Regie: Wolfgang Reitherman Original-Titel: Robin Hood Erscheinungsjahr: 1973 Genre: Animation IMDB-Link: Robin Hood
Was Pete Docter für die Pixar-Studios ist, war Wolfgang Reitherman für die klassischen Disney-Animationsfilme. Als einer der engsten neun Mitarbeiter von Walt Disney schuf der gebürtige Deutsche Klassiker wie „Das Dschungelbuch“, „Aristocats“, „101 Dalmatiner“ oder eben auch „Robin Hood“, die vielleicht beste Verfilmung des legendären Stoffes überhaupt. Ja, Errol Flynn hatte den schönsten Schnurrbart, Alan Rickman war der großartigste Sheriff von Nottingham, und Mel Brooks verdanken wir das Wissen, dass echte Helden Strumpfhosen tragen, aber der Platz am obersten Stockerl bleibt für mich immer für den schlauen Fuchs reserviert. Als Kind habe ich den Film geliebt, und diese Liebe hat bis heute überdauert. Das muss man nicht einmal mit dem Nostalgiefaktor begründen, der Film ist einfach gut. Es sind die charmant gezeichneten Figuren, die witzigen Einfälle, die kleinen Details am Rande (zB die gefangenen Waschbären im gestreiften Gefängnis-Outfit), die temporeiche Inszenierung, die den Film auch weit über den (hohen) Disney-Standard emporheben. „Robin Hood“ ist einfach von der ersten bis zur letzten Minute ein unschuldiger Spaß für verregnete Sonntage, der dafür sorgt, dass zumindest im Herzen die Sonne ein wenig aufgeht, wenn nach all den Abenteuern ein stolzer König Richard am Ende mit den Worten aus der Kirche schreitet: „Jetzt habe ich einen Verbannten zum Verwandten!“. Bleibt mir nur noch zu sagen: Udelelli!
Am Ende kriegen sie einen doch. Monatelange habe ich das Disney+ Abo verweigert, da ich nicht eingesehen habe, warum ich neben Netflix und Amazon Prime noch für einen dritten Streaming-Anbieter zahlen soll. Das mit den unterschiedlichen Streamingdiensten franst allmählich aus wie meine Figur nach den Weihnachtsfeiertagen. Aber dann möchte man sich einfach wieder mal gepflegt alle Star Wars-Filme reinziehen, rechnet das durch und kommt zähneknirschend zu dem Schluss, dass es jedenfalls sinnvoller ist, einen Monat lang seinen Obolus an den Konzern mit der Maus abzutreten als Amazon das Geld für jeden Film einzeln nachzuwerfen. Und wenn man schon seine Seele an Micky Maus verkauft hat, kann man auch gleich nachholen, was man zuletzt aus der Disney-Schmiede verpasst hat. So etwa den aktuellen Oscar-Gewinner für den besten Animationsfilm. Gleich vorweg: Die Animationen von „Soul“ sind über jeden Zweifel erhaben. Pixar zeigt, wie lebensnah Animationskunst heute sein kann. Und mit Pete Docter sitzt jemand im Regiestuhl, der für einige der größten Meisterwerke der Animationsfilmgeschichte (und vielleicht der Filmgeschichte generell) verantwortlich zeichnet. So gesehen ist alles angerichtet für ein seelenvolles Abenteuer für Jung und Alt. Und der Film liefert. Die Geschichte des Musiklehrers Joe, der ausgerechnet an dem Tag, an dem er die Chance seines Lebens erhält, am Abend in einem angesagten Jazzclub mit einem Superstar der Szene zu musizieren, durch eine Unachtsamkeit das Zeitliche segnet und nun als Seelen-Mentor für die unvermittelbare Seele Nr. 22 auf die Erde zurückzukehren versucht, bietet einiges an Gedankenfutter, ohne dabei auf den Unterhaltungswert zu vergessen. Pete Docter geht dabei der Frage nach, was denn unser innerer Funke ist, der unser Leben erst lebenswert macht – und wie man diesen findet. Da das nicht der einfachste Stoff ist, den man mit filmischen Mitteln verarbeiten kann, gilt „Soul“ wohl zurecht als bisher „erwachsenster“ Film der Pixar Studios. Auch wirkt der Humor diesmal etwas reduziert. Zwar gibt es genug zu schmunzeln und zu lachen – vor allem im Mittelteil des Films, als Joe und Seele 22 wieder auf der Erde landen, aber nicht so, wie sie sich das ausgemalt haben – doch geht es in „Soul“ eindeutig mehr um die Botschaft als den reinen Unterhaltungswert, und das passt schon so. Hier trifft der Film die richtigen Töne. Und apropos Töne: Die treffen auch Atticus Ross und Trent Reznor mit der Filmmusik, für die sie verdient ihren zweiten Oscar einheimsen durften (einfach mal nach „Just Us“ googeln – trust me!). Und doch – nach all diesem berechtigtem Lob für den Film muss ich festhalten, dass er mich wider Erwarten nicht so sehr berühren konnte wie andere Filme von Pixar. Ich kann nicht mal genau festhalten, woran es liegt – vielleicht wirkt das alles auf mich zu gewollt und zu konstruiert – aber irgendwie fehlt mir hier die Frische und ja, auch Originalität, für die ich Pixar-Filme so liebe. Unterm Strich ist für mich „Soul“ vielleicht keine Kopie, aber doch eine Fortführung der Ideen, die in Inside Out schon so genial umgesetzt wurden. „Soul“ ist ein toller Film, aber meine Favoriten bleiben dann doch andere.
Regie: Genndy Tartakovsky Original-Titel: Hotel Transylvania Erscheinungsjahr: 2012 Genre: Animation IMDB-Link: Hotel Transylvania
Die Geburt des eigenen Kindes verändert viel. So auch für Dracula, dessen blutrünstige Zeiten vorbei sind. Statt leicht bekleideten Damen nächtens das Blut auszusaugen, kümmert er sich als Witwer und Alleinerzieher lieber um die Erziehung seiner Tochter Mavis. Seine größte Sorge: Dass sie hinausziehen in die weite Welt und dort auf Menschen stoßen könnte – die Erzfeinde der Monster, die unaussprechlichen Geschöpfe, vor der Frankensteins Monster, Poltergeister und Werwölfe angstvoll erzittern. Wem das bekannt vorkommt: Eine ähnliche Idee hat Pixar bereits mit Die Monster AG verarbeitet und das – so viel gleich vorweggenommen – deutlich pfiffiger. Aber zurück zu Dracula und seinen häuslichen Problemen. Er plant zur Feier des 118. Geburtstages seiner Tochter, die damit volljährig wird, eine große Feier in dem von ihm geführten Hotel Transsilvanien, in dem Monster aller Art Zuflucht finden und Urlaub nehmen können von den Menschen, die es sonst auf sie abgesehen haben. Doch Dracula hat bald zwei Probleme am Hals. Erstens: Seine neugierige Tochter interessiert sich allzu sehr für die Welt der Menschen, und Dracula hat ihr einst versprochen, dass sie mit ihrer Volljährigkeit auch hinausziehen kann, um eigene Erfahrungen zu sammeln – ein Versprechen, das er nun bereut. Zweitens: Mit dem jugendlichen Backpacker Johnny verirrt sich plötzlich ein Mensch ins Hotel. Und Dracula hat alle Hände voll zu tun, dafür zu sorgen, dass sich die Welt von Menschen und Monstern auch weiterhin nicht durchmischen und sein Hotel ein Refugium für erholungsbedürftige Monster bleiben kann. „Hotel Transsilvanien“ ist, wie schon erwähnt, nicht auf dem Niveau der großen Pixar-Filme. Dazu sind der Humor dann doch oft zu kindlich und das Spektakel zu bunt und fahrig. Dennoch kann man mit dem Film seinen Spaß haben. Die Monster sind liebevoll animiert, viele Gags zünden, und die Sorgen und Nöte von Dracula sind nur zu gut nachvollziehbar. Die Story ist hingegen fast nebensächlich, und eine zweite, tiefere Ebene sucht man im Drehbuch vergeblich. Ob es dann auch noch zwei Fortsetzungen gebraucht hätte, vermag ich nicht zu sagen – mir scheint das fast zu viel des Guten zu sein.
