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Lücken

Lücke f.: ‘leere Stelle, Loch, Unterbrechung einer Reihe, eines zusammenhängenden Ganzen’.

Mut zur Lücke. Eine Lücke hinterlassen. Eine Lücke schließen. Wohin man auch blickt, sieht man Lücken, Leerstellen, Unterbrechungen eines zusammenhängenden Ganzen. So auch hier in diesem Blog. Ein halbes Jahr ist die Lücke nun alt, diese Leerstelle zwischen dem König der Löwen und diesem Beitrag hier. „Erklären Sie die Lücke in Ihrem Lebenslauf.“ Doch was, wenn manches unerklärbar bleibt, wenn Kausalitäten nur mittels Küchenpsychologie hergeleitet werden können? Was, wenn sich manchmal Lücken auftun, die so groß wie Abgründe scheinen, und man nicht die Kraft hat, diese zu überspringen? Oder wenn es einfach an Zeit fehlt, den Sprung zu tun, weil man andernorts gebraucht wird? In den vergangenen 16 Monaten meines Lebens ist viel passiert, beginnend mit der Krebsdiagnose meiner Mutter über ihren Tod kurz vor Weihnachten, ein neuer Anfang mit der Schwangerschaft meiner Frau über die Nachricht, dass es Zwillinge werden, bis zu jenem Tag im Februar, als sich die vielleicht größte Lücke meines Lebens auftat und ich mich von einer Tochter verabschieden musste, während die andere einen Brutkasten weiter um ihr Leben kämpfte (und den Kampf mit einer unglaublichen Willensstärke und Kraft, die sich heute in jedem Alltagsmoment zeigt, gewann). Lücken in einem regelmäßig befüllten Blog tun sich allein schon durch die Geburt eines Kindes auf, wenn sich Prioritäten verschieben, wenn das abendliche Programm nicht aus dem neuesten Film auf einem Streaming-Anbieter besteht, sondern einem quengeligen Baby im Arm. Doch wenn da plötzlich abgrundtiefe Lücken sind, man jeden Tag im Krankenhaus am Bett der eigenen Tochter sitzt, man später zuhause, wenn eigentlich schon alles gut ist, dennoch auf jeden Atemzug hört, ob eh alles okay ist, dann geraten Filme zur kompletten Nebensächlichkeit. Doch auch über die größten Lücken kann man Brücken bauen, auch wenn sie vielleicht anfangs noch behelfsmäßig und wackelig wirken. Es braucht nur Zeit. Zeit, die ich mir in den letzten Monaten genommen habe. Was ich damit sagen will: Mit diesem Blog geht es weiter. Vielleicht nicht mehr so regelmäßig wie früher, vielleicht nicht mit so aktuellen Filmen wie früher (das ist eben diese behelfsmäßige Brücke, über die ich gerade gehe), aber nach Monaten des Ausnahmezustands wird es Zeit, wieder ein Stück weit zur Normalität zurückzukehren – das junge Familienleben auch einfach anzunehmen und gemeinsam mit dem Kind einen Alltag zu entwickeln, in dem es vielleicht auch wieder mal Zeit für den einen oder anderen Film gibt bzw. zur Besprechung einer der vielen Filme, die im Backlog noch auf ihren Auftritt warten.

Jahresrückblick – Die Top24-Filme von 2024

2024 war ein Jahr der Veränderungen. Es war ein Jahr, das gezeichnet war von einem langen Leidensweg meiner Mutter, die am 12.12. nach schwerer Krankheit von uns gegangen ist. Die Diagnose haben wir im April erfahren – ab diesem Zeitpunkt war alles ein bisschen anders als vorher. Es war aber auch ein Jahr der Glücksmomente, als ich erfahren habe, dass ich zum ersten Mal Vater werde – und das gleich doppelt. Es ist vermutlich nachvollziehbar, dass Kinobesuche und Filme in der zweiten Jahreshälfte 2024 etwas in den Hintergrund traten. Die heute ausgewertete Statistik warf insgesamt 111 Filmsichtungen aus – ziemlich gleichmäßig verteilt auf neue Sichtungen und Wiederholungen (54 zu 57). Der Anteil an Filmen, die von Frauen gedreht wurden, reduzierte sich auf erschreckende 9% – unter den neuen Sichtungen lag der Anteil mit 14% nur geringfügig höher. Daraus ergibt sich also schon einmal ein Vorsatz für 2025. Von den 54 neuen Sichtungen qualifizierten sich schließlich 38 Filme für meine Top-Liste des Jahres. Meine Kriterien dafür sind wie immer: In die Wertung kommen Filme aus 2024 sowie Filme aus dem Vorjahr, sofern ich sie regulär in einem Kino sichtete. Für eine Top30-Liste wie üblich ist die Ausbeute somit zu gering – man stößt dann schon in Niederungen vor, die ich beim besten Gewissen nicht empfehlen kann. Also gehe ich heuer einen anderen Weg. Ich stelle hiermit meine Top24-Liste des Jahres 2024 vor. Damit brauchte es zumindest 6 Kürbisse, um es auf die Liste zu schaffen.

