Action

Convoy (1978)

Regie: Sam Peckinpah
Original-Titel: Convoy
Erscheinungsjahr: 1978
Genre: Action, Roadmovie
IMDB-Link: Convoy


Nein, erklären kann ich es nicht, warum „Convoy“ von Sam Peckinpah der Film ist, den ich mit Abstand am häufigsten gesehen habe. Ich war ein Kind, es gab Trucks und Wüstensand und zu Schrott gefahrene Polizeiautos und coole Typen wie Kris Kristofferson als „Rubber Duck“. Tagelang spielte ich den Convoy aus dem Film mit meinem Matchbox-LKWs nach – und ich hatte sogar eines, das ein wenig aussah wie das Gefährt des furchtlosen, stoischen Anführers. Warum mich der Film auch heute noch so begeistert, kann ich allerdings noch weniger erklären. Na gut, ein Erklärungsversuch: Es gibt Trucks und Wüstensand und zu Schrott gefahrene Polizeiautos und coole Typen wie Kris Kristofferson als „Rubber Duck“. Man sagt ja, dass sich Burschen bis zum Alter von 12 Jahren entwickeln, und danach wachsen sie nur noch. Jedenfalls ist „Convoy“ auch heute noch mein größtes Guilty Pleasure. Es gibt nichts Schöneres, als zu den Klängen von Countrymusik einen Convoy von Trucks, gelenkt von kantigen Gesetzesbrechern, durch Polizeibarrikaden rauschen und Polizeiautos in Hühnerställe fliegen zu sehen. Und ganz ehrlich: Viel mehr bietet der Film auch nicht. Gut, da wäre noch eine ziemlich verschenkte Ali McGraw, die mal eine Weile an Rubber Ducks Seite sitzen darf und was fürs Auge bieten soll, und die Privatfehde zwischen Rubber Duck und dem herrlich fiesen Sheriff „Dirty“ Lyle Wallace (Ernest Borgnine in einer Glanzrolle), die den ganzen Convoy erst zum Rollen bringt. Inhaltlich darf man sich allerdings nicht mehr erwarten von diesem Macho-Traum, der beim Bechdel-Test mit Pauken und Trompeten durchfällt. Aber ganz ehrlich: Das ist mir in diesem Fall egal. Denn der Film hat einfach alles: Trucks und Wüstensand und zu Schrott gefahrene Polizeiautos und coole Typen wie Kris Kristofferson als „Rubber Duck“.


10
von 10 Kürbissen

Deadpool 2 (2018)

Regie: David Leitch
Original-Titel: Deadpool 2
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Action, Fantasy, Komödie, Satire
IMDB-Link: Deadpool 2


Deadpool ist wieder da. Ganz klar: Wenn der mal stirbt, muss man das Mundwerk extra erschlagen. Nur ist das mit dem Sterben nicht so einfach. Nicht, dass er es nicht versuchen würde, aber irgendetwas hält ihn bzw. die nach Explosionen herumfliegenden Teile von ihm am Leben. Vielleicht hat das Schandmaul ohne Skrupel, das auf Verbrecherjagd geht, weil es cool ist, die Schurken zur Strecke zu bringen, ja doch noch eine höhere Aufgabe zu bewältigen. Gegenspieler Cable (der omnipräsente Josh Brolin) jedenfalls erweist sich als harte Nuss, und die Mission, einen 14jährigen Jungen vor diesem schwer bewaffneten Zeitreisenden aus der Zukunft zu beschützen, kostet Blut, Schweiß, Tränen und Gliedmaßen. Das alles ist aber nicht umsonst vergossen, denn wie der geschwätzige Rächer aus der Nachbarschaft schon im Prolog angekündigt hat, ist „Deadpool 2“ ein Familienfilm, und so lernt der Held eben auch, was eine Familie ausmacht. Kino mit pädagogischem Wert also. Die Methoden, dieses Wissen zu vermitteln, mögen vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinen, denn es wird gemetzelt, was die Schaschlik-Spieße, die der großmäulige Superheld dekorativ am Rücken trägt, hergeben, aber ungewöhnliche Schüler erfordern eben auch ungewöhnliche Erziehungsmaßnahmen. Kurz gesagt lebt der Film von zwei elementaren Dingen: Vom subversiven und anarchischen Humor seines Titelhelden (brillant verkörpert von Ryan Reynolds, der sich diese Rolle dermaßen angeeignet hat, dass er wohl nie wieder etwas Anderes spielen kann) sowie von der brutalen, schnell geschnittenen Action, die keine Rücksicht nimmt auf Befindlichkeiten oder schwache Mägen. So gesehen führt „Deadpool 2“ den Weg des Vorgängers nahtlos fort. Da der Humor noch absurder ist und noch viel mehr Anspielungen zu entdecken sind, die der Held, der sich bewusst ist, nur eine Filmfigur zu sein, immer wieder einstreut, funktioniert der Film für mich noch besser als der erste Teil. Als Komödie ist „Deadpool 2“ eine echte Perle. Die Story selbst ist ein bisschen dünn und vorhersehbar („That’s just lazy writing“, wie Deadpool alias Ryan Reynolds, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, mal selbst zugibt), aber Spaß macht das Ding von der ersten bis zur letzten Minute.