Regie: Bob Persichetti, Peter Ramsay und Rodney Rothman Original-Titel: Spider-Man: Into the Spider-Verse Erscheinungsjahr: 2018 Genre: Animation IMDB-Link: Spider-Man: Into the Spider-Verse
Ein wenig überraschend war es ja schon, dass „Spider-Man: A New Universe“ bei der Oscarverleihung 2019 die hoch gehandelte Konkurrenz von Disney („Chaos im Netz“) und Pixar („Die Unglaublichen 2“) in die Schranken weisen konnte und das Trio Bob Persichetti, Peter Ramsay und Rodney Rothman den Goldjungen mit nach Hause nehmen durften. Zumal selbst der ehemalige Viennale- und Filmmuseum-Direktor Alexander Horwath den Film mit Wohlwollen aufgenommen hat – und dessen Geschmack überschneidet sich nur gelegentlich mit jenem der Academy, wie schon in unzähligen Oscarnacht-Moderationen bewiesen. Aber gut, „Spider-Man: A New Universe“ war für die Academy der beste Animationsfilm des Jahres 2018. Und diese Einschätzung kann ich auch gut nachvollziehen, wenngleich mein haushoher Favorit Wes Andersons Meisterwerk Isle of Dogs gewesen wäre. Aber „Spider-Man: A New Universe“ ist ein klug gemachter, origineller Croudpleaser. Klug gemacht und originell deshalb, weil er es als vielleicht erster breitenwirksamer Animationsfilm verstanden hat, das Medium Comic auf das Medium Film zu übertragen, ohne zu deutliche Kompromisse eingehen zu müssen. Und ein Croudpleaser war er allein schon wegen seines Themas: Alle lieben Spider-Man, die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Und dazu kommt, dass die Story mit Blick auf Diversität und Inklusion umgesetzt ist, ohne das aber dick auftragen zu müssen. Miles Morales ist einfach ein sympathischer Teenager, der meist das Richtige will, aber gelegentlich halt auch mal das Falsche macht. Witzig wird es vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem er unerwartete Unterstützung aus parallelen Universen bekommt. Die Action ist temporeich umgesetzt, der Film höchst unterhaltsam, und ich reihe mich ein in die Riege jener, die schon gespannt auf die Fortsetzung warten – mit der leichten Sorge, dass diese fast zwangsweise nicht mehr die Originalität des ersten Films erreichen kann. Aber lassen wir uns überraschen.
Regie: Pete Docter, David Silverman und Lee Unkrich Original-Titel: Monsters, Inc. Erscheinungsjahr: 2001 Genre: Animation IMDB-Link: Monsters, Inc.
„Die Monster AG“, ein früher Film der Pixar Animation Studios, genießt auch heute noch, zwanzig Jahren nach dem Erscheinen, große Beliebtheit unter Fans. Schließlich konnte der Film schon ein Stück weit in die Zukunft von Pixar weisen, in einem Ausmaß, in dem es dem noch früheren Meisterwerk „Toy Story“ noch nicht gelungen war: Nämlich, wie man abstrakte Ideen in breitenwirksame, leicht verständliche, aber dennoch gehaltvolle Familienunterhaltung packen kann. Im Fall der Monster AG wird das Monster im Kleiderschrank, vor dem sich alle Kinder mal gefürchtet haben, einmal komplett auf den Kopf gestellt: Die Monster existieren nämlich wirklich in einer Parallelwelt, und sie fürchten sich maßlos vor den Menschen. Dennoch müssen sie Nacht für Nacht in Kinderzimmer schleichen und Kinder erschrecken, um aus ihren Schreien die Energie zu beziehen, die ihre kommode Stadt am Laufen hält. Wenn jemand noch Ideen für Green Energy braucht: Schaut da mal hin. Jedenfalls geht für Sulley, der Meistererschrecker unter den Monstern, und dessen Kumpel Mike fast die Welt unter, als sich eines Tages ein unerschrockenes Mädchen in ihre Welt verirrt. Und sie haben alle Hände voll zu tun, um dieses wieder zurück in seine Welt zu bringen. „Die Monster AG“ erreicht noch nicht ganz die Brillanz der späteren Pixar-Werke, zeigt aber schon auf, in welche Richtung man mit den Filmen gehen wollte. Der Film setzt seine entzückende Idee unterhaltsam und witzig um. Lediglich die Yeti-Episode wirkt ein wenig reingepfuscht und fühlt sich wie ein Fremdkörper an, aber ansonsten passen Pacing und Humor, und die eineinhalb Stunden vergehen wie im Flug. Kein Wunder, dass sich das Merchandising danach so gut verkauft hat, aber welches Kind möchte auch nicht einen kuscheligen Sulley in statt unter seinem Bett haben?
