Here (2023)

Regie: Bas Devos
Original-Titel: Here
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama
IMDB-Link: Here


Es braucht eine Weile, bis man in Bas Devos‘ Film „Here“ hineinfindet. Man blickt auf die Baustellen von Hochhäusern, sieht Bauarbeiter in einer Gruppe stehen und ihr Mittagessen verzehren, sieht sie auf dem Heimweg, es passiert nicht viel, und dann ist man in der Wohnung des rumänischen Bauarbeiters Stefan (Stefan Gota), der seinen Kühlschrank ausräumt und aus den Gemüseresten Suppe kocht, da er demnächst über den Sommer in die Heimat fahren möchte. Allerdings streikt sein Auto, sodass er dieses übers Wochenende bei einem befreundeten Mechaniker abstellen muss. Gemeinsam essen sie Suppe, Stefan streift durch Brüssel, durch den Wald, der sich am Rand der Stadt erstreckt, und dort trifft er auf die Botanikerin Shuxiu (Liyo Gong), die Moos studiert. Im Grunde ist damit auch schon der größte Teil des Films erzählt, und ja, das klingt zunächst einmal ziemlich langweilig. Doch geht Bas Devos sehr behutsam mit seinem Film und seinen Figuren um. Vieles schwingt im Subtext mit, vieles bleibt unausgesprochen und wird nicht thematisiert: Das zuweilen harsche Leben von Migranten, das Gefühl der Zerrissenheit zwischen Heimat und neuem Lebenssitz – das alles klammert Devos explizit aus, lässt es aber implizit mitschwingen, in den Blicken der Darsteller:innen, in ihrem oft gezeigten Alleinsein und auch in Stefans Kontaktaufnahme mit seinen Mitmenschen, indem er ihnen Suppe bringt. Es passt sehr gut zum Film und zu Devos‘ Ansatz, dass die Annäherung zwischen Stefan und Shuxiu nicht den üblichen filmischen Mustern folgt und es auch offen bleibt, wohin diese erste Annäherung führen kann und wird. Devos ist nicht daran interessiert, sein Thema auszuerzählen, sondern er fängt Momente ein, und diese Momente stehen auch nicht immer in kausaler Verbindung, und doch geht man als Zuseher diesen Weg mit, da das Leben eben nicht immer kausal ist, wie Regisseur und Hauptdarstellerin im Q&A nach der Vorführung richtigerweise feststellen. „Here“ fühlt sich somit sehr authentisch und echt an und lädt ein, noch lange über die Figuren nachzudenken. Eine besonders wichtige Rolle spielt hierbei auch das Sounddesign, denn Devos gelingt es, mit einer Fokussierung des Sounds auf die Geräusche der Natur das menschliche Dasein in eben diese einzubetten. So werden Stefan und Shuxiu auf ihren Kern, wenn man so will: die Seele, heruntergebrochen, und das ist ein richtig schöner Ansatz für einen Film.


7,0 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

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