden Verfolgern flüchtet. Aus heutiger Sicht mag der Plot nicht mehr ganz so taufrisch wirken, da haben sich andere Klassiker von Hitchcock aus meiner Sicht besser gehalten, aber dennoch versteht es der Meister des Suspense, das Interesse am Film aufrecht zu halten. Ein Großteil der Ehre gebührt dabei auch Teresa Wright, deren Charisma jeden Film sehenswert machen kann. Wie gut für uns alle, dass sie in die Zeitmaschine gestiegen ist, um 1985 in „Zurück in die Zukunft“ Martys Mutter zu spielen.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Verblendung (2011)

Regie: David Fincher
Original-Titel: The Girl with the Dragon Tattoo
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Krimi, Thriller
IMDB-Link: The Girl with the Dragon Tattoo


David Fincher und Thriller, das passt wie Sachertorte und Schlagobers, wie Birkenstock-Schlapfen und Duftkerzen, wie blaue Spitzenpolitiker und Ibiza. A Match Made in Heaven. Und auch wenn der Meister der gepflegten Spannungsunterhaltung mal nicht auf der absoluten Höhe seiner Kunst ist, beweist der Mann zumindest eine solche Handfertigkeit, dass das Resultat seiner Bemühungen jedenfalls als gelungen zu bezeichnen ist. So auch bei dem Remake der Verfilmung des ersten Teils der Millennium-Thriller-Reihe des schwedischen Bestseller-Autors Stieg Larsson. Und nein, dafür gibt es keine Kreativitätspunkte, wenn man das Recycling vom Recycling in die Welt wirft, aber unter der wie immer konzentrierten Regie von David Fincher kann man sich auch so einen Film einmal gönnen, zumal er mit Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer und Stellan Skarsgård eine illustre Besetzung aufweisen kann, die sich auch ordentlich ins Zeug legt. Wenn man dann, so wie ich, weder die Buchvorlagen noch die erste schwedische Verfilmung kennt, ist ohnehin alles wunderbar frisch und damit noch besser genießbar. Für alle Anderen ist der neuerliche Aufguss, der mit einer Laufzeit von über 2,5 Stunden auch recht viel Sitzfleisch abverlangt, zugegebenermaßen vielleicht irrelevant, aber die können dann immerhin nach Sichtung des Films trefflich darüber streiten, ob nun Rooney Mara oder Noomi Rapace die bessere Lisbeth Salander abgibt. Da ich nur Mara in der Rolle kenne, klinke ich mich aus dieser Diskussion aus und halte einfach fest: Die extrem wandelbare Rooney Mara ist auch in dieser Rolle gut aufgehoben. Ansonsten bleibt zu sagen: Der Film ist solide Thriller-Kost, die jetzt nicht unbedingt mit großen Überraschungen glänzt, aber mit einem klaren Fokus auf die Figuren (was ja sehr positiv hervorzuheben ist) inszeniert ist, was den Zuseher auch über einige Leerstellen in der Handlung gut hinweg hebt. Wie gesagt, Fincher und Thriller – da kann prinzipiell nicht viel schiefgehen.

 


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

The Nice Guys (2016)

Regie: Shane Black
Original-Titel: The Nice Guys
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Krimi, Komödie
IMDB-Link: The Nice Guys