Vorweg eine Warnung: Diesen einleitenden Zeilen folgt keine Filmkritik, sondern eine Liebeserklärung. „WALL-E: Der Letzte räumt die Erde auf“ von Andrew Stanton ist einer der ganz großen Animationsfilme der Geschichte. Man kann sich noch immer darüber wundern, dass er keine Oscarnominierung als bester Film bekommen hat, sondern „nur“ als bester Animationsfilm ausgezeichnet wurde. Denn „WALL-E“ ist extrem mutiges, optimistisches wie mahnendes, sensibel erzähltes wie relevantes Kino. Die Geschichte des auf der Erde zurückgelassenen Aufräum-Roboters WALL-E, der eine eigene Persönlichkeit entwickelt hat, sich verliebt und seiner Liebe in den Weltraum folgt, ist einerseits bittersüß und bietet andererseits eine von Stanton gut genutzte Gelegenheit, ein paar wichtige Ansagen zur Conditio humana loszuwerden. Denn WALL-E gibt es nur deshalb, weil die Menschheit den Planeten Erde so nachhaltig abgefuckt hat, dass organisches Leben darauf nicht mehr möglich ist. Die Überreste der Menschheit vegetieren in gigantischen Raumschiffen als fettleibige Freizeitparkbesucher vor sich hin – und WALL-E scheint zu Beginn mehr Persönlichkeit zu haben als alle überlebenden Menschen zusammen. Es braucht dann eben einen kleinen, tapferen Roboter, um die Menschheit aus ihrer Lethargie erwachen zu lassen. Und das Schöne an der ganzen Sache ist: WALL-E hat keine Agenda, er ist nicht der moralindurchtränkte mahnende Zeigefinger, der die Menschen aufrütteln will. WALL-E ist einfach nur verliebt. Und die Liebe ist verdammt noch mal die stärkste Triebfeder für unser Handeln, die es gibt, liebe Leute. Also, nehmt euch ein Beispiel an WALL-E, seid lieb zueinander und passt gut auf diesen Planeten auf.
Regie: Sergio Pablos Original-Titel: Klaus Erscheinungsjahr: 2019 Genre: Animation, Weihnachtsfilm IMDB-Link: Klaus
„Klaus“ ist die Geschichte, wie ein einfacher Mann auf einer abgelegenen Insel seine magischen Kräfte entdeckt, sich in ein rotes Kostüm schmeißt, fliegen lernt und fortan seine Dienste im Sinne des Wohles der Menschheit einsetzt. „Klaus“ ist eine Superhelden-Origins-Story. Und: „Klaus“ ist vielleicht der beste Weihnachtfilm seit Jahren. Dabei beginnt der Film gar nicht mal so weihnachtlich, nämlich mit dem verwöhnten Bengel Jesper, der dank des Reichtums seines Vaters, eines Postmagnaten, nur auf der faulen Haut liegen kann, während sich um ihn herum die Postbediensteten den Arsch abrackern. Sein Vater gibt ihm eine letzte Chance, sich zu beweisen: Jesper soll auf der entlegenen Insel Smeerensburg eine Postfiliale aufbauen und 6.000 Briefe innerhalb eines Jahres zustellen. Gelingt ihm das nicht, droht die Enterbung. Also macht sich Jesper widerwillig auf den Weg, nur um festzustellen, dass Smeerensburg der unfreundlichste Ort der Welt ist. Zwietracht herrscht zwischen den beiden wichtigsten Familien des Dorfes und ihrer Angehöriger. Kein Wunder, dass sich niemand hier Briefe schreibt. Als Jesper eher zufällig auf den Einsiedler Klaus und seine Sammlung