7,5
von 10 Kürbissen

Mad Max: Fury Road (2015)

Regie: George Miller
Original-Titel: Mad Max: Fury Road
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Action, Roadmovie, Science Fiction
IMDB-Link: Mad Max: Fury Road


„Mad Max: Fury Road“ oder: „Wir fahren eine Stunde lang in die eine Richtung, drehen dann um, und fahren eine Stunde lang wieder in die andere Richtung zurück“. Selten war ein Konzept für einen Film so einfach wie in George Millers Neuauflage der Mad Max-Filmreihe. Diesmal darf der von mir hochgeschätzte Tom Hardy in die Rolle des verrückten Maxl schlüpfen, hat aber, wenn man ehrlich ist, den ganzen Film über lang nicht viel zu melden. Einen Großteil der Action der ersten Stunde verbringt er dekorativ in der ersten Reihe fußfrei als Kühlerfigur, in der zweiten Stunde darf er dann als Sidekick für die furiose Furiosa (Charlize Theron) herhalten. Schönste Szene: Als er mit seinem Gewehr zwei von drei Kugeln verballert, dann kurz mit den Schultern zuckt, die Waffe nach hinten reicht und Furiosa mit der letzten Kugel den heranjagenden Bösewichten wortwörtlich das Licht ausknipst. Frauenpower! Diese gehört auch zu den größten Stärken des Films. Die Damen sehen nicht einfach nur hübsch aus, sondern sie zeigen den Männern, wie ein richtiger Kinnhaken aussieht. Ob das ausreicht, dass man den Film gleich zu einem feministischen Befreiungsschlag hochstilisiert, sei aber mal dahingestellt. Denn abgesehen von den austeilenden Damen hat der Film ansonsten nicht viel übrig für seine Figuren und deren Motivationen. Hier geht’s mal wieder rein um die Action, und die ist natürlich exzellent in Szene gesetzt mit all den technischen Möglichkeiten, die man heute eben so hat (und die George Miller in den 70ern und 80ern noch spürbar gefehlt haben). Aber die Storysuppe ist eben sehr dünn, und irgendwann hat man genug gesehen von völlig durchgeknallten Gitarrensolisten (ja, richtig gelesen) auf explodierenden Fahrzeugen. Wenn man die Schauwerte beiseite lässt, hat der Film nicht wirklich viel zu bieten abgesehen von dem Versuch, sich für drei Filme Macho-Gehabe bei der Frauenwelt zu entschuldigen, indem die Damen nun mal richtig zulangen dürfen. Eh sehr in Ordnung, und auch nach der zweiten Sichtung noch unterhaltsam, aber der Hype, der um ihn entstanden ist, inklusive einer Oscar-Nominierung für George Miller als besten Regisseur sowie eine Nominierung als bester Film neben sechs Oscars in technisch-handwerklichen Kategorien, war vielleicht ein bisschen zu viel des Guten.


