Regie: Lana Wilson
Original-Titel: Miss Americana
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Miss Americana
Keine Frage: Wenn eine musikalisch sich dem Independent- und Alternative-Genre zugehörig fühlende Freundin während des Urlaubs extra um drei Uhr in der Früh den Wecker stellt, um Karten für die Tournee 2024 von Taylor Swift zu ergattern, oder wenn die Tageszeitung DerStandard damit beginnt, im Sportteil über einen hierzulande wenig bekannten Footballspieler zu berichten, nur weil er gerade der Hauptprotagonist des nächsten Taylor Swift-Albums ist, kann man von einem weltweiten Phänomen sprechen. Der als junge Countrysängerin gestarteten Pop-Prophetin kann man sich nicht entziehen. Und natürlich darf eine Dokumentation, die den bisherigen Karriereweg von Taylor Swift nachzeichnet, nicht fehlen. Lana Wilson nimmt sich dieses Jobs routiniert an. Frühe Aufnahmen deuten den Ehrgeiz der jungen Sängerin, der sie schließlich bis an die Spitze geführt hat, an. Doch begnügt sich Lana Wilson nicht damit, Schlaglichter auf diesen bisherigen Weg zu werfen, sondern gönnt Swift auch Raum, sich selbst auszudrücken und Dinge anzusprechen, die sie bewegen, wie zum Beispiel Body-Shaming, ihrer daraus resultierenden Essstörung und generell den Social Media-Mob, dem man als Künstler heute ausgesetzt ist. Das ist erfrischend ehrlich und durchaus interessant. Dennoch kommt Lana Wilsons Dokumentation nicht über den Status des Gewöhnlichen hinaus, weil sie eben sehr konventionell und damit vorhersehbar angelegt ist. Brav werden die einzelnen Stationen des Lebens abgehakt, dazwischen gibt es eben immer wieder aktuelle Aufnahmen, in denen Taylor Swift die Facette von sich zeigen kann, die sie gerade zeigen möchte, und Cat Content gibt es ebenfalls. Eh nett, eh kurzweilig, aber die große Erleuchtung wartet am Ende nicht. Für Swifties natürlich dennoch so etwas ähnliches wie die Heilige Bibel, nur ohne Leidensweg und Kreuzigung – das verträgt sich nicht mit Popmusik. Amen.
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5,5 Kürbisse
(Bildzitat: © Courtesy of the Sundance Film Festival, Quelle http://www.imdb.com)