Das sind richtig nette Kerle: Ryan Gosling als leicht vertrottelter Privatdetektiv mit Alkoholproblem und einem Pornoschnauzer, der Burt Reynolds neidisch blicken lässt, und Russell Crowe als Schläger ohne Gewissen, aber mit zumindest ein paar grauen Gehirnzellen übrig. Ein seltsamer Fall einer toten Pornodarstellerin und einer verschwundenen Politikertochter führt die beiden zusammen. Wie es halt so ist: Jeder hat ein paar Teile des Puzzles, zusammensetzen müssen sie das Bild aber gemeinsam. Was nicht einfach ist, denn die Gegner stellen sich als äußerst mächtig heraus. Noch dazu kann man von den beiden Nice Guys nicht unbedingt sagen, dass sie sich sofort verstehen. „The Nice Guys“ ist ein lakonischer Spaß, der irgendwo zwischen Coen-Brüder-Filmen und „Inherent Vice“ angesiedelt ist, aus meiner Sicht aber aus beiden Ansätzen das Beste vereint. Klar, diese Lakonie, die Melancholie, die in den Figuren angelegt ist und immer wieder von Situationskomik durchbrochen wird, muss man mögen. Wenn man aber einen Draht für solche Filme hat, wird man hier bestens unterhalten mit einigen denkwürdigen Szenen, die auch nach Jahren noch frisch im Gedächtnis hängen. Russell Crowe und Ryan Gosling funktionieren wunderbar zusammen, allerdings hat der gesamte Cast eine unheimlich gute Chemie. Den Trailer habe ich übrigens eingebettet, weil ich das immer tue, aber ich würde euch empfehlen, diesen nicht anzusehen, wenn ihr den Film nicht schon kennt. Wie leider heutzutage fast schon üblich, sind die besten Stellen, Gags und auch Wendungen darin fein säuberlich eingearbeitet, sodass man sich nach dem Trailer den Film eigentlich sparen könnte. Also, tut es nicht, wenn ihr unvoreingenommen mit dieser Achterbahn fahren möchtet.


8,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Daniel McFadden – © 2014 Warner Bros. Entertainment Inc., Quelle: imdb.com)

Der schwarze Diamant (2019)

Regie: Josh und Benny Safdie
Original-Titel: Uncut Gems
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Krimi, Thriller, Drama
IMDB-Link: Uncut Gems


Die Safdie-Brüder sind gerade der heißeste Scheiß in Hollywood. Mit ihrem Thriller „Uncut Gems“ haben sie Adam Sandler mal wieder die Möglichkeit geboten, abseits flacher Blödeleien als Schauspieler wahrgenommen zu werden – und eines muss man gleich festhalten: Sandler hat diese Steilvorlage dankbar verwertet und bietet eine großartige Leistung als windiger und spielsüchtiger Juwelier Howard Ratner, der für einen Tag einen gigantischen Opal an den Basketball-Star Kevin Garnett verleiht und damit eine bemerkenswerte Abwärtsspirale in Gang setzt. Fortan hechelt er von einem Ort zum nächsten auf der Suche nach Geld, einer Gelegenheit und dem verdammten Edelstein. Vor den Oscars 2020 munkelte mancher sogar, dass Sandler die höchste Anerkennung in Form einer Oscar-Nominierung hätte einfahren können, und es wäre nicht unverdient gewesen. Sein Howard Ratner ist eine denkwürdige Figur, ein Besessener und Getriebener, der Dinge zu kontrollieren versucht, die weit außerhalb seiner Möglichkeiten liegen, nur um nach der einen großen Gelegenheit im Leben zu suchen, mit deren Nutzung alles anders wird. Die Rastlosigkeit dieses Charakters wird von Sandler mühelos getragen. Generell wirkt der ganze Cast sehr authentisch und gut geführt. Dass der Thriller bei mir (anders als bei den meisten anderen Kritikern) dennoch nicht zündet, liegt vor allem am Stil der Safdie Brothers. Der Film ist ruhelos, laut und chaotisch. Jede Einstellung scheint in Bild und Ton zu vibrieren, es gibt keinen ruhigen Moment. Natürlich passt das prinzipiell sehr gut zur Geschichte, aber dieser extrem konsequent verfolgte Stil führt eben auch dazu, dass der Film rasch zu einer Belastung für die Nerven wird. Auf Verschnaufpausen wartet man vergebens. Und am Ende ist man einfach froh, wenn nach zwei langen Stunden der Abspann läuft. Ich glaube, von den Safdie-Brüdern werde ich kein Fan mehr, wenn sie diesem Stil treu bleiben, auch wenn ich ihr Können durchaus anzuerkennen weiß.