6,5
von 10 Kürbissen

Avengers: Infinity War (2018)

Regie: Anthony und Joe Russo
Original-Titel: Avengers: Infinity War
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Action, Fantasy, Science Fiction
IMDB-Link: Avengers: Infinity War


Thanos, grimmiger Oberschurke mit dem Fünffachkinn, hat nicht alle Murmeln beisammen. Konkret: Es fehlen ihm noch vier Infinity-Steine, dann kann er tun, was ein Thanos tun muss: Mit der Macht der Steine das halbe Universum auslöschen und über den traurigen Rest regieren. Das ist natürlich nicht ganz im Sinne der Avengers und ihrer mittlerweile über viele Galaxien verstreute Freunde, die fortan versuchen, den Genozid-Fan von seinem Vorhaben abzubringen. Überreden lässt sich der Mann ja nur sehr schwer, also gibt es schlagkräftige Überzeugungsarbeit zu leisten auf diversen Planeten und in diversen Konstellationen, bis es schließlich auf der Erde zum großen Showdown kommt. Und der hat es in sich. „Avengers: Infinity War“ muss eine nahezu unmögliche Aufgabe bewältigen: Ein ganzes Klassentreffen von Superhelden, die noch dazu in kleinen Gruppen im Weltall verstreut sind, publikumswirksam auf den Schurken loslassen, und zwar auf eine Weise, die den Zuseher auch noch folgen lässt und gleichzeitig alle Helden abfeiert und niemanden zum Statisten degradiert. Die Russo-Brüder haben sich dieser Aufgabe gestellt – und sie bravourös gemeistert. Denn auch wenn das Spektakel gelegentlich ein bisschen chaotisch wirkt (was bei der Vielzahl von Schauplätzen und Figuren unvermeidbar ist), so behalten sie dennoch immer den Überblick und die Zügel fest in der Hand. Die über mehrere Filme verstreute Vorgeschichte wird nahtlos fortgesetzt, alle lieb gewonnenen Figuren bekommen ihre Screentime und sind für die Geschichte wichtig, der Schurke ist überraschend charismatisch und interessant, und über die Schauwerte braucht man ohnehin nicht groß sprechen, die sind fantastisch. Was aber trotzdem noch überrascht ist die Konsequenz, die das Drehbuch gerade gegen Ende hin aufweist. Jedes weitere Wort mehr würde an dieser Stelle schon das Risiko eines Spoilers bedeuten, also sage ich lieber nicht mehr dazu, sondern nur das: Die Russo-Brüder denken hier mehr an den Film selbst als an die Zuseher, und das ist gut so. Ich habe selten ein Publikum so heftig diskutierend aus einem Kinosaal kommen gesehen wie nach „Avengers: Infinity War“. Der Film macht zum Ende hin alles richtig. Mir persönlich war es ein bisschen zu sehr Planeten-Hopping, auch die Dynamik der Figuren untereinander blieb bedingt durch die rasante Handlung eher außen vor, und einige genre-üblichen Logiklöcher waren zu beklagen, aber nichtsdestotrotz ist „Avengers: Infinity War“ sehr weit oben unter den Comic-Verfilmungen angesiedelt und macht Lust auf mehr.


8,5
von 10 Kürbissen

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel (1985)

Regie: George Miller und George Ogilvie
Original-Titel: Mad Max Beyond Thunderdome
Erscheinungsjahr: 1985
Genre: Action, Science Fiction
IMDB-Link: Mad Max Beyond Thunderdome


