Thriller

Abraham Lincoln Vampirjäger (2012)

Regie: Timur Bekmambetow
Original-Titel: Abraham Lincoln: Vampire Hunter
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action, Abenteuerfilm, Fantasy, Horror, Thriller
IMDB-Link: Abraham Lincoln: Vampire Hunter


In Timur Bekmambetows Historien-Drama wird das Leben und Wirken des wohl legendärsten US-amerikanischen Präsidenten nachgezeichnet. In weichen Sepia-Tönen erzählt der Film die bislang in den Geschichtsbüchern aus unerfindlichen Gründen verschwiegene Jugendzeit Abraham Lincolns, der, bevor er die Nation den Klauen eines fürchterlichen Bürgerkrieges zu entreißen und die Sklaven zu befreien versuchte, selbst tatkräftig anpackte, um das Land vor dem Bösen zu bewahren. Es ist eine Schande, dass der Geschichtsunterricht diese Episode aus dem Leben des Präsidenten übergeht, denn ich bin davon überzeugt, dass die Jagd auf Untote den Charakter Lincolns nachhaltig geprägt hat und ihn zu dem großen Staatsmann, der er später wurde, reifen ließ. Auch dass Lincoln in seinen Jugendjahren äußerst sportlich war und eine erstaunliche Begabung für den Umgang mit der Axt bewies, habe ich bis dato noch in keinem Geschichtsbuch gelesen. Ich bin Bekmambetow daher sehr dankbar, dass er diesen wunderbaren Historienfilm gedreht hat und mein Bild von Lincoln vielleicht nicht unbedingt geradegerückt, aber doch zumindest entscheidend ergänzt hat. Ich persönlich bin der Meinung, dass Daniel Day-Lewis für seine Verkörperung von Lincoln in diesem Film noch wichtige Anregungen erhalten hat. Der Oscar für Day-Lewis‘ Darstellerleistung gehört damit zumindest auch ein bisschen Bekmambetow und den Machern von „Abraham Lincoln Vampirjäger“. Nun bin ich gespannt auf die Verfilmung der wahren Geschichte von John F. Kennedy, der, wie ich gehört habe, die 87. Reinkarnation Buddhas gewesen sein soll. (Die 88. ist angeblich Donald Trump, aber so einen Blödsinn muss man wirklich nicht glauben.)


3,0
von 10 Kürbissen

https://www.youtube.com/watch?v=34x6m-ahGIo

Pusher (1996)

Regie: Nicolas Winding Refn
Original-Titel: Pusher
Erscheinungsjahr: 1996
Genre: Drama, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Pusher


Der dänische Thriller „Pusher“ ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Es ist das Debüt von Nicolas Winding Refn, der später mit „Valhalla Rising“ und „Drive“ für Furore sorgen sollte, und es ist die erste große Rolle für Mads Mikkelsen, dem Superstar des dänischen Kinos. Die Hauptrolle, den kleinen Drogendealer Frank, spielt allerdings Kim Bodnia. Frank ist so eine wunderbare Verliererfigur. Er dealt für den Drogenboss Milo, zieht mit seinem Kumpel Tonny (Mads Mikkelsen als herrlich grenz-debiler und gewalttätiger Kleinkrimineller) um die Häuser und hat so eine On-Off-Geschichte mit der Prostituierten Vic am Laufen. Doch eines Tages geht ein Deal fürchterlich schief, und Frank hat jede Menge Schulden und noch mehr Probleme. „Pusher“ ist ein knallharter, roher und dreckiger Film, der nichts beschönigt und immer hart draufhält. Gefilmt mit Handkamera in körnigen Bildern wirkt er gleichermaßen improvisiert wie dokumentarisch. Nicolas Winding Refn, dessen spätere Filme durchgestylt bis ins Letzte wirken, findet hier zu einer Ästhetik des Hässlichen, die wie die Faust aufs Auge zum Thema des Films passt. Man braucht vielleicht eine Weile, um in diesen Stil hineinzufinden, und der Film bleibt auch nach dieser Eingewöhnungszeit unbequem und sperrig, aber das Ansehen lohnt sich definitiv. Allerdings gehört „Pusher“, dem zwei lose aneinandergekoppelte Fortsetzungen folgten, zu jenen Filmen, die man nicht unbedingt ein zweites Mal ansehen möchte. Dazu ist man einfach zu deprimiert, wenn der Abspann läuft. Yo, das Leben ist eine verfickte Scheiße, Mann.


7,0
von 10 Kürbissen

Remainder (2015)

Regie: Omer Fast
Original-Titel: Remainder
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Drama, Science Fiction, Thriller
IMDB-Link: Remainder


