1988

Die nackte Kanone (1988)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!


Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen! Oder vielleicht doch? Denn man kann zu dieser Art von Humor, mit Jerry und David Zucker und Jim Abrahams (auch unter ihrem gemeinsamen Kürzel ZAZ bekannt) in den 80er Jahren ihre Attacken auf das Zwerchfell losließen, stehen, wie man will, doch eines ist klar: Den Filmfan, der noch nie ein Zitat aus „Die nackte Kanone“ verwendet hat, muss man mir erst einmal zeigen. Und doch steht und fällt alles mit der ikonischen Performance von Leslie Nielsen als Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Es gibt Darsteller:innen, die für immer mit einer Figur verbunden sind: Arnold Schwarzenegger als Terminator, Pamela Anderson als C.J. Parker, Donald Trump in seiner legendären Parodie eines debilen US-Präsidenten, und doch ist wohl nichts und niemand so verwachsen wie Leslie Nielsen mit der Figur des schusseligen Polizisten. Da passt kein Biberpelz dazwischen. Man könnte Arien wie von Enrico Palazzo auf diese geniale Darstellung singen, aber wozu, wenn ohnehin so ziemlich jede/r diesen Film kennt? Inhalt: Eh wurscht. Die Königin von England kommt nach Amerika, um einem Baseball-Spiel beizuwohnen, bei der ein gemeiner Schurke ihr Ableben plant, und Frank Drebin muss dies verhindern. Es ist wirklich egal, wohin die Handlung führt, Hauptsache, sie ermöglicht es Leslie Nielsen, in die unmöglichsten Fettnäpfen zu treten und diese mit der ihm eigenen stoischen Ruhe zu meistern. Am Ende kriegt er natürlich das Mädchen (Priscilla Presley) und die Bösewichter sind ihrem gerechten Schicksal zugeführt worden. Und das ist ein großes Gaudium. Natürlich, nicht jeder Witz zündet, und man muss schon eine gewissen Empfängnisbereitschaft für diese grobschlächtige Art von Humor haben, in der die Parodie so überdreht wird, bis sie selbst parodiert werden kann, aber es ist eigentlich unmöglich, den ganzen Film so durchzustehen wie Leslie Nielsen selbst: Ohne auch nur einen einzigen Ansatz eines Schmunzelns.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Big (1988)

Regie: Penny Marshall
Original-Titel: Big
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Big


Karrieregeile Nymphomanin vögelt 13-jährigen, der seine eigene Entführung vorgetäuscht und sich durch Betrug ein zweifelhaftes Einkommen erwirtschaftet hat. Zugegeben, „Big“ hat seine problematischen Seiten. Und doch gibt es kaum jemanden, der mit Penny Marshalls Fantasykomödie mit Tom Hanks und Elizabeth Perkins in den Hauptrollen aufgewachsen ist und der Erwähnung des Films keine leuchtenden Augen bekommt. Nie wurde die Zuschreibung „das Kind im Manne“ charmanter und humorvoller umgesetzt als mit diesem Film. Josh, noch 12 Jahre alt, wünscht sich nichts sehnsüchtiger, als endlich groß zu sein. Ein dubioser Spielautomat auf einem Jahrmarkt erfüllt ihm diesen Wunsch, und so schlägt sich das Kind fortan im Körper von Tom Hanks durch das Leben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnt Josh, bei einer Firma, die Spielzeug vertreibt, zu arbeiten – passender kann ein erster Job gar nicht sein. Dort behauptet er sich mit seinem eigenen, kindlichen Charme und viel Spieltrieb in der Welt der Erwachsenen, sodass sogar die attraktive Kollegin Susan auf ihn aufmerksam wird. Die größte Stärke von „Big“ ist seine kindliche Unschuld, die Tom Hanks, damals am Anfang seiner Weltkarriere, so gut transportiert, dass er dafür sogar seinen ersten von bislang vier Golden Globes nach Hause nehmen durfte. Selbst die bereits angesprochene romantische Beziehung wird von Naivität auf beiden Seiten getragen, was der an und für sich kritisch zu betrachtenden Storyline einiges an Schärfe nimmt. Dadurch wird diese zum Quell für einige sehr komische Szenen. Und dann wäre da noch die berühmte Piano-Szene. Will man erforschen, warum „Big“ so erfolgreich wurde und auch heute noch seine Fans hat, kommt man um diese nicht herum. Denn diese Szene, als der kindliche Josh beim Streifzug durch den Spielzeugladen auf ein Bodenklavier stößt und zusammen mit dem väterlichen CEO der Spielzeugfirma (Robert Loggia) ein vergnügliches Duett anstößt, ist sinnbildlich für den Spaß, für die Freude am Spieltrieb und am Jung-und-Ausgelassen-Sein, den der Film verkörpert und mit jeder Szene lebt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Falsches Spiel mit Roger Rabbit (1988)