Max Rockatansky hat es in der Endzeit-Wüsten-Welt auch nicht leicht. Eh nur mit Kamelen unterwegs, werden die ihm in der ersten Szene gleich auch noch geklaut. Zu Fuß kommt er also in die Wüstenstadt Bartertown, die von Auntie (Tina Turner, ja: TINA TURNER!) aufgebaut wurde. Leider hat das Tantchen gerade ein Problem: Unter der Stadt wird in einer Fabrik Schweinemist zu Methangas verarbeitet, das wiederum für die Stromversorgung der Stadt genutzt wird. Der Leiter der Fabrik, Masterblaster (diese Namen!), eine Art Zweckgemeinschaft aus dem kleinwüchsigen Master („the Brain“) und dem Hünen Blaster („the Muscle“), die ein bisschen an einen Hai und seinen Putzerfisch erinnert, macht Probleme. Denn eigentlich hält sich Master für … nun ja … den Master der Stadt. Und Tantchen schmeckt das nicht. Also heuert sie Mad Max als Söldner an, um den Blaster von seinem Master zu trennen, also den Körper unter dem Kopf wegzuschlagen. Gut, dass es den „Thunderdome“ gibt – denn in diesem Käfig findet die Rechtssprechung statt, wenn zwei einen Wickel haben. Die Regeln sind leicht verständlich: Zwei gehen rein, einer kommt raus. Also Blaster und Mad Max rein … und dann entwickelt es alles doch ein bisschen anders als gedacht. Es endet damit, dass Max wortwörtlich in die Wüste geschickt wird. Aber alles halb so wild, dort findet er neue Freunde. Irgendwie ist „Jenseits der Donnerkuppel“ ein seltsamer Film, der aus zwei Teilen besteht, die irgendwie nicht so richtig zusammenfinden wollen. Während die eine Hälfte des Films in Bartertown spielt und es um diese Machtgeschichte zwischen Auntie und Masterblaster geht, wechselt der Fokus in der zweiten Hälfte auf eine Gemeinschaft von Kindern und Jugendlichen, die als Nachkommen von Überlebenden eines Flugzeugabsturzes in einer Oase leben. Beide Teile für sich haben ihre Argumente: Die erste Hälfte ist halt wieder staubtrockene Endzeit-Action (in denen die Figuren noch etwas motivationsloser und weniger glaubhaft als in den ersten beiden Mad Max-Filmen sind, aber die Action passt), die zweite Hälfte dann fast schon so eine Art Aussteiger-Öko-Kommunen-Drama, in dem skizziert wird, wie nach der Apokalypse Wissen verloren geht und sich stattdessen Kulte und Riten etablieren. Durchaus interessant – aber die beiden Teile passen nicht zueinander. So ist der dritte Teil der Mad Max-Filmreihe sicherlich der schwächste. Zwar immer noch unterhaltsam, aber nichts, was man danach unbedingt noch einmal sehen muss.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 28 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


5,0
von 10 Kürbissen

Mad Max 2 – Der Vollstrecker (1981)

Regie: George Miller
Original-Titel: Mad Max 2: The Road Warrior
Erscheinungsjahr: 1981
Genre: Action, Roadmovie, Science Fiction
IMDB-Link: Mad Max 2: The Road Warrior


Der zweite Mad Max-Film gehört zu den seltenen Fällen, in denen die Fortsetzung besser als das Original ist. Möglich gemacht hat dies der große Erfolg des ersten Films, dank dem George Miller für die Fortsetzung ein ordentliches Budget zur Verfügung hatte, das er dann gleich mal für richtig gelungene Action-Szenen und der Umsetzung seiner dystopischen Vorstellungen einsetzte. Die Zukunft ist noch abgefuckter als in Teil 1. Das wichtigste Gut der Menschen ist Benzin. Um eine zu einer Festung ausgebauten Raffinerie tobt ein heftiger Kampf zwischen einer Gang von Outlaws unter Lord Humungus und den Menschen, die in der Raffinerie leben und diese betreiben. Max Rockatansky (Mel Gibson), auf der Suche nach Benzin, lässt sich auf einen Deal ein: Er bringt den Leuten einen Sattelschlepper in die Raffinerie, mit dem sie den Benzintank transportieren können, und sie geben ihm dafür Benzin. So weit, so gut. Dass das alles nicht so einfach ist, wenn man in einer Welt lebt, in der es nur noch Verrückte gibt, für die ein Menschenleben nichts wert ist, erschwert die Sache natürlich enorm. Aber Mad Max ist ja auch kein Waldorfschulenabsolvent, und so nimmt der Action-Kracher ordentlich Fahrt auf. Was an „Mad Max 2 – Der Vollstrecker“ überzeugt, ist das reduzierte, aber dennoch sehr wirkungsvoll dystopisch in Szene gesetzte Setting. Das hat schon ein spürbares Endzeitflair. Auch ist der sehr geradlinig inszenierte Film höllisch spannend und weist keine Längen auf. Da ist kein Gramm Fett dran an diesem Mad Max-Film. Trotzdem bleibt der Film unterm Strich natürlich das, was er ist: Ein schnörkelloser Endzeit-Actionfilm, der durch möglichst viele gelungene Explosionen unterhalten will, aber nicht unbedingt eine tiefgründige Botschaft oder besonders ausgeklügelte Motivationen seiner Figuren mit sich bringt. Als Actionfilm funktioniert der Film aber tadellos.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 27 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


