Regie: Mark Monroe
Original-Titel: Titan: The OceanGate Disaster
Erscheinungsjahr: 2025
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Titan: The OceanGate Disaster
Am 18. Juni 2023 verschwand ein privates U-Boot auf dem Weg zum Wrack der Titanic plötzlich von der Bildfläche. Mit an Bord: OceanGate-Gründer und Besitzer Stockton Rush, Tiefseeforscher Paul-Henri Nargeolet und drei zahlende Gäste. Ich kann mich noch gut an die medialen Spekulationen erinnern: Was, wenn sie mit einem technischen Problem auf dem Meeresgrund liegen? Wie lange reicht der Sauerstoff? Wie kann man sie suchen und bergen? Doch zu diesem Zeitpunkt waren alle fünf Insassen schon tot, ums Leben gekommen durch eine Implosion, als die Kohlenstofffaserhülle dem Wasserdruck nachgegeben hatte. Gewissheit wurde das einige Tage später, als erste Wrackteile entdeckt wurden. Wie konnte es dazu kommen? Mark Monroe rekonstruiert in seiner Netflix-Dokumentation zwei Jahre später die Geschichte, die vom Aufstieg und Fall eines genialen Unternehmers handelt, die als Blaupause zum Verständnis solcher exzentrischer Gestalten dienen kann. Denn schnell wird klar: Diese Katastrophe wurde nicht nur durch Fehler in der Konstruktion verursacht, sondern primär durch das Selbstbewusstsein und die damit verbundene Fehleinschätzung eines Mannes, der glaubte, über den Dingen zu stehen. Mir fallen X (pun intended) weitere solcher „Genies“ ein, auf die Verhaltensmuster, wie Stockton Rush sie zeigte, übertragbar wären. Insofern ist „Titan: Die OceanGate-Katastrophe“ ein erhellender Film und als solcher sehenswert. Allerdings trägt er ein Problem mit sich, das vielen, wenn nicht sogar den meisten dieser Katastrophen-Rekonstruktionen zu eigen ist: Der Inhalt ist in ein allzu starres Korsett gezwängt. Chronologisch wird anhand von Interviews (aus dem Insider-Kreis natürlich) und Archiv-Material die Geschichte nacherzählt, wie man sie auch auf Wikipedia zu lesen bekommt. Aufstieg des charismatischen Unternehmers, eine unmöglich zu realisieren erscheinende Vision, erste Erfolge und Durchbrüche, dann die ersten Probleme, das Ignorieren oder Beiseitewischen dieser Probleme, bis es zur Katastrophe kommt, und danach noch die juristische Aufarbeitung. Das Drehbuch folgt einer Checkliste für derartige Dokumentationen und geht konsequent jeglichem Ansatz einer originellen Bearbeitung aus dem Weg. Das ist natürlich der sichere Weg zum Ziel, aber sonderlich spannend ist es nicht. Zu sehr verlässt sich Mark Monroe in seiner Bearbeitung des Stoffes darauf, dass die Geschichte an sich schon interessant genug ist. Das ist ja auch in Ordnung, aber mehr als 5,5 Kürbisse gibt es dafür halt nicht.

5,5 Kürbisse
(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)





