1996

Sleepers (1996)

Regie: Barry Levinson
Original-Titel: Sleepers
Erscheinungsjahr: 1996
Genre: Drama
IMDB-Link: Sleepers


„Sleepers“ von Barry Levinson, der zurecht als moderner Klassiker gilt, besteht eigentlich aus drei Filmen: Während der erste Teil, der im besten Sinne an „Stand By Me“ erinnert, die Geschichte einer Jugendfreundschaft erzählt, verweist der zweite Teil auf so großartige Gefängnisdramen wie „The Shawshank Redemption“ und berichtet davon, wie sehr eine unmenschliche und unfaire Welt wie jene eines Jugendgefängnisses ein ganzes Leben zerstören kann. Im dritten Teil schließlich wird ein spannendes Gerichtsdrama inszeniert. Interessant ist, dass sich alle drei Teile um je eine charismatische Nebenfigur zentrieren, die im jeweiligen Teil des Films den Ton angeben: Robert DeNiro als Priester im heruntergekommenen, kleinkriminellen New Yorker Viertel Hell’s Kitchen, der die moralische Instanz der übermütigen Burschen ist und so etwas wie das positive Herzstück des ganzen Films ausmacht, da er auch für die weiteren Teile von Bedeutung bleibt. Im zweiten Teil haben wir einen furchteinflößenden Kevin Bacon als sadistischen und unmoralischen Gefängnisaufseher. Seine Welt ist grausam und ungerecht. Im dritten Teil schließlich, dem Gerichtsdrama, zeigt Dustin Hoffman als heruntergekommener, alkoholkranker Anwalt, dass Moral und Gerechtigkeit oft zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Der Inhalt des Films ist rasch erzählt: Vier mit einem Fuß immer am Rande der Kriminalität stehenden Jungs versuchen, in einer ungerechten, harten Welt erwachsen zu werden. Aber als sie es übertreiben und durch ihr Zutun ein fataler Unfall passiert, werden sie für über ein Jahr in eine „Besserungsanstalt“ gesteckt. Dort allerdings macht ihnen der Aufseher das Leben zur Hölle. Physische wie psychische Gewalt, am meisten spürbar durch die Vergewaltigungen der Jungen durch die Aufseher, führen dazu, dass die Jungen ihre Unschuld endgültig verlieren. Zwei von den vier werden später Gangster und Mörder, und sie sind es auch, die ihren ehemaligen Peiniger bei einer zufälligen Begegnung im einem Restaurant kaltblütig erschießen. Die beiden anderen Freunde, der eine mittlerweile Staatsanwalt, der den Fall übernimmt unter dem Vorwand, die beiden ins Gefängnis zu bringen, der andere Journalist und Autor, der sich nur widerwillig auf das Spiel einlässt, versuchen, die beiden durch eine juristische Charade frei zu bekommen. Gleichzeitig versuchen sie auch, auf unterschiedliche Weise Vergeltung an den weiteren Aufsehern zu üben, die sie damals vergewaltigt haben. Wie gesagt, Moral ist in diesem Film ein Luxusgut, was am Ende auch der aufrechte Priester einsehen muss. Das Leben kann grausam sein. Und die Unschuld, die man einst verloren hat, bekommt man nicht wieder zurück. Ein großartiger Film, der sich Zeit nimmt für seine Geschichte und seine Protagonisten und dennoch keine Sekunde lang uninteressant oder gar langweilig ist.


8,0
von 10 Kürbissen

Pusher (1996)

Regie: Nicolas Winding Refn
Original-Titel: Pusher
Erscheinungsjahr: 1996
Genre: Drama, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Pusher


Der dänische Thriller „Pusher“ ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Es ist das Debüt von Nicolas Winding Refn, der später mit „Valhalla Rising“ und „Drive“ für Furore sorgen sollte, und es ist die erste große Rolle für Mads Mikkelsen, dem Superstar des dänischen Kinos. Die Hauptrolle, den kleinen Drogendealer Frank, spielt allerdings Kim Bodnia. Frank ist so eine wunderbare Verliererfigur. Er dealt für den Drogenboss Milo, zieht mit seinem Kumpel Tonny (Mads Mikkelsen als herrlich grenz-debiler und gewalttätiger Kleinkrimineller) um die Häuser und hat so eine On-Off-Geschichte mit der Prostituierten Vic am Laufen. Doch eines Tages geht ein Deal fürchterlich schief, und Frank hat jede Menge Schulden und noch mehr Probleme. „Pusher“ ist ein knallharter, roher und dreckiger Film, der nichts beschönigt und immer hart draufhält. Gefilmt mit Handkamera in körnigen Bildern wirkt er gleichermaßen improvisiert wie dokumentarisch. Nicolas Winding Refn, dessen spätere Filme durchgestylt bis ins Letzte wirken, findet hier zu einer Ästhetik des Hässlichen, die wie die Faust aufs Auge zum Thema des Films passt. Man braucht vielleicht eine Weile, um in diesen Stil hineinzufinden, und der Film bleibt auch nach dieser Eingewöhnungszeit unbequem und sperrig, aber das Ansehen lohnt sich definitiv. Allerdings gehört „Pusher“, dem zwei lose aneinandergekoppelte Fortsetzungen folgten, zu jenen Filmen, die man nicht unbedingt ein zweites Mal ansehen möchte. Dazu ist man einfach zu deprimiert, wenn der Abspann läuft. Yo, das Leben ist eine verfickte Scheiße, Mann.


7,0
von 10 Kürbissen