7,0
von 10 Kürbissen

Mad Max (1979)

Regie: George Miller
Original-Titel: Mad Max
Erscheinungsjahr: 1979
Genre: Action, Roadmovie, Science Fiction
IMDB-Link: Mad Max


Wenn man keine Kohle hat, muss man für eine Filmszene auch schon mal seinen eigenen Wohnwagen zerschreddern. Diese cineastische Grenzerfahrung machte George Miller bei seinem Low Budget-Actionfilm „Mad Max“, der zu einem überraschenden Box Office-Hit und Kultfilm geriet (weshalb er dann in weiterer Zukunft seine Wohnwägen behalten durfte). Wenn man den Film in einem Satz beschreiben müsste, würde dieser wohl lauten: Auf dem Highway ist die Hölle los. In einem dystopischen Australien der Zukunft machen Biker-Gangs die Straßen unsicher. Die Polizei stellt sich diesen mit aller Brutalität entgegen und ist dabei um keinen Deut besser. Max (Mel Gibson in der Rolle, die nicht nur George Millers Wohnwagen, sondern auch ihm zum Durchbruch verhalf) ist einer der besten Polizisten. Entspannung nach adrenalinberauschten Verfolgungsjagden findet er zuhause bei Frau und Kind. Doch als er einen berüchtigten Biker, der gerade freiwillig seinen Gefängnisurlaub verkürzt hat, unter die Räder kriegt, legt er sich mit der gefürchtetsten Gang von allen an, die vom sadistischen Toecutter geleitet wird. Klarerweise ist das schon bald eine Belastung für das Familienglück. Doch einen Mad Max macht man besser nicht wütend, denn das geht zulasten der eigenen Gesundheit. Ich kannte bislang nur „Mad Max: Fury Road“ und nutzte die Filmreisechallenge, um die Bildungslücke der fehlenden Original-Trilogie nachzuholen. Im Gegensatz zum schrillen, wüst-trostlosen „Fury Road“ und auch zu den beiden Fortsetzungen ist der erste Mad Max-Film noch erstaunlich gegenwartsnah. Das Dystopie-Feeling der späteren Filme stellt sich noch nicht ein. Dafür sieht man einen schlanken Rache-Action-Reißer, der aus geringen Mitteln viel macht. Dennoch: Wenn man sich aus schnellen Autos und wilden Verfolgungsjagden nicht viel macht, ist „Mad Max“ zwar unterhaltsam, aber nicht so wahnsinnig interessant, da insgesamt doch recht eindimensional.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 26 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,0
von 10 Kürbissen

Robin Hood, König der Vagabunden (1938)

Regie: Michael Curtiz und William Keighley
Original-Titel: The Adventures of Robin Hood
Erscheinungsjahr: 1938
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: The Adventures of Robin Hood