an selbst gefertigtem Spielzeug stößt, entsteht ein verwegener Plan, der ihm helfen soll, von diesem verdammten Eiland wegzukommen. Was soll ich sagen? „Klaus“ macht einfach in allen Belangen alles richtig. Der Film hat das Herz am rechten Fleck, ohne zu sehr in Richtung Kitsch abzudriften, die Animationen sind simpel und traditionell, aber in einem sehr markanten Stil mit Wiedererkennungswert gehalten, und der Story gelingt es tatsächlich, dem altbekannten Santa Claus-Thema neue Facetten abzugewinnen. Der Film ist da ernst, wo er ernst sein muss, und da komisch, wo es auch mal lustiger zugehen soll. Keine der Hauptfiguren wirkt eindimensional, alle haben ihre Probleme, ihre Schwächen, aber auch die Stärke, sich diesen zu stellen. Ein überaus erwachsener Animationsfilm, der trotzdem kindliche Freude bereitet. Ein Film, der das Zeug zum absoluten Weihnachtsklassiker hat.
Regie: Brad Bird und Jan Pinkava Original-Titel: Ratatouille Erscheinungsjahr: 2007 Genre: Animation IMDB-Link: Ratatouille
Was wäre die Welt ohne Pixar-Filme? Ganz ehrlich – die meisten Produktionen des kreativsten Animationsfilmstudios sind Meisterwerke, die auch außerhalb ihres Genres Maßstäbe gesetzt haben. Doch gilt das auch für „Ratatouille“, ein Film über eine Ratte in Paris, deren sehnlichster Wunsch es ist, auf Haubenniveau zu kochen? Um es kurz zu machen: Ja! „Ratatouille“ ist für mich einer der besten Pixar-Filme überhaupt, und wenn man sich den Output des Studios ansieht, mit vielgeliebten Meisterwerken wie „Toy Story“, „Findet Nemo“, „WALL-E – Der Letzte räumt die Erde auf“, „Oben“, Coco, Alles steht Kopf und Die Unglaublichen, dann ist das schon eine Ansage. Unter all diesen Filmen kann sich „Ratatouille“ behaupten, und letztlich entscheiden Nuancen über die persönliche Reihung dieser Filme. Was ich an „Ratatouille“ neben der fantasievollen und detailreichen Animation selbst besonders faszinierend finde, ist der wundervolle Kontrast zwischen einem von vielen Menschen eher als unappetitlich wahrgenommenen Tier und dem Setting der Hochglanzküche – und beides passt hier auf einmal zusammen wie Wiener Schnitzel und Grüner Veltliner, wie Goldbrasse und Pinot Grigio, wie Steak vom Angus-Rind und ein kräftiger Malbec. „What grows together, goes together“ heißt es beim Foodpairing von Wein, und das gilt auch für diesen Film. Wo menschliche Nahrung ist, sind auch Ratten nicht weit. Warum also nicht mal diese Idee bis ins Letzte überhöhen? „Ratatouille“ macht das auf eine so unglaublich charmante Weise, dass selbst jene Zuseher, die im echten Leben Ekel vor den kleinen Nagetieren empfinden, zu überlegen anfangen könnten, sich eine Ratte als Haustier anzuschaffen. Und die abschließende Rezension des Gourmetkritikers Anton Ego fasst den ganzen Film und seine Prämisse noch einmal so wundervoll zusammen, dass dabei selbst nach der wiederholten Sichtung die Augen auch eines hart gesottenen Filmkritikers (ohne jetzt Namen nennen zu wollen, *hüstel*) feucht werden.
