Abenteuerfilm

Das fünfte Element (1997)

Regie: Luc Besson
Original-Titel: The Fifth Element
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Fifth Element


Wenn Luc Besson im Regiestuhl sitzt, darf man gespannt sein. Die Bandbreite des Outputs geht dann von genial (zB „Léon – Der Profi“) über sehr sehenswert (zB „Nikita“) bis hin zu sehr mäßig (zB „Lucy“ oder „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten„). Beim seinem Sci-Fi-Spektakel „Das fünfte Element“ aus dem Jahr 1997 handelt es sich glücklicherweise um einen Vertreter der ersten Kategorie. Besetzt mit einer ganzen Star-Riege (Bruce Willis, Milla Jovovich, Gary Oldman, Chris Tucker, Ian Holm, Luke Perry) ist der Film einer der kommerziell erfolgreichsten europäischen Filme aller Zeiten. Das muss ja nicht zwangsweise einhergehen mit hoher Qualität, aber „Das fünfte Element“ macht nahezu alles richtig. Erzählt wird eine epische futuristische Weltrettung mit Ingredienzen, die allesamt etwas over the top sind: Humor, Kostüme, Kulissen – hier ist einfach alles bunt und abgedreht. Selbst Gary Oldman als Superschurke Jean-Baptiste Emanuel Zorg hat die Lacher auf seiner Seite. Der Film macht einfach Spaß – von Anfang bis Ende. Die Story ist fast nebensächlich. Es geht darum, dass alle 5.000 Jahre das Böse aus dem All auftaucht und alles Leben (vorzugsweise auf der Erde) verschlingen möchte. Doch das Gute hat eine Superwaffe, nämlich das fünfte Element (eine Milla Jovovich mit knallrot gefärbten Haaren), das zusammen mit den anderen vier Elementsteinen (Wasser, Feuer, Erde, Luft) das Böse besiegen kann. Blöd nur, wenn das fünfte Element beim Versuch, der Polizei zu entkommen, einem grantigen Taxifahrer (Bruce Willis), der auf der Suche nach der perfekten Frau ist, durch das Dach ins Taxi fällt. Und noch blöder, wenn oben genannter Superschurke auf der Seite des ultimativ Bösen steht und die Elementsteine in seinen Besitz bringen möchte. Dann wird das alles plötzlich ein großes Durcheinander. Irgendwie macht das nicht wirklich viel Sinn, aber eben jede Menge Spaß. Schweinsgesichtige Söldner, Kostüme von Jean Paul Gaultier, dämliche Admirale, abenteuerlustige Priester, Oper und Industrial – hier findet zusammen, was nicht zusammen gehört. Und so funktioniert der Film auch über 20 Jahre nach seiner Entstehung ausgezeichnet. Ein Kultfilm.

PS: Ihr Hollywood-Leute, eines sei euch gesagt: Wenn ihr diesen Film in einem Remake verhunzt, dann gibt’s was auf die Mütze!


9,0
von 10 Kürbissen

Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018)

Regie: J. A. Bayona
Original-Titel: Jurassic World: Fallen Kingdom
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Thriller
IMDB-Link: Jurassic World: Fallen Kingdom


