Viennale 2023

Robot Dreams (2023)

Regie: Pablo Berger
Original-Titel: Robot Dreams
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Animation
IMDB-Link: Robot Dreams


Wer einen möglichst authentisches New York im Film sehen möchte, greift in der Regel zu Filmen von Woody Allen. Dieser ist mit seinem neuesten Werk natürlich auch wieder bei der Viennale, dem alljährlichen Filmfestival von Wien, vertreten. Doch gibt es mit Pablo Bergers „Robot Dreams“ plötzlich einen Film, der „new yorkischer“ ist als alles, was Woody Allen bislang so gemacht hat. Und das Erstaunliche daran: Es handelt sich hierbei um einen charmanten Animationsfilm im Cartoon-Stil über anthropomorph-tierische Stadtbewohner, der fluffig-leicht daherkommt, aber in diesem leichten, auch kinderfreundlichen Stil eine grundlegende Aussage über das Menschsein trifft. Wir sind nicht dazu geschaffen, allein vor uns hinzuvegetieren. Aus diesem Grund bestellt sich der Protagonist Dog einen Roboter, der sofort zu seinem besten Freund wird. Ein unbeschwerter Nachmittag am Strand führt allerdings zur Katastrophe, als der Roboter feststellt, dass ihn Meer und Sonne bewegungsunfähig gemacht haben. Der verzweifelte Dog muss ihn zurücklassen, es war der letzte Tag der Saison, und ab da nimmt der zunächst so federleichte Film eine tragische Wendung und sinniert über Verlust, Verlustängste, Loslassen und Trauerarbeit. Es ist ein kleines Wunder, dass Pablo Berger all diese emotional komplexen Inhalte übermitteln, ohne dafür auch nur eine einzige Dialogzeile zu benötigen. „Robot Dreams“ ist charmant, witzig (mit vielen unglaublich amüsanten Details im Hintergrund), süß, traurig und melancholisch – ein Ritt durch alle Gefühlslagen. Die einzige kleine Schwäche, die der Film aufweist, ist ein geringfügiger Durchhänger im Mittelteil, doch das mindert meine Begeisterung für dieses Kleinod der Animationskunst nicht. Ein hervorragender Auftakt in meine Viennale 2023.


8,0 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

Auftakt zur Viennale 2023

Dieses Jahr feiert der hat Kürbis eures Vertrauens ein kleines Jubiläum. 2013 besuchte ich meine ersten Filme der Viennale, Österreichs bedeutendstes Filmfestival. Ich bin damit ein Spätstarter, aber wie bei allen Dinge, die ich neu für mich entdecke und für gut befinde: Ich eskaliere schnell. In meinem ersten Jahr besuchte ich drei Filme, im zweiten schon acht, und ab dem dritten gab es kein Halten mehr, was in einem zwischenzeitlichen Rekord von 36 Filmen und einem temporären Nebenwohnsitz im Gartenbaukino mündete. Diesen Wahnsinn konnte ich in den letzten Jahren wieder ein wenig eindämmen mit zuletzt gemütlichen 10-15 Filmen, aber da ich allmählich in ein Alter komme, in dem das Gedächtnis nachlässt, stehen mal wieder 23 Filme, aufgeteilt auf 10 Tage, auf meiner Liste, sofern ich denn alle bekomme. (Wahrscheinlich werde ich bei ca. 20 aussteigen, was immer noch mehr als genug ist.) Das Programm ist attraktiv, da haben Festivaldirektorin Eva Sangiorgi und ihr Team wieder einen guten Job gemacht, und vor allem die Retrospektive zu Raúl Ruiz empfinde ich als spannende Ergänzung, die mich auch das eine oder andere Mal ins Filmmuseum locken wird. Heute öffnet das Festival mit dem Auftaktfilm „Explanation for Everything“ von Gábor Reisz seine Vorhänge. Meine persönliche Viennale startet am Samstag mit dem von mir schon mit Spannung erwartetem Animationsfilm „Robot Dreams“ von Pablo Berger. Alle Reviews zu den gesichteten Filmen gibt’s dann natürlich zeitnah auf diesem Blog.