„Robin Hood, König der Vagabunden“ (auch vermarktet als „Die Abenteuer des Robin Hood“) ist quasi der Urknall des Strumpfhosenfilms. Enger saßen die Strumpfhosen erst 40 Jahre später im ersten Superman-Film. Außerdem war das bunte Technicolor-Abenteuer stilbildend für die kommenden Robin Hood-Filme, darunter das Zeichentrickabenteuer von Disney (wird wohl für den Rest meines Lebens meine Lieblingsverfilmung des Robin Hood-Themas bleiben) oder die wunderbare Parodie „Helden in Strumpfhosen“, womit wir wieder beim wichtigsten Ausstattungsmerkmal des Klassikers wären. Generationen von Menschen sind dank des Films in der festen Überzeugung aufgewachsen, dass Bogenschützen lustige Federhüte tragen müssen, in Grün und Rot gekleidet sind und im Idealfall auch noch wie Errol Flynn aussehen. Ich denke, damit sind auch viele schlechte Bewertungen der Ridley Scott-Gurke aus dem Jahr 2010 erklärt. Robin Hood als grimmiger Muskelprotz, der auch blutet, schwitzt und Dreck im Gesicht hat? Sakrileg! Denn wenn man sich auf etwas in „Robin Hood, König der Vagabunden“ verlassen kann, dann darauf, dass niemand blutet, schwitzt oder Dreck im Gesicht hat. Fröhlich grinsend und scherzend hüpfen die Schauspieler bei den Schlachtenszenen im Kreis herum – gerade, dass sie sich nicht alle, ob Freund oder Feind, an den Händen fassen und einen Ringeltanz aufführen. Wenn nur alle körperlichen Auseinandersetzungen so herzerfrischend wären, unser Planet wäre friedlicher als ein Sonntagsbrunch in einem buddhistischen Kloster. Jedenfalls ist „Robin Hood, König der Vagabunden“ eine herrlich naive und unschuldige Angelegenheit, beim Lachen wirft man den Kopf zurück (und da man sehr viel lacht in diesem Film, frage ich mich, ob sich Errol Flynn nicht irgendwann mal während der Dreharbeiten eine Genickstarre eingefangen hat) und gegessen wird natürlich schmatzend und lachend von zehn Kilo schweren Keulen (Ursprungstier: Brontosaurier). Und das alles macht schon auch richtig Spaß. Ernst nehmen kann man den Film nicht, aber als quietschbuntes Sonntagsvergnügen taugt er auch heute noch.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 14 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,0
von 10 Kürbissen

Revenge (2017)

Regie: Coralie Fargeat
Original-Titel: Revenge
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Thriller, Action
IMDB-Link: Revenge


„Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.“ So ein Klingonen-Sprichwort. Das junge Model Jennifer (Matilda Lutz) hat Star Trek offenbar nie gesehen, denn ihr kann es nicht schnell genug gehen mit dem Zahltag, nachdem sie vergewaltigt, einen Abgrund hinabgestoßen und aufgespießt worden ist. Wie durch ein Wunder überlebt sie diese Tortur, und klar, sie hat jetzt nicht nur einen Pflock, sondern auch eine Mordswut im Bauch. Dass die drei Herrschaften, die ihr das angetan haben, den nur halbherzig ausgeführten Job, sie über den Jordan gehen zu lassen, nun beenden wollen, kommt ihr gerade recht. Und so entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel in der Wüste. „Die Schwierigkeit beim Katz-und-Maus-Spiel ist zu wissen, wer die Katze ist.“ Ein weiteres schönes Filmzitat aus „Jagd auf Roter Oktober“. „Revenge“ von Coralie Fargeat ist eine heiße Angelegenheit. Hier wird geschwitzt und geflucht und vor allem geblutet, was nur geht. Ein schwer verletztes Model gegen drei bewaffnete Jäger. Subtile Zwischentöne oder allzu viel Wert auf Logik darf man von diesem Film nicht erwarten. Jeder Mensch hat zwischen 5 und 7 Litern Blut im Körper. In diesem Film blutet jeder mindestens 20 Liter raus. Aber egal, der Film macht einfach Spaß. Vielleicht ist „Revenge“ nicht unbedingt der originellste Beitrag zum Exploitation-Genre, aber wohl einer der am besten gefilmten. Wenn beispielsweise eine Ameise unter aus subjektiver Ameisensicht wahrgenommenem Artilleriebeschuss durch Blutstropfen steht und ihr Heil zwischen den donnernden Einschlägen sucht, so ist das einfach verdammt gut gemacht und extrem unterhaltsam. Auch ist stets spürbar, dass der Film von einer Frau gedreht wurde. Jennifer ist einfach badass. Wird sie zu Beginn noch als leicht dümmliches Sexspielzeug des reichen Schnösels dargestellt, zeigt sie im weiteren Verlauf den zunehmend weinerlichen Männern, wo der Barthel den Most herholt. Allerdings sei gewarnt: Wer mit empfindlichem Magen in den Film geht, wird den Inhalt desselben früher wieder zu Gesicht bekommen als erhofft. Und wer beim Anblick vom Blut in Ohnmacht fällt (soll’s ja geben), wird mindestens zwei Drittel des Films darniederliegen. Fazit: Gut gemachte, blutige Unterhaltung, die es einfach nur krachen lassen will, ohne weitere Ansprüche an Logik oder Anspruch zu stellen.