Vor 25 Jahren musste ein nervöser Versicherungsmakler mitten im Unwetter auf einer Freizeitparkinsel dringend aufs Klo. Die Entledigung seines Abendessens war seine letzte Handlung, ehe er selbst als Abendessen im Magen eines Tyrannosaurus Rex landete. The circle of life. Jedenfalls erzitterte in jenem Jahr die Welt zum ersten Mal vor der Urgewalt der Dinosaurier. „Jurassic Park“ war und ist ein Meilenstein der Filmgeschichte, und auch heute noch sehe ich den Film unheimlich gern. Es folgen zwei weitere Jurassic Park-Fortsetzungen, die recht unterhaltsam waren, aber nicht mehr auf dem Niveau des ersten Films. Im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends beschloss Universal etwas Bahnbrechendes und Kreatives und brachte 2015 mit „Jurassic World“ ein Re-Boot heraus. Der Film war im Grunde eine Wiederholung des ersten Jurassic Park-Films, nur mit noch fieseren Dinosauriern, die man nun extra im Labor herangezüchtet hat. Drei Jahre später bekommt die Reihe nun den nächsten Aufguss. Wieder sind Chris Pratt und Bryce Dallas Howard mit dabei, die schon in „Jurassic World“ als Dino-Appetizer durch den Dschungel gerannt sind – mit zum Teil erstaunlichem Schuhwerk. Diesmal haben sie immerhin passende Schuhe an, aber dafür tun sich in „Jurassic World: Fallen Kingdom“ an anderer Stelle Logiklöcher auf, so groß, dass da locker ein Brontosaurus durchstapfen könnte. Insider-Tipp: Auf die Story besser nicht achten. Im Grunde ist die auch rasch erzählt: Dino-Insel droht zu explodieren, Rettungsmission startet, Insel explodiert, ein paar Dinos werden gerettet und toben sich später in ihrem neuen Domizil aus. Und weil das nicht reicht, mischt auch noch eine neue Laborratte mit, die noch fieser und noch tödlicher und noch teurer ist als das Viech, das im ersten Jurassic World-Film die Insel lahmgelegt hat. „Jurassic World: Fallen Kingdom“ ist natürlich Effektkino. Am besten mit Popcorn zu genießen. Und der Film hat seine guten Momente, keine Frage. Die Szene, in der die Dinosaurier panisch vor dem Vulkanausbruch flüchten und trotzdem dem Untergang geweiht sind, ist herzerweichend. Allerdings liegt darin auch das größte Manko des Films: Die Dinosaurier, die in der ursprünglichen Trilogie noch wilde, unberechenbare Reptilien waren, werden hier immer mehr vermenschlicht. Dadurch wird die ohnehin dünne Story-Suppe noch etwas weiter verdünnt, und irgendwie verlieren die mächtigen Urzeit-Tiere dadurch auch ein wenig von ihrer Exotik, die die ersten Filme noch getragen hat. Insgesamt ist „Jurassic World: Fallen Kingdom“ ein unterhaltsamer, spannender Film, hat aber unübersehbare Schwächen, die mir schon das Vergnügen ein bisschen verhagelt haben. Vielleicht sollte man das Mesozoikum auch einfach mal ruhen lassen.


5,0
von 10 Kürbissen

Solo: A Star Wars Story (2018)

Regie: Ron Howard
Original-Titel: Solo: A Star Wars Story
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Solo: A Star Wars Story


Es gibt eigentlich ein paar ikonische Rollen, die untrennbar mit ihrem jeweiligen Schauspieler verbunden sind, dass jede andere Besetzung einem Sakrileg gleich kommen würde. So zum Beispiel Indiana Jones, der immer mit Harrison Ford verbunden sein wird. Oder der Blade Runner Rick Deckard, der von Harrison Ford genial verkörpert wurde. Oder Dr. Richard Kimble, der von Tommy Lee Jones gejagte Arzt in „Auf der Flucht“, der von Harrison Ford gespielt wurde. Und natürlich: Harrison Ford als Han Solo. Kann ein Jungspund wie Alden Ehrenreich in diese großen Fußstapfen treten? Ich hatte so meine Zweifel. Die sind nun nach der Sichtung von „Solo: A Star Wars Story“ vielleicht nicht gänzlich gewichen und in gegenteilige Begeisterung verkehrt, aber zumindest weitestgehend ausgeräumt. Denn Ehrenreich macht die Sache im Rahmen seiner Möglichkeiten gut. Er stellt einen jugendlich rebellischen, unangepassten Han Solo dar, der erst einmal zum gelassenen Sarkasmus der späteren Jahre („Lieber kleine Freunde als keine Freunde“) finden muss, aber das verschmitzte Grinsen schon wie eine Waffe trägt. Verliebt ist er halt, und ein Schiff hat er noch nicht – die Geschichte, wie er Lando Calrissian (Donald Glover) den Falcon abluchst, wird ebenso erzählt, wie es zur Bekanntschaft und Freundschaft mit Chewbacca kam. Erst einmal muss er aber im Dienste des Söldners Tobias Beckett (nicht zu verwechseln mit Samuel Beckett und dessen Godot), routiniert gespielt von Woody Harrelson, für dessen Auftraggeber eine große Menge des Super-Kraftstoffs Coaxium klauen. Und natürlich ist das noch schwieriger, als es ohnehin schon klingt. Nach einem gescheiterten Versuch wird der Söldnertruppe vom Schurken Dryden Vos (Paul Bettany) Hans alte Flamme Qi’ra (weil man nicht einfach Kira schreiben kann) an die Seite gestellt, die dank der unergründlichen Wege des Schicksals in Drydens Dienste geraten ist. Kira auf Außerirdisch ist adrett und hübsch anzusehen, wird sie doch von Emilia Clarke gespielt, die zarte, kleine Schöne, die auch mal kräftig austeilen kann, wenn nötig. Klar, dass die Hormone des Jung-Hans verrückt spielen – würden meine auch, wenn mich Emilia Clarke so schmachtend ansehen würde. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Immerhin wartet „Solo: A Star Wars Story“ – trotz üblicher Vorhersehbarkeit – im letzten Drittel mit einem lässigen Twist auf. Im Grunde ist aber der Film nicht mehr, aber auch nicht weniger ein gut gemachtes und überraschungsfrei erzähltes Weltraumabenteuer, das sich am besten mit Cola/Bier und Popcorn genießen lässt. Ob es der Anspruch der Star Wars-Saga ist, künftig „nur“ noch gute Unterhaltung zu bieten, sei mal dahingestellt, aber zumindest das liefert das neueste Spin-Off so zuverlässig, wie man es von einem Projekt dieser Größe erwarten kann.


