Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (2015)

Regie: Natalie Portman
Original-Titel: Sipur Al Ahava Ve Choshech
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Drama, Biopic, Historienfilm
IMDB-Link: Sipur Al Ahava Ve Choshech


Ein Geständnis vorab: Im Alter von etwa 22 Jahren erwog ich die Möglichkeit, einen anderen Karrierepfad zu verfolgen als den eingeschlagenen. Ich wollte Autorenfilmer werden, meine eigenen Drehbücher schreiben und verfilmen, damit unglaublich erfolgreich und reich und angesehen werden, nach Hollywood gehen, mit Natalie Portman einen Film drehen und sie anschließend heiraten. Sagen wir so: Die Realisierung erwies sich als relativ schwierig, und so habe ich dieses wunderbar durchdachte Projekt dann auch zur Seite gelegt. Ein Drehbuch schreibe ich vielleicht noch, aber bei Natalie Portman könnte möglicherweise der Zug mittlerweile abgefahren sein. (Meine Portion Ultrarealismus für heute, wenn zur nächtlichen Stunde die Einsicht in die Glieder fährt.) Ein Bewunderer von Natalie Portman blieb ich dennoch, und so war es auch nur eine Frage der Zeit, bis ich ihre erste Regie-Arbeit, die Verfilmung von Amos Oz‘ Romanbiographie „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“, sichten würde. Nun war es soweit. Und ich muss leider sagen: Natalie, jetzt bin ich tatsächlich froh, nicht dein angetrauter Mann zu sein, denn als solcher hätte ich wohl sagen müssen: „Na ja, vielleicht ist da die eine oder andere kleinere Schwäche zu bemerken, wenn man genau hinsieht, aber du weißt ja, ich liebe ja alles, was du machst, Schatz, und dein Film ist toll und die Kritiker sind blöd.“ Dieser Eiertanz bleibt mir zum Glück erspart, und so kann ich frei heraus sagen: Sorry, das war nix. Man merkt es dem Film an, dass Portman in der Umsetzung wohl einen zu großen Respekt vor der literarischen Vorlage hatte (die ich im Übrigen selbst leider nicht kenne). Und auch wenn John Hustons Antwort auf Ray Bradburys Frage, wie er denn dessen Drehbuch zu „Moby Dick“ verfilmen wolle, nämlich: „Ich reiße Ihre Seiten aus dem Buch und stopfe sie in die Kamera“, ein prinzipiell löbliches Unterfangen ist, so sollte man nicht darauf vergessen, dass Buch und Film unterschiedliche Medien sind, die jeweils andere Erzählweisen bedingen. Die einzelnen Sequenzen des Filmes finden jedoch nie zueinander, folgen aufeinander in seltsamer Belanglosigkeit, denn das Gewebe, was sie im Buch zusammenhält, die Sprache nämlich, fehlt hier. So ist das alles eine sehr zähe, langatmige, fragmentarische Angelegenheit, die, um dem Genre gerecht zu werden, mit Sepiatönen zugekleistert wurde. Allein Natalie Portman vor der Kamera ist ein Pluspunkt des Films. Hinter der Kamera ist sie es leider nicht. Es tut mir wahnsinnig leid, Natalie, und ich verstehe, dass du mich jetzt garantiert nicht mehr heiraten möchtest.


3,5
von 10 Kürbissen

Ein Kommentar

  1. Ich hatte noch gar nicht gecheckt, dass sie bei dem Film auch ihr Regiedebüt gab…naja, nachdem ich mir mal um 3€ die DVD gekauft hab (es leben die Wühlkisten😉) werd ich ihn mir sicher selber mal anschauen aber das hat dann ja noch Zeit, da gibt es nämlich andere Kandidaten, die wahre Meisterwerke sein sollen, die ich dann doch lieber vorher noch nachhol😉

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