1967

Zwei vom Affen gebissen (1967)

Regie: Giuseppe Colizzi
Original-Titel: Dio perdona … io no!
Erscheinungsjahr: 1967
Genre: Western
IMDB-Link: Dio perdona … io no!


1967 befindet sich der Italo-Western auf einem ersten Höhepunkt. Das Publikum lechzt nach mehr. Auftritt eines coolen Blonden mit stahlblauen Augen und eines schlagkräftigen, aber gutmütigen Bären. Das Kult-Duo Terence Hill & Bud Spencer erlebt seine Geburtsstunde. Und schon bald sehen die Filmstudios und Vertriebe das gewaltige Vermarktungspotential … und vermurksen alles. Es beginnt damit, dass die Rolle des von Hill gespielten Falschspielers, der von einem engen Freund übers Ohr gehauen wird, im Original Cat Stevens geheißen hat (praktischerweise hat der reale Cat Stevens seinen Namen etwa zehn Jahre später abgelegt, um Verwechslungen zu vermeiden, so die gerade von mir frei erfundene Legende). Die deutsche Synchronisation denkt sich: Cat Stevens, wie fad! Die Django-Filme mit Franco Nero in der Hauptrolle liefen zuletzt ja richtig gut, also warum nennen wir die Hauptfigur nicht einfach Django (was in der verhatschten Synchronisation, aber davon später, wie „Zango“ klingt) und bringen den Film im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „Gott vergibt … Django nie!“ ins Kino? Gesagt, getan. Und nun zum zweiten Problem mit diesem Film, das uns die Synchronisation eingebrockt hat: Nachdem das Duo Spencer/Hill eine Reihe von sehr erfolgreichen Filmen, darunter etliche Westernkomödien wie Die linke und die rechte Hand des Teufels gedreht hatte, dachte man sich 1981: Hey, nachdem das Publikum diese schnoddrigen Sprüche und Prügelorgien liebt, synchronisieren wir doch einfach auch ihren Erstling noch mal neu und reichern ihn um diese markanten Kalauer an. Unter dem neuen Titel „Zwei vom Affen gebissen“ läuft der Film noch einmal durch die deutschsprachigen Kinos. Klingt gut in der Theorie, ist aber fürchterlich in der Praxis. Denn „Dio perdona … io no!“, wie der Film unter der Regie von Giuseppe Colizzi im Original heißt, ist alles andere als Klamauk. Wir haben es hier mit einem knallharten, brutalen Western der alten Schule zu tun. Hier wird gemordet, betrogen, geblutet und gefoltert. Die flapsigen Sprüche, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen hineingeschnitten wurden und die den Reiz der späteren Filme der beiden erst ausmachen, verwässern die spannungsgeladene, düstere Grundstimmung dieses Films völlig. Da hilft es nicht einmal, dass Frank Wolff einen unfassbar charismatischen Schurken spielt und Terence Hill und Bud Spencer vielleicht die seriöseste Leistung ihrer gesamten Schauspielkarriere zeigen – die Synchronisation fährt diesen knallharten Western beinahe komplett an die Wand. 5,5 Kürbisse gibt es immerhin für die nicht kaputt zu bekommende Grundstruktur. Man wünscht sich nur in fast jeder Szene, die ursprüngliche Synchronfassung sehen zu können statt dieses Gemurkses.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Asterix der Gallier (1967)

Regie: Ray Goossens
Original-Titel: Astérix le Gaulois
Erscheinungsjahr: 1967
Genre: Animation
IMDB-Link: Astérix le Gaulois