7,0
von 10 Kürbissen

Uzala der Kirgise (1975)

Regie: Akira Kurosawa
Original-Titel: Dersu Uzala
Erscheinungsjahr: 1975
Genre: Drama, Abenteuerfilm, Biopic, Historienfilm
IMDB-Link: Dersu Uzala


Das Medium Film ist international. So saß ich heute im Gartenbaukino in Österreich, um einen russischen Film eines japanischen Regisseurs mit schwedischen Untertiteln zu sehen, in dem es um einen Kirgisen geht, der eigentlich ein indigener Nanaier ist. Alles klar? „Dersu Uzala“ (wie der Film von Meisterregisseur Akira Kurosawa heißt, „der Kirgise“ im Deutschen ist schlicht ein Fehler) erzählt die Geschichte einer Freundschaft in der unwirtlichen Taiga. Der russische Entdecker Wladimir Arsenjew macht 1902 zufällig die Bekanntschaft mit eben jenem Dersu Uzala, einem älteren Nanai, der durch die Pocken Frau und Kinder verloren hat, und sich allein als Jäger durchschlägt. Arsenjew und Dersu Uzala sind sich sofort sympathisch, und so begleitet Dersu Uzala die russische Expedition als Führer. Auf dieser Expedition, bei der schon der kleinste Fehler den Tod durch die unbarmherzige Natur bedeuten kann, freunden sich die beiden sehr unterschiedlichen Männer an, doch mit dem Ende der Expedition trennen sich auch ihre Wege wieder. Als Arsenjew Jahre später wieder in die Gegend kommt, trifft er erneut auf Uzala, und wieder begleitet Dersu Uzala seinen alten Freund und die Männer, die er anführt, durch die Wildnis. Doch Uzala ist nicht mehr der Jüngste. Seine Augen werden schwächer, und Arsenjew erkennt, dass das Leben da draußen für ihn kaum mehr zu bewältigen ist, wenn er nicht gut sieht. „Dersu Uzala“ erzählt über 2,5 Stunden eine sehr reduzierte, fast schon unspektakuläre Geschichte. Es gibt keinen Feind zu bekämpfen außer der grausamen Natur selbst. Die meiste Zeit über sieht man Männer, die sich durch Schnee und Eis und dichte Wälder kämpfen. Und dennoch steckt sehr viel in diesem Film. Diese fast schon meditative Ruhe, die der Film in seinen grandiosen Naturaufnahmen ausstrahlt, bildet die Fläche, auf der sich die Freundschaft der beiden unterschiedlichen Charaktere aufbauen kann. Und dennoch spürt man, dass sich die beiden Männer trotz aller Nähe, trotz der Gefahren, die sie gemeinsam durchstehen, fremd bleiben – zu fremd nämlich sind sich die Welten, aus denen sie kommen. Dieser Clash of Culture wird von Akira Kurosawa ohne Wertung erzählt. Jeder behält seine Würde in diesem Aufeinandertreffen bei. Das Ende ist konsequent, lakonisch und hinterlässt dennoch (oder gerade deswegen) einen bleibenden Eindruck. Nur hier erlaubt sich Kurosawa so etwas wie einen zynischen Zwischenruf. Doch auch der ist im Grunde nicht sein eigener – denn die Geschichte von Dersu Uzala hat sich tatsächlich so abgespielt. Zynisch war hier das Schicksal selbst.


