Horror

Mother! (2017)

Regie: Darren Aronofsky
Original-Titel: Mother!
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Horror, Thriller
IMDB-Link: Mother!


Subtilität ist Darren Aronofskys Sache nicht. Auch sein neuestes Werk, der Horrorthriller „Mother!“, hämmert ordentlich auf sein Publikum ein. Das ist gespalten. In Venedig gab’s Buhrufe, aber auch Begeisterung. „Mother!“ ist ein Film, der seinem Zuseher ins Gesicht schlägt und auf die Reaktion wartet. Über den Inhalt kann man nicht allzu viel verraten, ohne die persönliche Sichtweise des Films einzubringen und gleichzeitig massiv zu spoilern. Die Eckdaten: Ein erfolgreicher Schriftsteller (Javier Bardem) und seine junge Frau (Jennifer Lawrence) leben in einem viel zu großen, sehr einsamen und leicht gespenstisch anmutenden Haus im Nirgendwo. Der Schriftsteller sucht nach Inspiration, seine Frau renoviert einstweilen das Haus. Dabei hat sie immer wieder seltsame Visionen. Eines Tages steht ein Arzt (Ed Harris, wunderbar undurchschaubar), der das Haus offensichtlich mit einem Bed & Breakfast verwechselt hat, vor der Tür, und kurze Zeit später auch seine Frau (Michelle Pfeiffer – zum Fürchten). Der Schriftsteller bietet den beiden über den Kopf seiner Frau hinweg die Gastfreundschaft an, doch die Frau fühlt sich nicht wohl, und alsbald sollten sich ihre Befürchtungen bestätigen – und mehr. Schon bald läuft alles ziemlich aus dem Ruder. „Mother!“ legt viele Fährten und bedient sich dabei bekannter Horrorsujets. Allerdings ist „Mother!“ kein konventioneller Horrorfilm, da er mit den gängigen Klischees spielt, sie teilweise bricht und teilweise überzeichnet und dadurch ad absurdum führt. Und das ist wohl auch ein Grund, warum der Film so stark polarisiert. Denn wie man ihn wahrnimmt, hängt von der eigenen Erwartungshaltung des Zusehers ab. Als Horrorfilm taugt „Mother!“ wohl tatsächlich nur bedingt, als Psychothriller auch, als philosophischer Diskurs schon gar nicht, aber wenn man den Film nicht allzu ernst nimmt und sich auf den grimmigen, schwarzen Humor seiner Überzeichnungen einlässt, wird man richtig gut unterhalten. Dann heißt es: Fasten your seatbelts – it’s gonna be a bumpy ride!


7,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Constantin Film)

Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973)

Regie: Nicolas Roeg
Original-Titel: Don’t Look Now
Erscheinungsjahr: 1973
Genre: Drama, Horror
IMDB-Link: Don’t Look Now


„The Shining“ in Venedig. Trotz einer Vorahnung gelingt es dem Familienvater John (Donald Sutherland) nicht, die kleine Tochter vor dem Ertrinken im Gartenteich zu retten. Wenig später sieht man ihn und seine Frau (Julie Christie) in Venedig, wo er einen Auftrag als Restaurator einer Kirche durchführt. Dort macht das Ehepaar Bekanntschaft mit zwei seltsamen Schwestern, von denen eine blind und mit der Gabe des zweiten Gesichts, also der Vorhersehung, gesegnet ist. Der Mutter tut es gut zu erfahren, dass die Tochter im Jenseits in Sicherheit ist und lächelt, der Vater tut dies als Spinnereien ab. Doch immer wieder sieht und hört er Seltsames zwischen den Kanälen des nächtlichen Venedigs, das mit seinem morbiden, zerfallenden Charme zu einem weiteren Protagonisten der Erzählung wird. Soweit also kurz umrissen der Inhalt des Filmes, der auf einer Erzählung von Daphne du Maurier beruht und auch heute noch gern zitiert wird. Interessant ist, dass er gerne auf die Sexszene zwischen Sutherland und Christie reduziert wird. Haben sie nun? Haben sie nicht? Nach Sichtung des Films: Sie könnten es getan haben. Ist aber wurscht. Denn „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (bzw. „Don’t Look Now“, wie er im Original passenderweise heißt, auch wenn der deutsche Verleihtitel poetischer klingt) ist kein Sexfilmchen der 70er-Jahre, sondern eine interessante Mischung aus Trauerbewältigung und subtilem Horror. Zwar wirkt er heute schon ein wenig angestaubt (v.a. das Overacting an einigen Stellen fällt negativ auf) und er hat auch trotz der ökonomischen Laufzeit von 105 Minuten einige Längen, aber interessant anzusehen ist er dennoch mit seinen vielen Symbolen und Andeutungen und Verschränkungen. Kann man sich mal geben an einem verregneten Nachmittag.