Regie: Pino Van Lamsweerde Original-Titel: Astérix chez les Bretons Erscheinungsjahr: 1986 Genre: Animation, Komödie IMDB-Link: Astérix chez les Bretons
Die spinnen, die Briten! Diese Aussage hat sich zweitausend Jahre lang gehalten. Und wer hat’s von Anfang an gewusst? Obelix natürlich! Der fünfte Zeichentrickfilm führt Asterix und Obelix jedenfalls auf die Insel, wo sie Erfahrungen gemischter Art mit englischer Küche, englischen Manieren und englischem Sport machen. Liebevoll überzeichnet und gezeichnet bietet dieses Abenteuer auch heute noch gute Unterhaltung. Vor allem die Eigenheiten der Briten sind witzig und charmant dargestellt. Auch ist der Film – anders als viele andere Asterix-Verfilmungen – tatsächlich sehr eng an die Comic-Vorlage angelehnt. Mit den daraus entstehenden altbekannten Problemen, dass die Dynamiken von Comic und Film halt einfach nicht zueinander passen, aber dafür mit viel Fan-Pleasing der Comicleser. Natürlich fehlt es auch diesem Film an der für die Comics typischen Hintersinnigkeit und den gesellschaftspolitischen Anspielungen. Die Comics bleiben in dieser Hinsicht einfach unerreicht, und es ist kein Wunder, dass sich Asterix auch heute noch einer solchen Beliebtheit erfreut. Aber wenn man diese Unfähigkeit, die sprachliche und sozialkritisch geniale zweite Ebene in den Filmen zu reproduzieren, beiseite lässt, dann kommt unterm Strich dennoch ein vergnüglicher Sonntagnachmittagsfilm raus, der die ganze Familie vor dem Fernseher vereint. Und immerhin wissen wir nun alle, wie der Tee nach England gekommen ist.
Regie: Oskar Lehemaa und Mikk Mägi Original-Titel: Vanamehe film Erscheinungsjahr: 2019 Genre: Animation, Komödie IMDB-Link: Vanamehe film
Aino, Mart und Priidik sind alles andere als begeistert: Die verwöhnten Großstadtkinder werden über den Sommer zum Opa aufs Land abgeschoben. Der ist im Dorf ein Star, denn er versorgt die süchtigen Dorfbewohner mit Milch, die er frisch von seiner Kuh zapft. Aino, Mart und Priidik haben rasch Mitleid mit dem armen Tier, das in einem winzigen Stall gehalten wird und sich Tag um Tag abschuftet, ohne dafür Dank zu ernten. Doch das Tier freizulassen ist auch keine gute Ideen, wie sich zeigt. Denn einer Kuh, die 24 Stunden lang nicht gemolken wird, schwellen die Euter an, bis sie explodieren – und es zur Laktokalypse kommt. Um das zu verhindern, schwärmen Opa und die Kinder auf ihrem Traktor aus auf der Suche nach der Kuh. Ihnen auf den Fersen: Der alte Melker, der nach einer solchen Laktokalypse-Explosion vor vielen Jahren entstellt wurde. Der hat verständlicherweise einen ziemlichen Groll auf das Fleckvieh im Generellen und sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe dreier arbeitsloser Sägewerksangestellter Opas Kuh zu enthaupten. „The Old Man Movie“ ist ein völlig abgedrehtes Stop-Motion-Abenteuer, das nicht mit Fäkalhumor spart, dabei aber eine wunderbare kindliche Naivität an den Tag legt, dass man jede Szene feiern möchte. Eine schräge Situation folgt auf die nächste, und wenn man denkt, dass der Gipfel der Absurdität erreicht wurde, kommt die nächste Szene, die dann doch noch mal eins draufsetzt. Ein herrlicher Spaß: derb, eigenwillig, überdreht, schwarzhumorig und garantiert nicht laktosefrei. Ich könnte mir vorstellen, dass so ein Film nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache ist, aber wer offen ist für Filme, die sich selbst nicht ernst nehmen und einfach nur derb-charmant und auf möglichst originelle Weise unterhalten möchten, wird mit „The Old Man Movie“ von Oskar Lehemaa und Mikk Jägi, beides übrigens sehr lockere und witzige Typen, voll auf seine Kosten kommen.