Regie: Wes Anderson
Original-Titel: The Royal Tenenbaums
Erscheinungsjahr: 2001
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: The Royal Tenenbaums
Mit „Bottle Rocket“ und „Rushmore“ hatte Wes Anderson schon zwei vielbeachtete Langfilme in die Kinos gebracht, doch „The Royal Tenenbaums“ aus 2001 war sein endgültiger Durchbruch, der Andersons ganz eigenen, persönlichen Stil in Hollywood einzementierte. Dabei lässt sich sagen, dass „The Royal Tenenbaums“ viel zugänglicher ist als seine jüngeren Werke, in denen er seine visuelle Vision bis zum Exzess durchspielt. In „The Royal Tenenbaums“ liegt der Fokus noch mehr auf der Geschichte selbst. Und diese verpackt schwerste Melancholie in leichte Töne. Eine dysfunktionale Familie mit drei hochbegabten Kindern: ein angenehmes Finanzgenie, ein Tennis-Ass und eine vielversprechende Dramatikerin. Ein schlitzohriger Lebemann als Vater (Gene Hackman). Eine schmerzhafte Scheidung. Und 22 Jahre später steht plötzlich der lange verschollene Vater wieder vor der Haustüre und begehrt Einlass, da er nur noch sechs Wochen zu leben habe. Was zwischenzeitlich in den 22 Jahren passiert ist: Das ehemalige Finanzgenie (Ben Stiller) hat selbst zwei Söhne und ist nach dem Unfalltod seiner Frau zu einem paranoiden Sicherheitsfanatiker geworden. Der Tennis-Champion (Luke Wilson) hatte bei einem der wichtigsten Matches seiner Karriere einen Zusammenbruch und gondelt seither in der Weltgeschichte umher. Und die Dramatikerin (Gwyneth Paltrow) verbringt ihr Leben in der Badewanne und verbirgt vor ihrem besorgten Ehemann (Bill Murray), dass sie Kettenraucherin ist – und ihm mit dem besten Freund der Familie (Owen Wilson) Hörner aufsetzt. Kurz gesagt: Es ist nicht viel geblieben außer schwere Verwundungen und tiefe Gräben. Die Ankunft des Vaters fördert diese allesamt zu Tage. Und nun kommt der unwahrscheinlich schöne, der so lebensnahe und gelungene Aspekt des Films zum Tragen: Wes Anderson und Owen Wilson, die gemeinsam das oscarnominierte Drehbuch geschrieben haben, negieren diese Wunden nicht und tun nicht so, als ob ein paar schöne, gemeinsame Tage alles verheilen lassen könnten. Aber sie geben dem Zuseher dennoch eine Hoffnung mit: Dass selbst kleine Schritte ein großer Erfolg sein können, dass es mehr darauf ankommt, wie sehr man sich wirklich und aufrichtig bemüht, als auf das Ergebnis dieser Bemühungen selbst. „The Royal Tenenbaums“ ist einer der traurigsten Filme, die ich kenne, und gleichzeitig einer der hoffnungsvollsten. Es sind die leisen Zwischentöne, auf die es ankommt. Ein Film, der die gesamte Aufmerksamkeit beansprucht, diese aber reich entlohnt.

9,0 Kürbisse
(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)