6,5
von 10 Kürbissen

Get Out (2017)

Regie: Jordan Peele
Original-Titel: Get Out
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Horror, Thriller, Satire
IMDB-Link: Get Out


Das Regiedebüt von Jordan Peele ist derzeit in aller Munde und überaus erfolgreich. „Get Out“ ist der derzeit zweiterfolgreichste Rated-R-Horrorfilm der Geschichte (hinter „Der Exorzist“). Auch die Kritiker lieben den Film. Dementsprechend groß waren meine eigenen Erwartungen. Und „Get Out“ hat diese nicht enttäuscht. Was als Horrorfilm vermarktet wird, sich wie ein Psychothriller mit Horrorelementen und teils satirischen Anstrichen anfühlt, erweist sich als kluges und unglaublich spannendes und unterhaltsames Statement zum Alltagsrassismus in den USA. Chris, ein junger, wohlerzogener und schwarzer Fotokünstler, begleitet seine weiße Freundin zu deren Eltern in ein abgelegenes Landhaus. Er wird freundlich von den Eltern aufgenommen, nur der Bruder ist passiv aggressiv, und die beiden schwarzen Bediensteten verhalten sich merkwürdig und feindselig. Irgendetwas stimmt hier nicht so wirklich. Oder bildet er sich alles nur ein?

Jordan Peele zeigt auf, wie unterschwellig Rassismus auch stattfinden kann, selbst in liberalen Kreisen. Auch wenn Chris von der Familie freundlich aufgenommen wird, so ist seine andersfarbige Haut dennoch immer wieder (teils ungewollt) ein Thema. Es findet eine deutliche Abgrenzung statt zwischen Chris und der Familie, und die Versuche, Brücken zu schlagen, zeigen erst die Gräben auf. Auf seine Art ist „Get Out“ neben dem diesjährigen Oscar-Gewinner „Moonlight“ ein zweiter wichtiger Film zur afroamerikanischen Minderheit und deren (Alltags-)Problemen. Während allerdings „Moonlight“ bewusst schwere Kost ist, kommt „Get Out“ in einem sehr unterhaltsamen und satirischen Horrorsujet daher und vermittelt damit seine Botschaften unterschwelliger. Der Film macht Spaß – und regt danach zum Nachdenken an. Unterm Strich bleibt „Get Out“ immer noch ein recht klassischer Horrorthriller und ist damit in einem Genre angesiedelt, das mich nur selten begeistert, und er ist, was seine oberflächliche Handlung betrifft, auch sehr vorhersehbar, aber durch diese zusätzliche Ebene der Rassismus-Thematik sticht der Film in seinem Genre deutlich und positiv hervor. Ich halte es für durchaus möglich, dass wir uns vor der nächsten Oscar-Verleihung wieder über diesen Film unterhalten werden.


7,5
von 10 Kürbissen

Personal Shopper (2016)

Regie: Olivier Assayas
Original-Titel: Personal Shopper
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Drama, Horror, Thriller
IMDB-Link: Personal Shopper