5,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Game Night (2018)

Regie: John Francis Daley und Jonathan Goldstein
Original-Titel: Game Night
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Komödie, Krimi
IMDB-Link: Game Night


„Game Night“ von John Francis Daley und Jonathan Goldstein hätte das Zeug zu einem absolut nervigen Film, denn dass der Film auch nur irgendeine Neuigkeit bringt, darauf wartet man vergebens. Hier entpuppt sich plötzlich ein Krimispiel mit Freunden als reales Abenteuer, und die hysterischen Spieler finden sich in Verfolgungsjagden mit Mafia-Gangstern wieder mit all den erwartbaren Verwechslungs-Slapstick-Momenten. „The Game“ von David Fincher lässt grüßen, nur dass der seinen Stoff gleich konsequent als Thriller angelegt hat und nicht als seichte Krimikomödie. Ob Rachel McAdams und Jason Bateman, die sich generell eher dem leichteren Unterhaltungsfach zugehörig fühlen (vor allem letzterer), unter der Regie von Fincher geglänzt hätten? Man kann darüber nur spekulieren. Aber in „Game Night“ funktioniert die Mischung aus spießigen Spielesüchtlern und Mafia-Action erstaunlich gut. Zwar ist der Plot wie zu erwarten sehr vorhersehbar und nicht alle Gags zünden, zumal viele von ihnen mit Ansage kommen, aber die Hauptfiguren sind sympathisch, gut besetzt und haben eine gute Chemie miteinander, das Tempo wird konsequent hoch gehalten und die Macher schrecken nicht vor dem Einsatz von Kunstblut zurück, wenn es das für die Geschichte braucht. Und plötzlich findet man sich kichernd vor dem Fernseher wieder und hat einfach eine richtig gute Zeit. Für einen Popcorn-Filmabend sicherlich nicht die schlechteste Wahl.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat:  © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc., Quelle: imdb.com)

Psycho (1960)

Regie: Alfred Hitchcock
Original-Titel: Psycho
Erscheinungsjahr: 1960
Genre: Thriller, Krimi
IMDB-Link: Psycho


Junger Motel-Besitzer mit guten Manieren stoppt eiskalte Verbrecherin auf der Flucht. Doch leider erfährt dieser nicht die verdiente Anerkennung, sondern wird aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände in einen Strudel sich gegenseitig misstrauender Hobby-Ermittlungen hineingezogen und verliert dabei nicht nur seine geliebte Mama, sondern auch den Verstand. Klar, Alfred Hitchcocks Thriller-Klassiker „Psycho“ ist inhaltlich gut bekannt. Und so ziemlich jeder Mensch auf dieser Erde, ganz gleich, ob er den Film jemals gesehen hat oder nicht, kennt die berühmte Dusch-Szene, in der Janet Leigh den bislang von Fay Wray in „King Kong und die weiße Frau“ gehaltenen Dezibel-Rekord für Filmschreie eindrucksvoll pulverisiert. Aber kann der Film darüber hinaus auch heute noch spannende Unterhaltung bieten? Die klare Antwort lautet: Ja! Es ist wenig verwunderlich, dass Hitchcock als Meister des Suspense gefeiert wurde, denn auf diesem Gebiet war er seiner Zeit ganz einfach weit voraus. Mit seinem Gespür für Spannungsbögen und Dramaturgie und seinem Auge für interessante Settings (das Herrenhaus hinter dem Bates-Motel gehört zu den gruseligsten Häusern der Filmgeschichte) und von inneren Dämonen gequälten Charakteren hat er zeitlose Meisterwerke geschaffen, die auch heute noch für kurzweilige Filmabende sorgen. Für mich kommt „Psycho“ nicht ganz an andere seiner Meisterwerke, allen voran „Das Fenster zum Hof“, heran, dazu ist mir die Hauptfigur Marion Crane schlicht zu unsympathisch, und ich gebe der im Biopic „Hitchcock“ von Helen Mirren gespielten Ehefrau Alma Recht, als sie Hitchcocks Zweifel, ob er seine Hauptfigur nach der Hälfte des Films einfach sterben lassen könne, mit einem trockenen „Kill the bitch earlier“ ausräumte. Aber sei’s drum, der Rest – und vor allem Anthony Perkins‘ grandiose Darstellung als Norman Bates – ist gemacht für die Ewigkeit.