Der Beginn von „Remainder“ weiß gleich einmal zu fesseln: Ein junger Mann läuft durch eine Straße und wird von einem herabfallenden Gegenstand am Kopf getroffen. Nach einer langen Reha, in der er erst einmal alle seine Körperfunktionen wieder zu beherrschen lernen muss, bekommt er von der Versicherung ein Sümmchen von 8,5 Millionen Pfund zugesprochen, dass er über den Vorfall die Klappe hält und die Geschichte unter den Tisch kehrt. Mit so viel Geld lässt sich einiges anfangen. Zum Beispiel: Ein hübsches Häuschen bauen und das restliche Leben mit 10 Katzen und 20 Wellensittichen verbringen. Oder: Ein Boot kaufen und vor der Küste Dalmatiens herumschippern und dabei viel Fisch essen. Oder man kann es wie George Best, der berühmte Fußballer, halten: „Die Hälfte meines Geldes habe ich für Nutten, Alkohol und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.“ Der Protagonist von „Remainder“ hat aber andere Ideen: Geplagt von  Erinnerungen, die er nicht sinnvoll zusammenbringt, heuert er einen diskreten und zuverlässigen Mitarbeiter an, der ihm ein ganz bestimmtes Haus sucht und kauft, nämlich jenes aus seinen Erinnerungen, und dort platziert er Schauspieler, die eben diese Erinnerungen nachspielen sollen in der Hoffnung, dass er dadurch mehr darüber erfährt, was er offenbar verdrängt hat. An dieser Stelle biegt der Film auch langsam in eine andere Richtung ab, als es der straighte Beginn hat vermuten lassen. Der Protagonist wird zusehends besessener von seiner Idee und damit auch unsympathischer. Zudem ist die Atmosphäre des Films eher kühl und abweisend. Der finale Twist ist interessant und lädt dazu ein, das bis dato Gesehene noch mal neu zu überdenken. Allerdings muss man auch sagen, dass „Remainder“ manchmal ein kleines Problem mit dem Timing hat und eben der Tatsache, dass Vieles sehr lange unklar und der Protagonist unnahbar bleibt und der Film dann eben auch recht verkopft wirkt.


6,0
von 10 Kürbissen

The Accountant (2016)

Regie: Gavin O’Connor
Original-Titel: The Accountant
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Thriller, Action
IMDB-Link: The Accountant


Ich geb’s ja zu: Ich mag Ben Affleck. Solange er nicht in irgendwelchen Schmachtfetzen mitwirkt, in denen seine Mimik immer an eine Mischung aus eingefrorenem Schlafzimmerblick und eingerauchtem Roboter erinnert, sehe ich ihn gerne auf der Leinwand. Von „The Accountant“, in dem er einen autistischen Buchhalter spielt (der gleichzeitig eine Kampfmaschine ist), habe ich mir viel erwartet. Der Trailer sah fetzig aus, Ben Affleck kann sich als Autist ganz auf seinen eingerauchten Roboter konzentrieren – möge die Show beginnen! Und der gut aufgelegte Cast treibt die Geschichte auch gleich mal solide voran. Ben Affleck spielt den schon erwähnten autistischen Buchhalter, der von seinem Vater (gegen den der Drill Sergeant aus „Full Metal Jacket“ wie eine Kaffeekränzchen-Tante wirkt) dazu abgerichtet wird, sich dieser feindlichen Welt da draußen mit aller Härte zu stellen, und der nun ein abwechslungsreiches, nur an der Oberfläche friedliches Leben als Berater der kriminellsten Subjekte dieses Erdballens gefunden hat. Und wenn ihm einer blöd kommt, na, dann kriegt er halt zwei Kugeln in den Kopf. Sein neuester Auftrag bringt ihn aber an seine Grenzen, denn einen Kürbis (oder Kopf) auf eine Meile in Fetzen zu zerschießen, ist ja kein Problem, aber die zaghaften Flirtversuche der Buchhalterin der Firma, die er überprüfen soll (und die natürlich jede Menge Dreck am Stecken hat, was in fröhliche Schießereien mündet), hebeln den guten Mann nachhaltig aus. „The Accountant“ ist ein sehr geradliniger Actionthriller mit einem nuanciert spielenden Ben Affleck, einer entzückenden Anna Kendrick, einem wie immer guten J.K. Simmons und vielen zerplatzenden Schädeln. Die Story weist trotz aller Geradlinigkeit einige ganz gute Twists auf, wenngleich sich der Mittelteil dann doch recht arg zieht und der Film seine faden Momente hat. Der Showdown hingegen ist wieder herrlich trocken und entschädigt für die Längen davor.


6,5
von 10 Kürbissen

Girl on the Train (2016)

Regie: Tate Taylor
Original-Titel: The Girl on the Train
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Thriller
IMDB-Link: The Girl on the Train


Gleich vorweg: Nein, ich habe das Buch nicht gelesen. Also bin ich unvoreingenommen an den Thriller herangegangen in der Hoffnung, so etwas Ähnliches wie „Gone Girl“ zu sehen. Bekommen habe ich eine großartige Emily Blunt (Hand aufs Herz: Wann ist sie nicht großartig?) und einen aus einer Abfolge von Genre-Klischees lieblos zusammengekleisterten Film, der sich groß „Thriller“ auf die Stirn pappen muss, da man ansonsten nicht auf die Idee käme, dass er Spannung enthalten könnte. Thriller sind nun wirklich nicht mein allerliebstes Genre, und als Experte dafür gehe ich nicht einmal mit zwei zugedrückten Augen durch. Dennoch war’s mir bereits bei der Hälfte des Films völlig klar, wer nun der Bösewicht ist – nämlich der größte Langeweiler mit dem fadesten Auge. Jo eh. Prinzipiell blieben mir auch alle Figuren, selbst jene der wunderbaren Emily Blunt, völlig wurscht. Ein gut gemeinter Ratschlag an die Filmemacher: Wenn ihr wollt, dass die Zuseher mit euren Protagonisten mitfiebern, dann müssen diese etwas mehr zu bieten haben als die Persönlichkeitsstruktur eines Gürteltiers. Insgesamt also ein Film, den man sich an einem lauen Abend, wenn gerade nichts Vernünftiges im Fernsehen läuft, ansehen kann, ohne dafür allzu viele Gehirnzellen zu verbrauchen (Popcorn nicht vergessen, damit zumindest etwas während des Kinobesuchs knistert), aber wenn man ihn verpasst, ist es auch egal. Wertung: 4,0 für einen arg konventionellen Fließbandfilm. Einen Sonderpunkt gibt es für Emily Blunt.


5,0
von 10 Kürbissen