James Watkins

Speak No Evil (2024)

Regie: James Watkins
Original-Titel: Speak No Evil
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Horror, Thriller
IMDB-Link: Speak No Evil


James McAvoy mag privat ein ausgesprochen netter Mensch sein, doch nur wenigen Charakteren seiner Filmographie, die er in den letzten Jahren verkörpert hat, würde ich gerne im Dunkeln begegnen. Der Arzt Paddy, der mit seiner Frau Ciara das beim Italienurlaub kennengelernte Paar Louise und Ben zusammen mit ihrer Tochter Agnes auf sein Landhaus in der Einöde Südenglands einlädt, ist keine Ausnahme. Denn von Anfang an umgeben ein paar Fragezeichen den charmanten, aber sehr vereinnahmenden Paddy. Der gemeinsame Sohn Ant ist auch ein ziemlicher Sonderling, auch dadurch begründet, dass durch einen Geburtsfehler seine Zunge nicht normal ausgeprägt ist und er deshalb nicht sprechen kann. Aber Louise und Ben, die selbst gerade mit gröberen Beziehungsproblemen zu kämpfen haben, nehmen die Einladung zu einem Wochenende abseits des Großstadtstresses an, nichts ahnend, dass sie eine andere Art von Stress erwartet. Denn schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Schrulligkeit und nicht tolerierbarer Kontrollsucht. Da hilft es auch nicht, wenn Ciara immer wieder vermittelnd eingreift und sich für ihren Mann entschuldigt. Als geübter Thriller-Konsument ahnt man schon bald, wohin die Reise führt. Dennoch kann „Speak No Evil“ unter der Regie von James Watkins positiv überraschen durch eine konsequente Beachtung von Logik, Medizin und physikalischen Grundgesetzen, was in diesem Genre tatsächlich keine Selbstverständlichkeit darstellt. Wäre die Story, die sich da entfaltet, vermeidbar gewesen, hätten sich die Charaktere etwas weniger dümmlich verhalten? Ja, sicher. Aber Watkins bleibt darauf bedacht, dass alles im Rahmen des Möglichen und Denkbaren bleibt. Und das tut dem Film unheimlich gut – wie auch die extrem starke Besetzung mit dem schon erwähnten James McAvoy, der den Film zwar zu seiner Show macht, seinen Co-Stars Mackenzie Davies, Scoot McNairy, Aisling Franciosi und den beiden Kinderdarstellern Alix West Lefler und Dan Hough genügend Raum gibt, um ebenfalls Facetten ihres Könnens zu zeigen. „Speak No Evil“ ist ein Remake des gleichnamigen dänischen Films von 2022, der, so ist es zu lesen, in seiner Konsequenz noch grimmiger und böser ist. Und doch fühlt sich das Remake so stimmig an, dass man nicht das Bedürfnis nach der alternativen Erzählung dieser Geschichte verspürt, wenn man aus dem Kinosaal kommt. Und das ist schon ein Ritterschlag.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)