Regie: Robert Zemeckis
Original-Titel: Who Framed Roger Rabbit
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Animation, Komödie, Krimi
IMDB-Link: Who Framed Roger Rabbit


Sein Name ist Hase, und er weiß von nichts. Das ist ein Problem, denn er, Roger Rabbit, ist Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Verzweifelt wendet sich der Cartoon-Hase an den Privatdetektiv Eddie Valiant (Bob Hoskins), doch der will von durchgeknallten Zeichentrickfiguren nichts mehr wissen, seit eine davon seinen Bruder auf dem Gewissen hat. Doch Roger Rabbit kann sehr überzeugend sein und schon bald geht es nicht drunter und drüber in Los Angeles und dem angrenzenden Toon Town. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist ein zeitloser Klassiker, der auf unnachahmliche Weise und für seine Zeit visionär Zeichentrick und Spielfilm miteinander verbunden hat. Die Effekte zünden auch heute noch, hier existieren nicht zwei Kunstformen nebeneinander, sondern in einer unvergleichlichen Symbiose miteinander. So genial aber auch diese technische Machart des von Robert Zemeckis inszenierten und von Steven Spielberg produzierten Films ist, das Herzstück sind die spannende und temporeich erzählte Geschichte und die liebevoll in Szene gesetzten Figuren. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist damit nicht nur einfach ein technisch großartiger Film, sondern schlicht ein großartiger Film – in allen Belangen. Und auch heute, 35 Jahre nach Erscheinen, ein schier endloser Schatz wundervoller Zitate, die längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind. „Ich bin nicht schlecht. Ich bin nur so gezeichnet.“ Ein Jahrhundert-Film, verdient aufgenommen auf die Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben muss, ehe das Leben vorbei ist.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)

In einem Land vor unserer Zeit (1988)

Regie: Don Bluth
Original-Titel: The Land Before Time
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Animation
IMDB-Link: The Land Before Time


Jede Generation braucht ihr Zeichentrickfilmtrauma. Unsere Großeltern und Eltern hatten „Bambi“, wir „In einem Land vor unserer Zeit“. Es gehört einfach zur persönlichen Entwicklung dazu, im Alter von 6-8 Jahren emotional durch den Fleischwolf gedreht zu werden – schließlich muss die nächste Generation an Psychotherapeut:innen und Apotheker:innen beruflich versorgt werden. So läuft das Radl. Und ganz ehrlich, wer nach dem Ableben von Littlefoots Mama im Kampf gegen den bösen Scharfzahn nicht den Impuls hat, eine halbe Flasche Wodka in die heiße Schokolade schütten zu wollen, um den Schmerz zu betäuben, hat wohl die emotionale Bandbreite eines Grashalms. Jedenfalls muss sich Littlefoot nach diesem tragischen Ereignis, bei dem er auch noch von der Herde getrennt wird, allein auf den langen Weg zum großen Tal machen, wo Milch und Honig fließen sollen. Doch glücklicherweise bleibt er nicht lange allein, denn die notorische Besserwisserin Cera, die ängstliche Ducky, der stoische Spike und Petrie, der Flugsaurier, der nicht fliegen kann, leisten ihm schon bald Gesellschaft und bestehen gemeinsam alle Abenteuer. Natürlich ist „In einem Land vor unserer Zeit“ nicht mehr auf dem modernsten Stand des Unterhaltungsstandards – der Film geht trotz der kurzen Laufzeit von knapp über einer Stunde sehr gemächlich mit seinen Held:innen um, aber trotzdem weiß der süß gemachte Animationsfilm auch heute noch zu unterhalten – und zu traumatisieren. Man kann ihn getrost zeitlos nennen, was wiederum recht gut zum Filmtitel passt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Die Geister, die ich rief … (1988)

Regie: Richard Donner
Original-Titel: Scrooged
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie
IMDB-Link: Scrooged


