Hany Abu-Assad

Zwischen zwei Leben (2017)

Regie: Hany Abu-Assad
Original-Titel: The Mountain Between Us
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Abenteuerfilm, Liebesfilm
IMDB-Link: The Mountain Between Us


Kate Winslet und Idris Elba gehen spazieren. Es ist halt ein bisschen kalt und man weiß nicht genau, wo man gerade herumhirscht, aber immerhin hat man den Hund dabei, und ein paar Tage an der frischen Luft tun ja auch gut, vor allem, wenn es sich dabei um so klare Bergluft handelt, die nicht die geringste Ahnung der industrieverseuchten Welt in sich trägt. In der Nacht campiert man aneinandergekuschelt bei einem Lagerfeuer in kuscheligen Höhlen – das erhöht den Herzschlagfaktor. Da kann man durchaus mal vergessen, dass man eigentlich vor ein paar Tagen geheiratet hätte (Winslet) oder einem 10jährigen Kind in einer OP das Leben gerettet hätte (Elba) oder auch, dass man eine außerplanmäßige Landung auf einem Berggipfel hingelegt hat, den Piloten im Schnee verscharren musste, von einem Puma angefallen wurde und mit einem gebrochenen Bein durchs Nirgendwo humpelt. Kleinigkeiten halt, die angesichts der bezaubernd verschneiten Gegend und der prickelnden neuen Gesellschaft, in der man diese erkundet, entfallen können. „The Mountain Between Us“ (ddT – dämlicher deutscher Titel: „Zwischen zwei Leben“) kann sich nicht so recht entscheiden, ob es ein abenteuerliches Survival-Drama oder ein romantischer Liebesfilm sein möchte. Es sind von beidem gute Ansätze erkennbar, aber konsequent umgesetzt ist nichts davon. Für das Survival-Drama ist der Überlebenskampf zu leichtgängig und einfach gestrickt. Die beiden hocken ein paar Tage in ihrem Wrack, dann stapfen sie trotz gebrochenem Bein fröhlich viele Kilometer durch hüfthohen Schnee (wer auch immer schon mal das Vergnügen hatte, sich durch kniehohen Schnee zu kämpfen, weiß, dass man nach ein paar hundert Meter eigentlich nur noch auf die letzte Ölung wartet), immer wieder hüpft fröhlich der Hund herum (was hat der eigentlich zu fressen bekommen, um stets so gut gelaunt zu sein, und was zum Geier haben die beiden Überlebenden gegessen außer mal ein paar Bissen Puma-Steak?), Kälte ist eh ziemlich egal, und auch tagelanges Marschieren ohne Nahrung scheint weder ihre Laune noch ihre Libido zu verderben. Was den romantischen Aspekt der Geschichte betrifft, so ist zwar prinzipiell ganz gut und plausibel nachgezeichnet, wie in Extremsituationen Gefühle entstehen können, und auch in der Nachbetrachtung ist der Film nicht übel, aber trotzdem wird auch dieser Teil etwas zu … nun ja … kühl erzählt. Kate Winslet und Idris Elba bemühen sich, ihren Figuren Tiefe zu verleihen, doch manchmal macht es sich das Drehbuch zu einfach, postuliert Emotionen, die vage und unbegründet bleiben, nur damit zwischen den beiden etwas vorangeht. Stattdessen wird dann erzählerisch zu einfachen Tricks gegriffen. „The Mountain Between Us“ gehört zu jener Art von Filmen, in denen Geigen anheben, wenn die verliebten Protagonisten zum ersten Mal leidenschaftlich übereinander herfallen, und wo der Mann die Angebetete durchaus mal in Slow-Motion verlässt, um die Dramatik der Trennung zu unterstreichen. Für einen romantischen Kerzenschein-Abend zu zweit ist die Landschaft aber zu frostig. Kate Winslet und Idris Elba, die beiden schauspielerischen Naturgewalten, retten, was zu retten ist, und der Hund hat immerhin einen Charakterkopf.


5,0
von 10 Kürbissen