Elsa Kremser

Dreaming Dogs (2024)

Regie: Elsa Kremser und Levin Peter
Original-Titel: Dreaming Dogs
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Dreaming Dogs


In Space Dogs sind Elsa Kremser und Levin Peter schon einmal dorthin gegangen, wo es wehtut: Nach Moskau. Genauer gesagt sind sie tief in das Leben von streunenden Straßenhunden eingestiegen. „Dreaming Dogs“ ergänzt diesen ersten Film um eine weitere Perspektive: Wieder sind es streunende Hunde, deren Geschichte erzählt wird, doch wird diese ergänzt um die Interaktion mit der obdachlosen Nadja, die sich selbst als „Oma“ bezeichnet und die Anführerin des kleinen Rudels ist, das Zuflucht gefunden hat auf einem ehemaligen Fabriksgelände. Wie auch in „Space Dogs“ interessieren sich Kremser und Peter allerdings primär für die Hunde. Die Kamera ist immer ganz nah bei diesen und immer auf deren Höhe, was dazu führt, dass die Menschen automatisch in den Hintergrund treten. Gleichzeitig wird auf diese Weise über das Leben der Hunde auch indirekt die Geschichte von Nadja erzählt – jedenfalls ein Teil davon. Das Leid der Menschen spiegelt sich im Überlebenskampf der Hunde und vice versa. Wie auch in „Space Dogs“ lässt sich in „Dreaming Dogs“ einiges ableiten über das Leben derer, die in Russland am Rande der Gesellschaft leben – und damit über die Gesellschaft selbst. „Dreaming Dogs“ führt das Thema also auf eine konsequente Weise fort, wenngleich der Film nicht diese brutale Dringlichkeit von „Space Dogs“ erreicht. Darüber bin ich aber auch fast froh, liegen mir einige Szenen von „Space Dogs“ fünf Jahre später immer noch im Magen. So gesehen bietet „Dreaming Dogs“ nun einen leichter verdaulichen Einstieg in das Thema und die Welt der Streuner, die von allen übersehen werden mit Ausnahme von Nadja sowie den beiden Filmemachern Elsa Kremser und Levin Peter.


6,5 Kürbisse

Foto: (c) Viennale

Space Dogs (2019)

Regie: Elsa Kremser und Levin Peter
Original-Titel: Space Dogs
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Space Dogs


Gleich vorweg: Vor keinem anderen Film musste ich bislang eine so deutliche Warnung aussprechen wie vor dem Dokumentarfilm „Space Dogs“ von Elsa Kremser und Levin Peter. Tierliebhaber und alle Menschen, die keine empathielosen Arschlöcher sind, werden diesen Film stellenweise nur schwer ertragen. (Was jetzt keine Empfehlung für empathielose Arschlöcher ist, diesen Film zu sehen.) Es gibt Szenen zu sehen, in denen zum Einen die Grausamkeit des Menschen am Tier unter dem Deckmantel der Wissenschaft sichtbar wird, und zum Anderen die Grausamkeit des Tieres gegenüber eines anderen Tieres. Lose folgt der Film zwei Moskauer Straßenhunden, während aus dem Off die Geschichte von Laika, der ersten Hündin im Weltall, und den Straßenhunden, die ihr ins All folgten, erzählt wird. Die Analogie ist klar: Die aus eindrücklicher Nähe dokumentierten Straßenhunde bilden die Brücke in die Vergangenheit, wenn sich die Geschichte Laikas als alternative Realität, die sie hätte haben können, im Herumstreunen der Hunde andeutet. Zwischendurch sind auch Archivaufnahmen zu sehen, wie die Hunde nach Laika für ihre Weltraummission vorbereitet werden. Diese Aufnahmen gehören zu jenen, die sich auf den Magen schlagen. „Space Dogs“ bringt so einen Gedankenprozess in Gang: Wie stehen wir zu den Tieren, was bedeutet unser Interesse an ihnen für sie, was unser Desinteresse? Hier setzt eine andere, sich auf den Magen schlagende Szene einen Kontrapunkt: Denn die Vorstellung, dass alle Tiere friedlich und im Einklang mit der Natur leben könnten, wenn wir sie nur ließen, erweist sich als Illusion. Denn auch die Natur ist grausam. Das muss man sich unbedingt ins Gedächtnis rufen, wenn man sich diesen Film ansieht. Denn ansonsten übersteht man ihn nicht. In diesem Fall dann lieber Aurel Klimts liebevoll gemachten Animationsfilm Laika aus dem Jahr 2017, der eine alternative und hoffnungsvollere Geschichte erzählt.


7,0
von 10 Kürbissen