Jo, is denn scho Weihnochtn? Den Kaiser, äh, die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los. Das ist wie bei „Last Christmas“ von Wham. Irgendeine Radiostation hat angefangen, den Song schon im November zu spielen. Dann dachte sich die nächste Station: ‚Hey, wir müssen früher dran sein‘ und spielten den Song schon im Oktober. Daraufhin der nächste Sender: ‚Das geht ja gar nicht, dass die vor uns mit dem Lied draußen sind!‘, also ging es für sie im September los. Und so weiter. Sieger ist, wer „Last Christmas“ am 27. Dezember spielt – für das nächste Jahr. Und so ähnlich ist es hier wohl mit den Weihnachtsfilmen. Gut, wir sind immerhin schon im Jänner, aber das nächste Weihnachten kommt bestimmt! Und ganz ehrlich: Bill Murray geht ohnehin das ganze Jahr. Für den braucht es keinen Anlass. Vor allem, wenn man ihn in seiner Paraderolle als zynisches Ekel sehen kann (in diesem Fall: der Produzent eines Fernsehsenders mit einer ausgeprägten Allergie auf Weihnachten), der mit seiner Umgebung den Boden aufwischt. Natürlich – Dickens hat’s geschrieben – erfährt dieser Misanthrop Läuterung, denn es ist Weihnachten, und Weihnachten versuchen wir ja alle, ein besserer Mensch zu sein (mit Ausnahme von Kevin). Be the person your dog thinks you are. Oder so ähnlich. Dazu gibt es in Richard Donners Verfilmung einer Neuinterpretation von Dickens Weihnachtsklassiker „A Christmas Carol“ jede Menge 80er-Flair bei Frisuren und Soundtrack sowie Gags, die auch heute noch zünden. Ja, der Film und seine Figuren sind heillos überspitzt, und den Zuckerguss am Ende kriegst du wirklich nur zu den Festtagen runter nach vier Wochen intensivem Training durch die Aufnahme von Vanillekipferl und Linzer Augen, aber hey, was soll’s! Weihnachten ist eh nur einmal im Jahr. Manchmal beginnt es halt schon im Jänner. In diesem Sinne: Merry Christmas, ihr Beidln!


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)

Stirb langsam (1988)

Regie: John McTiernan
Original-Titel: Die Hard
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Action, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Die Hard


Was wäre die besinnliche Zeit des Jahres ohne Weihnachtsfilme? Und der größte Klassiker unter den Weihnachtsfilmen ist „Stirb langsam“. Weihnachten ist dann, wenn Jack Gruber (Alan Rickman) aus dem 30. Stock des Nakatomi Towers fällt. Und wenn ein verschwitzter, verdreckter und blutender John McClane (Bruce Willis in seiner Paraderolle) seine Angetraute Holly (Bonny Bedelia) im Arm hält. Und wenn Sgt. Powell (Reginal VelJohnson) endlich wieder töten kann. Kaum ein anderer Film verkörpert den Geist der Weihnacht so perfekt wie John McTiernans Action-Kracher aus den 80ern. Warum der Film auch heute noch funktioniert? Weil er auf das Wesentlichste reduziert ist. Da gibt es keinen unnötigen Schnickschnack. Gut, die Computerbildschirme sehen definitiv nicht mehr zeitgemäß aus, aber John McClane ist ohnehin mehr der analoge Typ. Das Szenario ist simpel: 12 Terroristen in einem abgeschotteten Hochhaus in L.A. und ein Bulle aus New York, den die bösen Buben bei ihrer Geiselnahme blöderweise übersehen. Und das geht gar nicht gut aus für sie. Denn die mögen zwar schwer bewaffnet und gut organisiert sein, aber dafür haben sie es mit dem größten Sturschädel der westlichen Hemisphäre zu tun. Und der ist mächtig sauer. Den Rest des Films haben die Toten Hosen in ihrem Song „10 kleine Jägermeister“ besungen: Es wird fröhlich heruntergezählt, bis nur noch der Hauptschurke übrig ist. Und das ist es dann auch. Das ist der ganze Film. Aber genau deshalb, weil er kein Statement setzen möchte, weil er nicht mit überraschenden Wendungen und komplexen Handlungen punkten möchte, funktioniert er so gut. Und so hat man zwei Stunden lang ein Grinsen im Gesicht, bis alle bösen Jungs tot sind und die fröhliche Weihnachtsmusik des Abspanns erklingt. Merry Christmas!


9,0
von 10 Kürbissen