7,5
von 10 Kürbissen

Robin Hood, König der Vagabunden (1938)

Regie: Michael Curtiz und William Keighley
Original-Titel: The Adventures of Robin Hood
Erscheinungsjahr: 1938
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: The Adventures of Robin Hood


„Robin Hood, König der Vagabunden“ (auch vermarktet als „Die Abenteuer des Robin Hood“) ist quasi der Urknall des Strumpfhosenfilms. Enger saßen die Strumpfhosen erst 40 Jahre später im ersten Superman-Film. Außerdem war das bunte Technicolor-Abenteuer stilbildend für die kommenden Robin Hood-Filme, darunter das Zeichentrickabenteuer von Disney (wird wohl für den Rest meines Lebens meine Lieblingsverfilmung des Robin Hood-Themas bleiben) oder die wunderbare Parodie „Helden in Strumpfhosen“, womit wir wieder beim wichtigsten Ausstattungsmerkmal des Klassikers wären. Generationen von Menschen sind dank des Films in der festen Überzeugung aufgewachsen, dass Bogenschützen lustige Federhüte tragen müssen, in Grün und Rot gekleidet sind und im Idealfall auch noch wie Errol Flynn aussehen. Ich denke, damit sind auch viele schlechte Bewertungen der Ridley Scott-Gurke aus dem Jahr 2010 erklärt. Robin Hood als grimmiger Muskelprotz, der auch blutet, schwitzt und Dreck im Gesicht hat? Sakrileg! Denn wenn man sich auf etwas in „Robin Hood, König der Vagabunden“ verlassen kann, dann darauf, dass niemand blutet, schwitzt oder Dreck im Gesicht hat. Fröhlich grinsend und scherzend hüpfen die Schauspieler bei den Schlachtenszenen im Kreis herum – gerade, dass sie sich nicht alle, ob Freund oder Feind, an den Händen fassen und einen Ringeltanz aufführen. Wenn nur alle körperlichen Auseinandersetzungen so herzerfrischend wären, unser Planet wäre friedlicher als ein Sonntagsbrunch in einem buddhistischen Kloster. Jedenfalls ist „Robin Hood, König der Vagabunden“ eine herrlich naive und unschuldige Angelegenheit, beim Lachen wirft man den Kopf zurück (und da man sehr viel lacht in diesem Film, frage ich mich, ob sich Errol Flynn nicht irgendwann mal während der Dreharbeiten eine Genickstarre eingefangen hat) und gegessen wird natürlich schmatzend und lachend von zehn Kilo schweren Keulen (Ursprungstier: Brontosaurier). Und das alles macht schon auch richtig Spaß. Ernst nehmen kann man den Film nicht, aber als quietschbuntes Sonntagsvergnügen taugt er auch heute noch.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 14 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,0
von 10 Kürbissen

Ready Player One (2018)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Ready Player One
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Abenteuerfilm, Action, Science Fiction, Fantasy
IMDB-Link: Ready Player One


