Kriegsfilm / Anti-Kriegsfilm

Rogue One: A Star Wars Story (2016)

Regie: Gareth Edwards
Original-Titel: Rogue One: A Star Wars Story
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Science Fiction, Kriegsfilm, Abenteuerfilm, Action, Fantasy
IMDB-Link: Rogue One: A Star Wars Story


Als ich hörte, dass Gareth Edwards einen Star Wars-Film mit Felicity Jones dreht, bekam ich Schnappatmung. Gareth Edwards ist für mich einer der interessantesten Regisseure derzeit („Monsters“ halte ich für einen der intelligentesten Science Fiction-Streifen der letzten Jahre, und er hat nach dem Emmerich-Desaster auch Godzilla wieder ein würdevolles zweites Leben eingehaucht), und in Felicity Jones bin ich seit „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ein bisserl verliebt. Dazu kommen solche Kapazunder wie der stets überragende Mads Mikkelsen oder Oscar-Preisträger Forest Whitaker (kleiner Vorgriff: da ist er mal wieder verschenkt – by the way, ich kenne kaum einen zweiten Schauspieler, der so sehr zwischen „grandiose Performance“ und „völliger Griff ins Klo“ schwankt wie Whitaker), der sympathische Diego Luna und das eine oder andere Wiedersehen mit alten Bekannten. Herzliche Grüße an die CGI-Abteilung an dieser Stelle – Jungs, I’ve noticed! Dazu soll „Rogue One“ düsterer sein als es die bisherigen Star Wars-Filme waren. Alles war also angerichtet für den Film des Jahres. Aber ist er das auch?

*trommelwirbel*

Nein. Denn obwohl der Film verdammt viel richtig macht, vor allem in der zweiten Hälfte, hat er auch seine Schwächen, die dazu führen, dass ich zwar einen wirklich guten Film gesehen habe, einen düsteren (ohmeingottmeingottdasende!), einen dem Star Wars-Universum auf jeden Fall gerecht werdenden und es bereichernden, aber, ganz ehrlich, von Perfektion sind wir noch ein gutes Stückerl entfernt. Für einen perfekten Film hätte „Rogue One“ am Anfang weniger zwischen Schauplätzen und Figuren herumhüpfen dürfen (man könnte die erste halbe Stunde auch wunderbar als „Star Wars-Reiseführer“ verkaufen – jeder Ort kompakt in fünf Minuten beschrieben, und auf zur nächsten Sehenswürdigkeit), für einen perfekten Film hätten die Figuren, die an sich toll und vielfältig zusammengestellt wurden, mehr Tiefe gebraucht, aber was „Rogue One“ dafür am Ende richtig gut macht: Es wird konsequent aufgeräumt. Aktionen haben Folgen. So ist es nun mal im Leben – und wenn auch viel zu selten im Film, so diesmal in Star Wars. Macht euch gefasst auf eine letzte halbe Stunde, die euch in den Sessel kleben wird, auch weit nach dem Abspann hinaus. Dafür applaudiere ich Gareth Edwards und den Leuten, die am Drehbuch mitgewirkt haben. So bleibt als Fazit: Man hätte zwar einiges besser machen können und ein 100%ig runder Film wollte das Ding einfach nicht werden, aber ein Kinobesuch lohnt sich allemal.


8,0
von 10 Kürbissen

Wege zum Ruhm (1957)

Regie: Stanley Kubrick
Original-Titel: Paths of Glory
Erscheinungsjahr: 1957
Genre: Anti-Kriegsfilm, Drama
IMDB-Link: Paths of Glory


Der Erste Weltkrieg, ein Schützengraben, zitternde Männer, dahinter ein Hügel mit feindlichen Stellungen, ein geltungssüchtiger und karrieregeiler General, ein völlig sinnloser Befehl zu einem Ausfall, und die Männer sterben wie die Fliegen. In drastischen Bildern zeigt Stanley Kubrick in seinem vierten Film, der ihm den endgültigen Durchbruch brachte, die Sinnlosigkeit des Sterbens im Krieg auf. Die eigentliche Geschichte entspinnt sich aber nach der gescheiterten Offensive, als der General, um seinen eigenen Kopf zu schützen, die Verantwortung abwälzen möchte und drei einfachen Soldaten als Sündenböcke den Prozess machen möchte. Diese werden hingerichtet, sofern sie des Vorwurfs „Feigheit vor dem Feind“ schuldig gesprochen werden. Der von Kirk Douglas gespielte Colonel Dax bemüht sich nach Kräften, die drei wahllos ausgewählten Männer vor dem Tribunal zu vertreten. So wird in der zweiten Hälfte des Films aus dem Anti-Kriegsfilm gleichzeitig ein Justizkrimi. Doch im Krieg gelten andere Gesetze als jene der Menschlichkeit.

„Paths of Glory“ ist ein Film, der den Zuseher aufrüttelt und erschüttert. Man möchte schreien angesichts der würdelosen Farce, die den Soldaten mitgespielt wird. Die Ordensträger bringen ihren Arsch bequem in Sicherheit, doch die einfachen Männer, die aus den Launen des Schicksals und ihrer „Volksvertreter“ in den Rachen des Krieges geworfen wurden, haben nicht den Funken einer fairen Chance. Kubrick beschönigt nichts. Wenn das Artilleriefeuer in der Nacht für einen kurzen Augenblick die aufgerissene Landschaft zeigt, die von verstümmelten Leichen übersäht ist, hält er voll drauf. Er schwenkt auch nicht weg, wenn einer der Soldaten, die sinnlos hingerichtet werden sollen, den Verstand verliert und mit dem Kopf gegen die Wand rennt. Er scheint sich an uns, die Zuseher, wenden zu wollen, um zu sagen: „Das ist Krieg. So sieht er aus. Seht nicht weg, denn ihr da draußen in euren gemütlichen Sofas und Kinosesseln tragt die Verantwortung, dass so etwas nie wieder passiert.“


8,0
von 10 Kürbissen