Und hier nun die Top24 von ’24:

Platz 1: Dune: Part Two von Denis Villeneuve – 9,5 Kürbisse
Auch dieses Jahr hat es Denis Villeneuve, wie schon mit seinem ersten Teil, geschafft, meinen persönlichen Top-Film des Jahres abzuliefern. „Dune: Part Two“ schließt qualitativ nahtlos an den ersten Film an, Stimmung und Atmosphäre suchen ihresgleichen und mit Austin Butler bietet der Film einen denkwürdigen Schurken.

Platz 2: Who by Fire von Philippe Lesage – 8,5 Kürbisse
Meine positive Überraschung der diesjährigen Viennale. Ohne große Erwartungen in diesen frankokanadischen Film reingesetzt und von der Atmosphäre 2,5 Stunden lang mitgerissen worden. Ein Film, der einen Nerv bei mir getroffen hat – ähnlich wie „Riddle of Fire“ letztes Jahr.

Platz 3: Civil War von Alex Garland – 8,0 Kürbisse
Ein Film, der weh tut und den man so schnell nicht noch einmal sehen möchte. Gleichzeitig aber auch die unbedingte Empfehlung, sich das mal anzutun, denn Alex Garland taucht tief in die Abgründe der Menschheit ein, und es ist durchaus lehrreich, diesem blanken Horror ins Auge zu blicken.

Platz 4: All of Us Strangers von Andrew Haigh – 8,0 Kürbisse
Knapp am Stockerl vorbeigeschrammt ist „All of Us Strangers“ – ein Beinahe-Kammerspiel mit zwei grandiosen Darstellern, die in ihrem Spiel eine große emotionale Wucht entfalten. Auch kein Film, den man sich an einem Sonntagnachmittag mal gemütlich nebenbei reinzieht, aber großes, weil vor allem sensibles Kino.

Platz 5: The End von Joshua Oppenheimer – 8,0 Kürbisse
Ein Endzeit-Musical in einem Bunker, das die emotionalen und familiären Probleme der letzten überlebenden Familie der Welt in den Fokus rückt. Das, was Joshua Oppenheimer und sein großartiger Cast hier abliefern, muss man sich erst einmal trauen. Ein Film, der wohl entweder perfekt funktioniert oder überhaupt nicht – je nach Rezipient.

Platz 6: Between the Temples von Nathan Silver – 7,5 Kürbisse
Wieder ein Viennale-Film, doch diesmal nach all der Tristesse der vorigen Filme nun mein Feelgood-Film des Jahres, der in seinem Thema an den großartigen Liebesfilm „Harold und Maude“ erinnert, ohne qualitativ aber ganz an ihn heranzukommen. Dennoch ein schöner, sehenswerter Film.

Platz 7: Liebesbriefe aus Nizza von Ivan Calbérac – 7,0 Kürbisse
In einem anderen Jahr wäre diese leichtfüßige französische Komödie wohl im soliden Mittelfeld meiner Top30-Liste gelandet, heuer reicht es sogar für die Top10. Auch eine positive Überraschung, denn mit französischen Komödien habe ich es eigentlich nicht so. „Liebesbriefe aus Nizza“ ist aber überraschend komisch, ohne die Absurditäten zu sehr auf die Spitze zu treiben.

Platz 8: Speak No Evil von James Watkins – 7,0 Kürbisse
Die James McAvoy-Show. In „Speak No Evil“ zieht er alle Register seines Könnens. Der Film selbst ist solide Thriller-Kost mit einer wohltuenden Erdung in der Realität. Verletzungen tun hier auch mal richtig weh, und wenn wer den Schädel eingeschlagen bekommt, steht er nicht fünf Minuten später wieder auf und stürzt sich brüllend auf die unversehrten Helden.

Platz 9: On Becoming a Guinea Fowl von Rungano Nyongi – 7,0 Kürbisse
Endlich die erste Dame auf der Liste. Rungano Nyongi inszeniert die familiären Verwerfungen nach einem Todesfall mit grimmigem Humor und gleichzeitig einer ordentlichen Portion Mitgefühl. Wahrscheinlich wird es schwierig, den Film hierzulande zu finden und zu sehen, aber wenn er euch irgendwo mal unterkommt, ist hiermit eine warme Empfehlung ausgesprochen.