8,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Trance – Gefährliche Erinnerung (2013)

Regie: Danny Boyle
Original-Titel: Trance
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Krimi, Thriller
IMDB-Link: Trance


Ich mag Filme von Danny Boyle. Er pflegt einen vibrierenden, energiegeladenen, optisch sehr einzigartigen Stil. Dieser kann manchen Zuseher auch schnell mal nerven, das ist klar. Ultrarealistische Bilder sind nicht so das Ding des Briten, der für „Slumdog Millionär“ 2009 mit einem Oscar prämiert wurde. Aber dafür erkennt man Boyles Filme an fast jeder einzelnen Kameraeinstellung. „Trance“ aus dem Jahr 2013 ist einer seiner unbekannteren Filme. Qualitativ braucht sich dieser aber nicht zu verstecken. Gleich die Eingangssequenz weiß zu packen: Simon Newton (James McAvoy), ein Auktionator für ein großes Kunstauktionshaus, erklärt die Sicherheitsmaßnahmen, die bei solch großen Auktionen gelten, um die teuren Kunstwerke vor Raub und Diebstahl zu schützen. Auftritt Franck (Vincent Cassel), der mit seinem Team genau die gerade vorgestellten Maßnahmen genüsslich zunichte macht und in einem dreisten Coup ein Gemälde von Goya inmitten der Versteigerung klaut. Nur blöd, dass sich der Koffer, in dem sich das teure Bild befinden soll, als leer herausstellt. Und noch blöder, dass Franck Simon vor der Flucht noch eins übergebraten hat, sodass sich dieser nicht daran erinnert, wohin er das Gemälde in Sicherheit gebracht hat. Aber vielleicht kann die hübsche Hypnotiseurin Elizabeth Lamb (Rosario Dawson) ja die Erinnerung auffrischen. An sich ist in dem Plot schon genug Zündstoff für einen packenden Thriller enthalten. Aber damit gibt sich das Drehbuch nicht zufrieden. Es werden nicht nur doppelte Böden gelegt, sondern gleich drei- bis vierfache. Das Katz-und-Maus-Spiel aller Beteiligten sorgt für Kurzweil, aber mitunter, wenn man nicht aufpasst, auch für Konfusion. Das alles ist enorm stylish in Szene gesetzt. „Trance“ weiß von der ersten bis zur letzten Minute zu packen, und auch wenn dann manchmal die Handlung etwas arg unrealistisch und teils auch wirr wird, so kann man sich dennoch darauf verlassen, von den WTF-Momenten, die einander die Klinke in die Hand geben, über die ganze Laufzeit bei Laune gehalten zu werden.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2013 – Fox Searchlight Pictures, Quelle: imdb.com)

Molly’s Game – Alles auf eine Karte (2017)

Regie: Aaron Sorkin
Original-Titel: Molly’s Game
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Krimi, Biopic, Drama
IMDB-Link: Molly’s Game