6,5
von 10 Kürbissen

(Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival Linz)

Ready Player One (2018)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Ready Player One
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Abenteuerfilm, Action, Science Fiction, Fantasy
IMDB-Link: Ready Player One


Natürlich, ich war in meiner wilden Jugend auch voll der Zocker. Stunden habe ich darüber gegrübelt, ob ich den Ticketpreis für einen Zweite-Klasse-Flug von Bogotá nach Miami um 10% erhöhen sollte, oder ob ich mir damit die gute Auslastung meiner Boeing 737 versaue. Und kann ich es riskieren, die alte Embraer noch 10.000 Meilen länger in der Luft zu lassen, ehe ich sie ersetze, oder fällt mir das Ding vom Himmel? Ich bin also mit der Welt der Computerspiele gut vertraut. Jedenfalls mit der Wirtschaftssimulation Airlines. Und mit Fußballmanagern. Anstoß 3 – bäm, Oida! Kein allzu großer Spoiler: Weder Airlines noch Anstoß kommen in „Ready Player One“ von Steven Spielberg vor. Aber wer mit den beliebtesten Spielen der 80er und 90er aufgewachsen ist, wird mit diesem knallbunten Ding voller Popkultur-Referenzen seine Freude haben. Irgendwie ist es ja der feuchte Fiebertraum eines jeden Gamers, selbst in ein Spiel einsteigen zu können. Und das kann Wade Watts (Tye Sheridan), dem es so geht wie allen, die im Jahr 2045 in Columbus, Ohio leben: Die Realität ist irgendwie scheiße. Lieber tummelt sich das Volk in der virtuellen OASIS, denn dort kann man sein, wer und wie man will. Erschaffen hat diese Welt der geniale Ober-Nerd James Halliday (Mark Rylance, herrlich verpeilt). Und der hat, bevor er den Joystick für immer abgegeben hat, noch etwas hinterlassen in der OASIS: Drei gut versteckte und unlösbar schwer erscheinende Prüfungen. Und wer sie besteht, bekommt das hinterlassene Vermögen und die alleinige Herrschaft über die OASIS. Das klingt natürlich so verlockend, dass sich nicht nur enthusiastische Jugendliche, sondern auch gar finstere kapitalistische Mächte ans Werk machen, diese Prüfungen zu bestehen. Sehr zu meinem persönlichen Gaudium verbeugt sich Spielberg dabei auch einmal vor seinem alten Freund und Weggefährten Stanley Kubrick in einer der lustigsten Szenen des Films – eine der wenigen Anspielungen, die ich auch uneingeschränkt verstanden habe. Doch ist der Film auch genießbar, wenn man nicht mit leuchtenden Augen und alle drei Sekunden mit einem „Oh Gott, DAS haben sie auch noch eingebaut!“ in höhere Nerd-Himmelsphären aufsteigt? Die Antwort darauf lautet: Ja, auf jeden Fall. Zwar ist die Story selbst eine arg dünne Suppe (v.a. der arg vorhersehbare Showdown nervt), aber allein schon die Schauwerte des Films haben viel zu bieten. Die virtuelle OASIS sieht fantastisch aus und macht richtig Spaß. Weniger gelungen (weil in vielen Belangen auch unlogisch und nicht konsequent durchdacht) ist die reale Welt, aber, wie schon gesagt, die ist sowieso irgendwie scheiße. Da ist es nur konsequent, wenn auch das Publikum des Films damit unzufrieden ist. Voll meta, ey! Aber da der Großteil des Films ohnehin in der OASIS spielt, fällt das nur wenig ins Gewicht. Arg anspruchsvoll ist das alles natürlich nicht, aber für einen bunten Popcornkinoabend ist der Film genau das Richtige. Zu guter Letzt: Falls „Erebos“ von Ursula Poznanski nun doch einmal verfilmt werden sollte, setzt bitte die Macher von „Ready Player One“ darauf an, denn visuell haben es die wirklich drauf.


7,5
von 10 Kürbissen