Natürlich, ich war in meiner wilden Jugend auch voll der Zocker. Stunden habe ich darüber gegrübelt, ob ich den Ticketpreis für einen Zweite-Klasse-Flug von Bogotá nach Miami um 10% erhöhen sollte, oder ob ich mir damit die gute Auslastung meiner Boeing 737 versaue. Und kann ich es riskieren, die alte Embraer noch 10.000 Meilen länger in der Luft zu lassen, ehe ich sie ersetze, oder fällt mir das Ding vom Himmel? Ich bin also mit der Welt der Computerspiele gut vertraut. Jedenfalls mit der Wirtschaftssimulation Airlines. Und mit Fußballmanagern. Anstoß 3 – bäm, Oida! Kein allzu großer Spoiler: Weder Airlines noch Anstoß kommen in „Ready Player One“ von Steven Spielberg vor. Aber wer mit den beliebtesten Spielen der 80er und 90er aufgewachsen ist, wird mit diesem knallbunten Ding voller Popkultur-Referenzen seine Freude haben. Irgendwie ist es ja der feuchte Fiebertraum eines jeden Gamers, selbst in ein Spiel einsteigen zu können. Und das kann Wade Watts (Tye Sheridan), dem es so geht wie allen, die im Jahr 2045 in Columbus, Ohio leben: Die Realität ist irgendwie scheiße. Lieber tummelt sich das Volk in der virtuellen OASIS, denn dort kann man sein, wer und wie man will. Erschaffen hat diese Welt der geniale Ober-Nerd James Halliday (Mark Rylance, herrlich verpeilt). Und der hat, bevor er den Joystick für immer abgegeben hat, noch etwas hinterlassen in der OASIS: Drei gut versteckte und unlösbar schwer erscheinende Prüfungen. Und wer sie besteht, bekommt das hinterlassene Vermögen und die alleinige Herrschaft über die OASIS. Das klingt natürlich so verlockend, dass sich nicht nur enthusiastische Jugendliche, sondern auch gar finstere kapitalistische Mächte ans Werk machen, diese Prüfungen zu bestehen. Sehr zu meinem persönlichen Gaudium verbeugt sich Spielberg dabei auch einmal vor seinem alten Freund und Weggefährten Stanley Kubrick in einer der lustigsten Szenen des Films – eine der wenigen Anspielungen, die ich auch uneingeschränkt verstanden habe. Doch ist der Film auch genießbar, wenn man nicht mit leuchtenden Augen und alle drei Sekunden mit einem „Oh Gott, DAS haben sie auch noch eingebaut!“ in höhere Nerd-Himmelsphären aufsteigt? Die Antwort darauf lautet: Ja, auf jeden Fall. Zwar ist die Story selbst eine arg dünne Suppe (v.a. der arg vorhersehbare Showdown nervt), aber allein schon die Schauwerte des Films haben viel zu bieten. Die virtuelle OASIS sieht fantastisch aus und macht richtig Spaß. Weniger gelungen (weil in vielen Belangen auch unlogisch und nicht konsequent durchdacht) ist die reale Welt, aber, wie schon gesagt, die ist sowieso irgendwie scheiße. Da ist es nur konsequent, wenn auch das Publikum des Films damit unzufrieden ist. Voll meta, ey! Aber da der Großteil des Films ohnehin in der OASIS spielt, fällt das nur wenig ins Gewicht. Arg anspruchsvoll ist das alles natürlich nicht, aber für einen bunten Popcornkinoabend ist der Film genau das Richtige. Zu guter Letzt: Falls „Erebos“ von Ursula Poznanski nun doch einmal verfilmt werden sollte, setzt bitte die Macher von „Ready Player One“ darauf an, denn visuell haben es die wirklich drauf.


7,5
von 10 Kürbissen

Black Panther (2018)

Regie: Ryan Coogler
Original-Titel: Black Panther
Erscheinungsjahr: 2018
Genre:  Abenteuerfilm, Action, Fantasy, Science Fiction
IMDB-Link: Black Panther


Ich habe eine schwarze Miezekatze zuhause. Sie hört (nicht) auf den Namen Clarisse, und ich halte es durchaus für möglich, dass sie sich nächtens aus der Wohnung schleicht, um im Königreich Wakanda die Bösen aufzumischen. Das Gegenteil beweisen kann ich nicht. So muss ich Ryan Coogler vertrauen. Und der sagt mir: Black Panther, das ist Wakandas neuer König T’Challa (Chadwick Boseman). Und der hat erst einmal ein paar Probleme. Sein Vater hat im letzten Captain America-Film den Löffel abgegeben, und nun muss eben der Sohnemann zwangsläufig das Szepter schwingen. Zuerst aber muss er sich in einem archaischen Gedresche gegen einen Widersacher behaupten. Kaum hat er das erledigt, gibt’s innerwakandische Konflikte zu lösen, da sich ein Usurpator (Michael B. Jordan, das B. ist in diesem Fall aufgrund von Verwechslungsgefahr nicht wegzulassen) in Abwesenheit der Samtpfote aufschwingt, um das technologisch weit entwickelte, aber von der Außenwelt freiwillig abgeschottete Königreich zu übernehmen und auf die Landkarten dieser Welt zu bringen. Befreiung der Schwarzen, das klingt ja erst einmal nach einem hehren Ziel. Nur über die Mittel, die dem Bösewicht im Sinne stehen, lässt sich trefflich diskutieren, denn alle Weißen wegballern mag zielführend sein, aber moralische Diskurse gewinnt man damit nicht. So sieht das auch T’Challa, der mit Hilfe einiger sehr starker Mädels in seinen Reihen dem entgegentritt. Oder sagen wir so: Während T’Challa ein Schläfchen macht, machen sich die Damen auf den Weg, den Tag zu retten. Da wären wir auch schon bei einem der Aspekte, die ich an diesem Film sehr feiere: Starke Frauenfiguren, und zwar uneingeschränkt und ohne, dass man ständig darauf hinweisen müsste. Sie sind einfach tough, und das passt schon so. Auch schön ist natürlich, dass es mal einen ethnisch diversen Superhelden gibt, der auch in Afrika verwurzelt ist und sich dort behaupten darf/muss. Gleichzeitig aber knüpft daran einer meiner beiden hauptsächlichen Kritikpunkte an, weshalb der Film – bei mir – dann doch nicht so ganz gezündet hat: Mir ist klar, dass hier auf das kulturelle Erbe des Kontinents verwiesen werden soll, das als Säule für den spannend dargestellten Afrofuturismus dient. Ich habe aber das Gefühl, dass sich die Darstellung von Tradition und afrikanischem Erbe auf eine Ansammlung von Klischees beschränkt. Was verwundert, denn mit Ryan Coogler sitzt einer der spannendsten schwarzen Regisseure der Gegenwart auf dem Regiestuhl. Der zweite Kritikpunkt betrifft die Story selbst, die dem üblichen Superheldenmuster folgt und kaum bis gar keine Überraschungen für jene bereit hält, die mehr als zwei Marvel- bzw. Superheldenfilme kennen. Da hätte man mehr daraus machen können. Es ist gut, dass es den Film gibt, und wichtig, dass er einen solchen Erfolg feiert, aber dennoch wurden – in manchen Aspekten – ein paar Chancen liegengelassen. So ist „Black Panther“ für mich ein guter, aber kein großartiger Film.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 63 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,0
von 10 Kürbissen

