Regie: Allison Anders
Original-Titel: Gas Food Lodging
Erscheinungsjahr: 1992
Genre: Drama
IMDB-Link: Gas Food Lodging
Amerikanisches Independent-Kino, das sich aus weiblicher Perspektive mit dem Prekariat auseinandersetzt, hat eine lange Tradition, und etliche Meisterwerke wie beispielsweise Nomadland von Chloe Zhao oder American Honey von Andrea Arnold sind in dieser Tradition entstanden. „Verlorene Herzen“ von Allison Anders aus dem Jahr 1992, hierzulande teils auch unter dem Originaltitel „Gas Food Lodging“ vermarktet, reiht sich durchaus in diese Liste ein, auch wenn Anders‘ Film etwas milder ausfällt und nicht so kantig wie die beiden anderen genannten Beispiele. Im Zentrum stehen drei Frauen: Die Kellnerin Nora (Brooke Adams) und ihre beiden fast erwachsenen Töchter Shade (Fairuza Balk) und Trudi (Ione Skye). Gemeinsam leben sie in einem Trailerpark in einer Kleinstadt in New Mexico. Der Vater ist schon lange von der Bildfläche verschwunden, und so ist es Shades größter Wunsch, einen Mann für ihre Mutter zu finden, eine Art von Eskapismus, die sich auch in ihrer Vorliebe für den mexikanischen Filmstar Elvia Rivero äußert. Ihre Schwester Trudi hingegen lebt promiskuitiv in den Tag hinein, bis sie eines Tages auf den Geologen Dank (Robert Knepper) trifft, zu dem sie Vertrauen fasst. Ein Fehler? Hier zeigt sich auch das Kernthema des Films: Alle drei Frauen haben aufgrund ihrer Lebensumstände und früherer Verletzungen Vertrauen in andere Menschen verloren. Nora, die Mutter, zieht es vor, lieber einsam zu sein, auch wenn sie umworben wird, wie sie selbst unumwunden zugibt, Trudis Vertrauensprobleme beruhen auf einer traumatischen Erfahrung und Shade, die noch am offensten auf andere Menschen zugeht, fühlt sich dennoch in ihrer Fantasiewelt besser aufgehoben als in der Realität. Dennoch gelingt es Anders, den Film leichtfüßig wirken zu lassen. All diese Themen werden fast beiläufig verhandelt, ohne dadurch aber an Ernsthaftigkeit zu verlieren. „Verlorene Herzen“ ist alles Andere als ein Sozialporno. Der Film ist ehrlich an den drei Frauen und ihren Gefühlen interessiert, ohne sie zur Schau zu stellen. Es gibt auch viele leichte, positive Momente, denn wie es im Leben so ist: Wo Licht ist, ist auch Schatten, und das gilt umgekehrt genauso. Dass der Film einen runden Abschluss, eine Art Aha-Moment der Figuren, eine Weiterentwicklung verweigert, ist damit nur stimmig und konsequent.

7,0 Kürbisse
(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)