Das erste Abenteuer des legendären gallischen Kriegers Asterix war noch etwas ungelenk. Das trifft sowohl auf das erste Comicheft als auch auf die erste Verfilmung zu, die damals von den Schaffern Uderzo und Goscinny erst im Nachhinein autorisiert wurde. Mit der künstlerischen Umsetzung ihres Comics nicht zufrieden, setzten sie sich fortan selbst an die Verfilmung ihrer Geschichten. Der Output war dabei von unterschiedlicher Qualität. Asterix und Kleopatra war hierbei eine mäßig gelungene, da fast schon zu werksgetreue Adaption, Asterix erobert Rom hingegen wurde zum zeitlosen und allzeit zitierfähigem Klassiker (Passierschein A38!). Aber zurück zum ersten Band bzw. Film. Obelix hat hier noch eine kleine Nebenrolle. Im Mittelpunkt steht der Druide Miraculix, der von den Römern gefangengenommen wird, die ihm das Geheimnis des Zaubertranks, der übermenschliche Kräfte verleiht, entlocken wollen. Asterix eilt zur Rettung herbei, und gemeinsam gelingt es ihnen mit einer List, eine Garnison intellektuell minderbegabter Söldner schachmatt zu setzen. Ein kleiner Spoiler: Es kommt zu einigen sehr haarigen Wendungen, und nur haarscharf entgehen die tapferen Gallier einem schlimmen Schicksal. Man könnte natürlich nun fragen, ob das nicht Haarspalterei ist, denn es hätte ja immer Obelix gegeben, der eingreifen hätte können, aber wollen wir mal nicht das Haar in der Suppe suchen. Was versierte Asterix-Fans jedenfalls feststellen können, ist, dass die Qualität der Zeichnungen deutlich hinter den Comics und auch hinter den späteren Verfilmungen zurückbleibt. Stellenweise wirken die Animationen ein wenig lieblos gemacht. Dennoch habe ich bei der erneuten Sichtung nach vielen, vielen, sehr vielen Jahren festgestellt, dass der Film ein Stück weit besser ist, als ich ihn in Erinnerung hatte. Für das jüngere Publikum bietet er mit Sicherheit auch heute noch viel Spaß. Das Abenteuer ist recht kurzweilig und amüsant erzählt, und als Einstieg in die Welt der unbeugsamen Gallier ist der Film insgesamt schon in Ordnung, auch wenn damit kein großer Wurf gelungen ist.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Mein Körper für ein Pokerspiel (1967)

Regie: Lina Wertmüller
Original-Titel: The Belle Starr Story
Erscheinungsjahr: 1967
Genre: Western
IMDB-Link: The Belle Starr Story


Das ist eine Frage für die Millionen-Show: Wer war die erste Frau, die eine Oscar-Nominierung für die beste Regie erhalten hat? Ich wette, auf die Italienerin Lina Wertmüller kommen die wenigsten. 1977 war es soweit – bei der 49. Oscar-Verleihung wurde mit Wertmüller erstmals eine Frau im Fach Regie nominiert. Ihren Film „Sieben Schönheiten“ kenne ich leider (noch) nicht, aber dafür nun „Mein Körper für ein Pokerspiel“ aus dem Jahr 1967. Tja, früh übt sich, wer ein Meister bzw. eine Meisterin werden will. „The Belle Starr Story“, wie der Film im Original weniger reißerisch heißt, ist absolut vermurkst. Ganz grob orientiert sich die Geschichte an der historischen Figur der Belle Starr, eine weibliche Outlaw im Wilden Westen. Aber mit dem Namen der Heldin endet dann auch schon jegliche historische Referenz. Der Rest ist ein seltsames Irgendwas von Film, das sich nicht entscheiden kann, ob es der erste feministische Italowestern sein will (aber kläglich daran scheitert), eine Erotik-Schmonzette ohne Busenblitzer oder doch ein knallharter Western. Dadurch, dass der Film irgendwie alles sein möchte, ist er unterm Strich nichts davon. Dazu kommt eine völlig verhatschte deutsche Synchronisation. Im Zuge meiner Nachrecherche zu diesem Film habe ich nun erfahren, was man im Film unter „Schnodderdeutsch“ versteht. Das ist, wenn die Leute so miteinander reden: „Ey, Puppe, lass mal die Affen tanzen, sonst setzt was hinter die hübschen Öhrchen.“ – „Ach, Mann, so’n Gaul wie dich kann ich nicht mal tot reiten.“ (Ein fiktives Beispiel, im Film sind die Sätze noch blöder.) Und das alles vorgetragen mit ernster Miene. Das funktioniert bei Terence Hill und Bud Spencer, wo es im Anschluss an solche Dialoge meist fröhliche Gnackwatschn setzt, aber bei einem Film mit an sich ernstem Anspruch sind solche Zeilen das Fallbeil, das dem Film endgültig den Garaus macht. Leider war auf meiner DVD nur die deutsche (neben der italienischen und französischen) Tonspur verfügbar. Andernfalls hätte ich den Film vielleicht noch auf 3 Kürbisse upgraden können. Schlecht wäre er trotzdem geblieben.


2,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)