Die Nibelungen (1924)

Regie: Fritz Lang
Original-Titel: Die Nibelungen: Siegfried / Die Nibelungen: Kriemhilds Rache
Erscheinungsjahr: 1924
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Die Nibelungen: SiegfriedDie Nibelungen: Kriemhilds Rache


Krank zu sein ist ja nicht wirklich lustig. Allein positiv daran: Man hat endlich mal Zeit, sich den 4,5-stündigen Stummfilmklassiker „Die Nibelungen“ von Fritz Lang reinzuziehen. Bislang kannte ich nur die Verfilmung aus dem Jahr 1967 mit Terence Hill (damals noch Mario Girotti) als Giselher. Zeit also, diese Lücke zu schließen. Gleich zu Beginn wird in Frakturschrift über den ganzen Bildschirm verteilt: „Dem deutschen Volke zu eigen“. Das macht Sinn, denn das Nibelungenlied ist schließlich das deutsche Nationalepos schlechthin, und Fritz Lang, gelernter Österreicher und nach seiner Heirat 1922 auch Wahldeutscher, wusste schon, was sich gehört. Im Nachhinein zeigt diese Widmung allerdings eine fast höhnische Spitze gegen das deutsche Volk. Denn im Grunde sind die Nibelungen ja ausschließlich bevölkert von Egomanen, Rachsüchtigen und störrischen Eseln, die lieber zugrunde gehen als einmal vom bisherigen Kurs abzuweichen. Selbst der strahlende Held Siegfried kommt nicht besonders gut weg. Sagen wir mal so: Mit seinem Ego allein hätte man die chinesische Mauer ein zweites Mal bauen können. Dass er noch dazu jeden Schwindel mitmacht, der widerspenstigen Brunhild die Jüngfräulichkeit stiehlt und das alles noch vor seiner trauten Kriemhild ausplaudert, die natürlich von Stolz zerfressen auch wieder nicht ihre Klappe halten kann, lässt den Karren, der ohnehin schon ziemlich verfahren ist, endgültig mit Vollkaracho gegen die Wand knallen, und Hagen von Tronje hat seinen großen Moment. Man kennt die Geschichte: Drachenblut. Lindenblatt. Kriemhild stickt nichtsahnend ein Kreuzerl. Hagen visiert dieses an. Siegfried tot. Kriemhild sauer. Auftritt Etzel. Gemetzel bei Etzel. Am Ende sind alle tot und keiner hat was gelernt. Ausgenommen das Publikum, denn das ist hochgradig erfreut ob des Gesehenen. Denn Fritz Lang hat da vor mittlerweile fast 100 Jahren etwas Bleibendes auf die Leinwand gezaubert. Die Kulissen, die Kostüme, die Spezialeffekte – all das ist atemberaubend, wenn man sie im Kontext der Zeit sieht. Und die Geschichte selbst hat ohnehin universell Bestand. Sie ist kurzweilig erzählt, die 4,5 Stunden vergehen tatsächlich schneller als man glaubt. Zu gebannt ist man von der Schönheit der Bilder, von der Dramatik in den Blicken (man beginnt zu begreifen, warum sich Harry M. Warner, damals Chef der Warner Brothers, zu der Aussage versteigen konnte: „Wer zur Hölle will Schauspieler reden hören?“), der Liebe zum Detail und zur Opulenz. Die Meisterschaft Fritz Langs zeigt sich vor allem darin, dass er kein simples Abenteuerspektakel, das heute vielleicht lächerlich wirken könnte, aus den Nibelungen gemacht hat, sondern ein sehr düsteres, grimmiges Werk, das auch ein Jahrhundert später noch hervorragend funktioniert.


