The Old Oak (2023)

Regie: Ken Loach
Original-Titel: The Old Oak
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama
IMDB-Link: The Old Oak


2016. Syrische Flüchtlinge kommen in einem Dorf nahe der ehemaligen nordenglischen Industriestadt Durham an. Dieses hat auch schon weitaus bessere Zeiten gesehen. Die trostlosen Reihenhäuser werden für 8.000 Pfund verscherbelt, was die lokale Bevölkerung, die diese Ziegelblöcke einst um 50.000 Pfund gekauft haben, verärgert. Bis in die 80er Jahre hinein war Durham und seine Umgebung belebt – die örtliche Kohlemine sorgte für Arbeit. Doch diese Zeit ist längst vorbei. Die letzten vier Stammgäste sitzen im Pub „The Old Oak“ und kommentieren die Ankunft der Fremden mit Misstrauen und Vorurteilen. Das Leid der Flüchtlinge trifft auf die Tristesse der Zurückgelassenen. Ken Loachs neuester Film könnte eine Blaupause für tragisches Kino sein, das den Zuseher in eine tiefe Depression rutschen lässt. Doch Ken Loach, dieser große Humanist unserer Zeit, verfolgt einen komplett anderen Ansatz. Mit dem Pubbesitzer TJ Ballantyne schafft er eine mitfühlende Figur, die beiden Welten zusammenführt. Dieser von Dave Turner mit viel Zärtlichkeit gespielte Figur ist ein stoischer Bär, der selbst mehr als genug Leid in seinem Leben erfahren hat und sich kaum über Wasser halten kann. Dennoch ist seine Essenz das Mitgefühl, die Mitmenschlichkeit. Er hat keinen Helferkomplex, doch einen offenen Blick und man spürt sein ehrliches Bemühen, ein anständiger Mensch zu sein. Als durch einen Übergriff bei Ankunft der Syrer die Fotokamera von Yara (Ebla Mari) beschädigt wird, hilft er der jungen Frau ohne Hintergedanken. Schon bald entwickelt sich eine lose Freundschaft zwischen den beiden. Schließlich trägt Yara zusammen mit einer befreundeten Sozialarbeiterin die Idee an TJ heran, Syrer wie Engländer an einen Tisch zu setzen und kostenlose Mahlzeiten für alle anzubieten. Die ganz große Stärke in Ken Loachs Film ist, dass er nicht nur ausschließlich das Schicksal der Geflüchteten im Auge behält, sondern dieses zusammenführt mit der prekären Situation der Dorfbewohner. Auf diese Weise zeigt er auf: Ein Mensch ist ein Mensch. Unabhängig von Herkunft, Rasse, Religion, Geschlecht sind wir alle den Widrigkeiten und Zufällen des Lebens ausgesetzt, die uns mal mehr, mal weniger treffen. Hinter jeder Tür verbirgt sich eine Geschichte, die es wert ist, dass man sie anhört. Ein schöner, stimmiger und in seiner Kernaussage auch unglaublich positiver Film, den es gerade in Zeiten wie heute wohl mehr denn je braucht.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

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