Regie: Jessica Hausner
Original-Titel: Club Zero
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Satire
IMDB-Link: Club Zero
So, der Kürbis eures Vertrauens haut jetzt mal ein Statement heraus, an dem ihr euch reiben könnt: Die Fachkritik in Cannes kennt sich nicht aus. Die mochte nämlich Jessica Hausners neusten Film „Club Zero“, der immerhin in den offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes eingeladen wurde, so überhaupt nicht. Ich sage ja nicht, dass der Film den Wettbewerb hätte gewinnen sollen, aber die miesen Kritiken scheinen, so deucht es mir nach einigem Überlegen, einen wesentlichen Aspekt des Films zu missverstehen. Es geht darin nämlich gar nicht um einen Diskurs über Essstörungen von Jugendlichen, es geht nicht um eine realistische Bearbeitung dieses schwierigen Themas, sondern „Club Zero“ ist vielmehr eine bitterböse, schwarzhumorige Satire über Manipulation, Gruppenzwang, Leichtgläubigkeit und Obrigkeitshörigkeit, wobei die Obrigkeit nicht unbedingt im Gewand einer staatlichen Autorität gekleidet sein muss, sondern viele Erscheinungsbilder haben kann – es können auch Werte, die man mal wo aufgeschnappt hat, sein. Und wenn man das alles weiterdenkt, landet man bei dem Wort „Zeitgeist“, den Hausner mit ihrem Film kritisch und grimmig betrachtet. Sie nutzt die Geschichte einer etwas esoterisch angehauchten Lehrerin für Ernährung (Mia Wasikowska) an einer Elite-Schule, die den Schülerinnen und Schülern achtsames Essen beibringen möchte und das in immer extremere Gefilde führt, für einen formalistisch streng durchkomponierten Meta-Film über Dogmatismus und dessen Auswüchse. In diesem Film bleibt einem nicht nur das Essen, sondern auch das Lachen im Hals stecken. Und apropos Essen: Wer einen schwachen Magen hat, sollte vielleicht mit Vorsicht an „Club Zero“ herangehen und sich mit einem dieser unauffälligen Papiertütchen, die immer noch in Flugzeugen verteilt werden, für den Kinobesuch ausstatten. Zum Schutz der Kapuze des Vordermanns warat’s.

7,5 Kürbisse
(Foto: (c) Viennale)
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