8,0
von 10 Kürbissen

Star Wars: Die letzten Jedi (2017)

Regie: Rian Johnson
Original-Titel: Star Wars: The Last Jedi
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Abenteuer, Action, Science Fiction
IMDB-Link: Star Wars: The Last Jedi


Dass der achte Film der Star Wars-Saga (wenn man von dem Intermezzo „Rogue One“ absieht) neue Wege zu gehen versucht, zeigt sich bereits am Titel. Offiziell wird nämlich auf die übliche Nummerierung verzichtet, auch wenn der Film unter Fans natürlich als „Episode VIII“ bekannt ist. Man ist sich allgemein nicht ganz einig, was man von Rian Johnsons Einstieg in die Welt von Star Wars halten soll. Und es überwiegen tatsächlich die eher kritischen Stimmen, denen das typische „Star Wars-Feeling“ abgeht und in dem neuen Film einen beliebigen Weltraum-Kracher mit aufgesetzten, unpassenden Humoreinlagen sehen. Allerdings wird hier meiner Meinung nach eines gern übersehen: Die ersten Star Wars-Filme, beginnend mit Episode IV im Jahr 1978, sind der Inbegriff und Ursprung aller Weltraum-Kracher. „Krieg der Sterne“ hat damals das Science Fiction-Genre neu gedacht und den Standard gesetzt, der jetzt an „Star Wars: Die letzten Jedi“ angelegt wird. Und wenn man sich damit abfindet, dass die Kostüme fast 40 Jahre später eben nicht mehr wie Pyjamas aussehen, also der ganze „Retro-Charme“ durch eine zeitgemäße Optik ersetzt wurde, kann man sich – finde ich – auch mit dem neuen Beitrag zu Star Wars-Universum sehr gut anfreunden. Denn Rian Johnson macht sehr viel richtig. Die Figur des Kylo Ren, der im Vorgängerfilm noch wie ein verunsichertes Kind gewirkt hat, macht eine extrem spannende Entwicklung durch. Kylo Ren wirkt immer noch unsicher (und natürlich, er ist noch immer blutjung), aber ist getragen von einer finsteren Ambivalenz und Unberechenbarkeit. Für diese Figur ist alles offen – er kann zum Superschurken a la Darth Vader reifen, er kann aber auch einen gänzlich eigenen Weg einschlagen. Adam Driver, ohnehin einer meiner Lieblingsdarsteller, legt diese Figur so vielschichtig und interessant an wie kaum eine zweite Figur im ganzen Star Wars-Universum. Aber auch der große Held in „Die letzten Jedi“, Luke Skywalker, ist interessant wie noch nie und bis zum Ende kaum einzuschätzen. In diesen Belangen hebt Rian Johnson den neuen Star Wars-Film über die meisten seiner Vorgänger hinaus. Denn eines muss man schon sagen: So genial und unterhaltsam und wunderbar die alten Star Wars-Filme waren: die Einteilung in Gut und Böse war – vielleicht mit Ausnahme von Lando Calrissian – immer sehr schnell getroffen und klar durchgezogen. Hier die Helden, dort die Schurken. Dem fügt „Die letzten Jedi“ eine neue Dimension hinzu. Und auch die Action ist ausgezeichnet gemacht, der Film ist zudem sehr spannend erzählt. Carrie Fisher, unsere Prinzessin, hat noch einmal richtig viel Screentime. Klar, manche Kritikpunkte wie zum Beispiel, dass sie in einer Szene durchs All fliegen kann, als wäre sie Supermans Kusine, oder dass die Hintergründe vieler Figuren im Unklaren bleiben (Snoke, ein dadurch etwas unmotivierter Bösewicht) oder auch die Kritik am teilweise etwas unvermittelt platzierten Humor kann ich durchaus nachvollziehen und auch teilen, aber für mich sind das kleine Nebensächlichkeiten, die mir nicht gleich den ganzen Film vermiesen. So ist für mich „Die letzten Jedi“ ein gelungener Beitrag zum Star Wars-Universum – kein perfekter Film, das nicht, aber unterhaltsam, spannend und vielschichtig.