James Joyce wäre verblüfft, hätte er gesehen, was aus seiner Molly Bloom geworden ist. Nämlich eine abgebrühte Unternehmerin auf der Schattenseite des Wirtschaftslebens, die illegale Pokerspiele für Reich & Schön organisiert, für Hollywood-Stars, aufstrebende Neureiche, Dotcom-Millionäre, und das eine oder andere namhafte Mitglied der Russenmafia taucht auch gelegentlich in diesem illustren Kreis auf. Aber was soll’s – der Rubel rollt, und Molly verdient gutes Geld. Bis eines Tages ein paar uniformierte Herren mit finsterem Blick in ihrer Wohnung stehen. So rasant der Aufstieg, so schnell kann es auch wieder bergab gehen. Aber Molly Bloom ist eine findige junge Dame, und so verarbeitete sie ihre Geschichte ganz einfach in einer Biographie, die zum Bestseller wurde. Und eben jenen Bestseller verfilmte 2017 ein echtes Dreamteam: Aaron Sorkin, mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor (u.a. für „The Social Network“ oder „Moneyball“), als Autor und Regisseur sowie Jessica Chastain in der Hauptrolle der Molly Bloom. In ihrem jeweiligen Fach sind beide absolute Ausnahmekönner. Dass Jessica Chastains Karriere bislang noch nicht Oscar-gekrönt ist, kann man nur als schweres Versäumnis werten. Ihnen zur Seite stehen weitere namhafte Kollegen wie beispielsweise Idris Elba als Molly Blooms Anwalt oder Kevin Costner als ihr Vater. Auch Michael Cera macht als notorischer Pokerspieler eine gute Figur. Warum „Molly’s Game“ trotz aller Ingredienzien dennoch nicht zu 100% zündet, liegt an der dann doch etwas zähen Spieldauer von fast 2,5 Stunden. Aaron Sorkins Drehbücher sind immer raffiniert, klug geschrieben, dialogreich und subtil. Auf die Dauer von 2,5 Stunden ausgebreitet können sie aber auch anstrengend werden, da sie ein hohes Maß an Konzentration vom Zuseher erfordern. Genau das erweist sich als einzige kleine Schwachstelle in einem ansonsten sehr guten, sehenswerten und toll gespielten Film.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Michael Gibson – © 2017 – STX Films, Quelle: imdb.com)

Basic Instinct (1992)

Regie: Paul Verhoeven
Original-Titel: Basic Instinct
Erscheinungsjahr: 1992
Genre: Erotik, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Basic Instinct


Als Teenager bei der Oma zu übernachten, war schon eine feine Sache. Man hatte sein eigenes Zimmer mit Fernseher, und spätestens um 10 Uhr abends war die Oma müde und ging schlafen – rechtzeitig zu den interessanteren Sendereihen wie beispielsweise die „Sommernachtsphantasien“ – erotische Filme zu später Stunde. Die Qualität dieser Filme war meist solala, aber es gab nackte Brüste zu bestaunen. Was solche anatomischen Erkenntnisse mit pubertierenden Teenagern anstellen können, mag man sich ausmalen. Auf der gehobenen Seite dieser Filme gab es zumal auch Klassiker wie Verhoevens Skandalfilm „Basic Instinct“. Gebt es zu, ihr kennt ihn alle. Zumindest die Szene, in der Sharon Stone, die mit diesem Film zum neuen Sexsymbol der 90er gekürt wurde, während eines Verhörs die Beine übereinander schlägt und man noch weitere anatomische Erkenntnisse gewinnt. Da reißt es nicht nur Michael Douglas die Glupschaugen auf. Ich selbst war eigentlich nie ein großer Fan dieser Szene. Stones Frisur war mir hier zu streng. Ich mochte sie mit offenen Haaren lieber. Tja, die Oberflächlichkeit der Jugend. Vielleicht erklärt das auch meine späte Entwicklung in wichtigen Fragen des Erwachsenwerdens. Jedenfalls war ich nach dem Ansehen des Films ein bisserl verliebt. Und reichlich verwirrt. Dass ich mich noch an den Inhalt erinnern kann (der im Übrigen sämtliche Klischees bedient, die man sich vorstellen kann), grenzt an ein Wunder. Was aber auch wiederum für den Film spricht, der sich damit zumindest nachhaltig von den restlichen Machwerken, die im Rahmen der „Sommernachtsphantasien“ und ähnlichen Programmschienen gezeigt wurden, abhebt. Heute kann man den Film wohl kaum mehr ohne das Gefühl des Fremdschämens ansehen, und man freut sich für Michael Douglas, dass ihm die Zuseherschaft rasch verziehen hat, und für Sharon Stone, dass Scorsese sie dennoch für „Casino“ gecastet hat, worin sie schlicht umwerfend war. Der Skandal von damals würde heute kaum mehr als ein Gähnen hervorrufen. Aber als Kind seiner Zeit hat der Film unbestritten Eindruck hinterlassen und sich einen Platz in der Filmgeschichte und meinen erotisch aufgeladenen Erinnerungen gesichert. Nostalgische 6 Kürbisse.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Columbia TriStar/Getty Images – © 2013 Getty Images, Quelle: imdb.com)