Beim Ansehen von Olivier Assayas‘ Film „Clouds of Sils Maria“ habe ich begriffen, dass Kristen Stewart eine Schauspielerin ist, eine großartige noch dazu. Wenn man sie lässt, dann können sich auf ihrem Resting Bitch Face wirklich viele Emotionen abspielen, dann ist da plötzlich eine Verletzlichkeit zu sehen, die ich erstaunen lässt. Also musste ich nach „Clouds of Sils Maria“ Abbitte leisten und war schon gespannt wie ein Gummiringerl auf die neueste Zusammenarbeit mit Assayas. Diese ist leider nicht ganz so geglückt wie der Vorgänger, so viel sei gleich gesagt. „Personal Shopper“ weiß nicht so recht, ob er ein Gruselfilm sein soll, ein Film über die Verarbeitung von Trauer und Verlust, ein Thriller, ein Krimi vielleicht, eine Selbstfindungsgeschichte, irgendwie ist er von allem ein bisschen was und damit etwas unentschlossen. Die Geschichte erzählt von der jungen Maureen (Kristen Stewart), die in Frankreich als Personal Shopper, eine Art Einkaufsassistentin für ein Supermodel (Nora von Waldstätten), arbeitet und gleichzeitig ihrem toten Zwillingsbruder nachspürt, denn sie haben einst einen Pakt geschlossen: Wer zuerst stirbt, gibt dem überlebenden Geschwisterteil ein Zeichen aus dem Jenseits. Maureen, die am gleichen Herzfehler leidet wie ihr toter Bruder, wartet also auf dieses Zeichen. Währenddessen bekommt sie seltsame Nachrichten von einer unbekannten Nummer, die sie dazu einladen, ein seltsames Spiel zu spielen. Das alles ist sehr gut anzusehen, ist stimmungsvoll aufgebaut und gut gespielt, allerdings fehlt mir manchmal der Fokus auf den Aspekt der Geschichte, um den es Assayas tatsächlich geht. Auch wenn sich am Ende irgendwie alles zusammenfügt, so bleibt der Weg dahin dennoch Stückwerk. Das Ende lässt viele Interpretationsmöglichkeiten offen (was ich ja sehr mag), wird aber viele Zuseher unbefriedigt zurücklassen. So ist „Personal Shopper“ zwar ein interessanter Film, aber kein großer Wurf.


6,5
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen)

Abraham Lincoln Vampirjäger (2012)

Regie: Timur Bekmambetow
Original-Titel: Abraham Lincoln: Vampire Hunter
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action, Abenteuerfilm, Fantasy, Horror, Thriller
IMDB-Link: Abraham Lincoln: Vampire Hunter


In Timur Bekmambetows Historien-Drama wird das Leben und Wirken des wohl legendärsten US-amerikanischen Präsidenten nachgezeichnet. In weichen Sepia-Tönen erzählt der Film die bislang in den Geschichtsbüchern aus unerfindlichen Gründen verschwiegene Jugendzeit Abraham Lincolns, der, bevor er die Nation den Klauen eines fürchterlichen Bürgerkrieges zu entreißen und die Sklaven zu befreien versuchte, selbst tatkräftig anpackte, um das Land vor dem Bösen zu bewahren. Es ist eine Schande, dass der Geschichtsunterricht diese Episode aus dem Leben des Präsidenten übergeht, denn ich bin davon überzeugt, dass die Jagd auf Untote den Charakter Lincolns nachhaltig geprägt hat und ihn zu dem großen Staatsmann, der er später wurde, reifen ließ. Auch dass Lincoln in seinen Jugendjahren äußerst sportlich war und eine erstaunliche Begabung für den Umgang mit der Axt bewies, habe ich bis dato noch in keinem Geschichtsbuch gelesen. Ich bin Bekmambetow daher sehr dankbar, dass er diesen wunderbaren Historienfilm gedreht hat und mein Bild von Lincoln vielleicht nicht unbedingt geradegerückt, aber doch zumindest entscheidend ergänzt hat. Ich persönlich bin der Meinung, dass Daniel Day-Lewis für seine Verkörperung von Lincoln in diesem Film noch wichtige Anregungen erhalten hat. Der Oscar für Day-Lewis‘ Darstellerleistung gehört damit zumindest auch ein bisschen Bekmambetow und den Machern von „Abraham Lincoln Vampirjäger“. Nun bin ich gespannt auf die Verfilmung der wahren Geschichte von John F. Kennedy, der, wie ich gehört habe, die 87. Reinkarnation Buddhas gewesen sein soll. (Die 88. ist angeblich Donald Trump, aber so einen Blödsinn muss man wirklich nicht glauben.)


3,0
von 10 Kürbissen

https://www.youtube.com/watch?v=34x6m-ahGIo