8,0
von 10 Kürbissen

Zwischen zwei Leben (2017)

Regie: Hany Abu-Assad
Original-Titel: The Mountain Between Us
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Abenteuerfilm, Liebesfilm
IMDB-Link: The Mountain Between Us


Kate Winslet und Idris Elba gehen spazieren. Es ist halt ein bisschen kalt und man weiß nicht genau, wo man gerade herumhirscht, aber immerhin hat man den Hund dabei, und ein paar Tage an der frischen Luft tun ja auch gut, vor allem, wenn es sich dabei um so klare Bergluft handelt, die nicht die geringste Ahnung der industrieverseuchten Welt in sich trägt. In der Nacht campiert man aneinandergekuschelt bei einem Lagerfeuer in kuscheligen Höhlen – das erhöht den Herzschlagfaktor. Da kann man durchaus mal vergessen, dass man eigentlich vor ein paar Tagen geheiratet hätte (Winslet) oder einem 10jährigen Kind in einer OP das Leben gerettet hätte (Elba) oder auch, dass man eine außerplanmäßige Landung auf einem Berggipfel hingelegt hat, den Piloten im Schnee verscharren musste, von einem Puma angefallen wurde und mit einem gebrochenen Bein durchs Nirgendwo humpelt. Kleinigkeiten halt, die angesichts der bezaubernd verschneiten Gegend und der prickelnden neuen Gesellschaft, in der man diese erkundet, entfallen können. „The Mountain Between Us“ (ddT – dämlicher deutscher Titel: „Zwischen zwei Leben“) kann sich nicht so recht entscheiden, ob es ein abenteuerliches Survival-Drama oder ein romantischer Liebesfilm sein möchte. Es sind von beidem gute Ansätze erkennbar, aber konsequent umgesetzt ist nichts davon. Für das Survival-Drama ist der Überlebenskampf zu leichtgängig und einfach gestrickt. Die beiden hocken ein paar Tage in ihrem Wrack, dann stapfen sie trotz gebrochenem Bein fröhlich viele Kilometer durch hüfthohen Schnee (wer auch immer schon mal das Vergnügen hatte, sich durch kniehohen Schnee zu kämpfen, weiß, dass man nach ein paar hundert Meter eigentlich nur noch auf die letzte Ölung wartet), immer wieder hüpft fröhlich der Hund herum (was hat der eigentlich zu fressen bekommen, um stets so gut gelaunt zu sein, und was zum Geier haben die beiden Überlebenden gegessen außer mal ein paar Bissen Puma-Steak?), Kälte ist eh ziemlich egal, und auch tagelanges Marschieren ohne Nahrung scheint weder ihre Laune noch ihre Libido zu verderben. Was den romantischen Aspekt der Geschichte betrifft, so ist zwar prinzipiell ganz gut und plausibel nachgezeichnet, wie in Extremsituationen Gefühle entstehen können, und auch in der Nachbetrachtung ist der Film nicht übel, aber trotzdem wird auch dieser Teil etwas zu … nun ja … kühl erzählt. Kate Winslet und Idris Elba bemühen sich, ihren Figuren Tiefe zu verleihen, doch manchmal macht es sich das Drehbuch zu einfach, postuliert Emotionen, die vage und unbegründet bleiben, nur damit zwischen den beiden etwas vorangeht. Stattdessen wird dann erzählerisch zu einfachen Tricks gegriffen. „The Mountain Between Us“ gehört zu jener Art von Filmen, in denen Geigen anheben, wenn die verliebten Protagonisten zum ersten Mal leidenschaftlich übereinander herfallen, und wo der Mann die Angebetete durchaus mal in Slow-Motion verlässt, um die Dramatik der Trennung zu unterstreichen. Für einen romantischen Kerzenschein-Abend zu zweit ist die Landschaft aber zu frostig. Kate Winslet und Idris Elba, die beiden schauspielerischen Naturgewalten, retten, was zu retten ist, und der Hund hat immerhin einen Charakterkopf.


5,0
von 10 Kürbissen