Platz 10: Kleine schmutzige Briefe von Thea Sharrock – 7,0 Kürbisse
Die Sichtung dieser wundervollen britischen Komödie rund um skandalöse Briefe, die eine ehrbare Bürgerin anonym erhält, fällt durchaus einfacher, ist der Film doch schon auf gängigen Streaming-Anbietern erhältlich. Olivia Colman und Jessie Buckley liefern sich einen höchst amüsanten verbalen Schlagabtausch, der mit Tempo inszeniert wurde.

Platz 11: Alien: Romulus von Fede Alvárez – 7,0 Kürbisse

Platz 12: Alles steht Kopf 2 von Kelsey Mann – 7,0 Kürbisse

Platz 13: Furiosa: A Mad Max Saga von George Miller – 7,0 Kürbisse

Platz 14: To the Moon von Greg Berlanti – 7,0 Kürbisse

Platz 15: A Quiet Place: Tag Eins von Michael Sarnoski – 6,5 Kürbisse

Platz 16: May December von Todd Haynes – 6,5 Kürbisse

Platz 17: Andrea lässt sich scheiden von Josef Hader – 6,5 Kürbisse

Platz 18: Queer von Luca Guadagnino – 6,5 Kürbisse

Platz 19: Matt und Mara von Kazik Radwanski – 6,5 Kürbisse

Platz 20: Dreaming Dogs von Elsa Kremser und Levin Peter – 6,5 Kürbisse

Platz 21: Deadpool & Wolverine von Shawn Levy – 6,5 Kürbisse

Platz 22: The Fall Guy von David Leitch – 6,5 Kürbisse

Platz 23: Challengers – Rivalen von Luca Guadagnino – 6,0 Kürbisse

Platz 24: Planet der Affen: New Kingdom von Wes Ball – 6,0 Kürbisse

Viele Blockbuster und Highlights, die wohl in einigen Bestenlisten des Jahres auftauchen, muss ich erst noch nachholen. Filme wie „Konklave“ zum Beispiel wären sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf meiner Top-Liste aufgetaucht. Aber 2025 ist auch noch ein Jahr.

Und was sind eure Filme des Jahres?

Gedanken zu Weihnachten

In der letzten Zeit war es ziemlich ruhig auf diesem Blog. Das hat durchaus Gründe. Wenn sich im Privaten große Veränderungen ergeben, verschieben sich damit auch die Prioritäten. Und wenn im Leben Glück und Leid bzw. Trauer Hand in Hand gehen, bleibt im großen Emotionsfass, das wir alle mit sich tragen und aus dem wir täglich schöpfen, nicht mehr viel übrig für die Dinge, die unsere Emotionen im kleineren Rahmen ansprechen, wie eben Filme, Bücher, Kunst. Morgen werde ich meine Mutter beisetzen, die uns viel zu früh nach schwerer Krankheit und wider ihrem starken Willen verlassen musste. Gleichzeitig entsteht gerade neues Leben – und das gleich doppelt. Wohin mit all dieser Emotion? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das alles – im Positiven wie im Negativen – gerade vieles überlagert. Und ich weiß: Zeit ist knapp und kostbar. Es ist wichtig, Prioritäten zu setzen, und für mich gerade, viel Zeit mit jenen Menschen zu verbringen, die meinem Herzen am nächsten sind. Natürlich schaue ich mit meiner Frau zuhause auch weiterhin Filme an, und natürlich schreibe ich auch gelegentlich darüber. Ganz leer geblieben ist dieser Blog in den letzten Wochen ja trotzdem nicht, und auch die Viennale habe ich noch so richtig genossen. Aber der Drang, so viel Neues wie möglich zu sehen, so tief in diese wunderbare Welt der Filme und des Kinos einzutauchen wie nur irgendwie möglich, der hat in den letzten Wochen und Monaten doch abgenommen. Er ist noch da, und er wird auch wieder verstärkt und gestärkt hervortreten, wenn das große Emotionsfass wieder gut gefüllt ist und ich weiß, wie ich daraus schöpfen kann und wie ich mir meine Emotionen so einteilen kann, dass auch für die kleineren Dinge im Leben wieder etwas übrigbleibt. Aber im Moment bleibt dafür eben weniger Raum in meinem Leben als die letzten Jahre. Das ist auch gut und richtig so, denn, wie gesagt: Prioritäten. Und das ist es auch, was ich mit diesem frühmorgendlichen Text, der nach einer durchwachsenen Nacht in einem Zustand zwischen Nachdenklichkeit und Müdigkeit entstanden ist, mitgeben möchte. Weihnachten ist eine Zeit, seine Prioritäten zu ordnen. Den Menschen in seinem unmittelbaren Umfeld Zeit einzuräumen. Es geht nicht um Geschenke, Truthähne oder opulent geschmückte Christbäume. Es geht um die Zeit und was wir daraus machen. Es geht um gute oder auch belanglose Gespräche, es geht um das Miteinander, das gemeinsame Lachen, das gemeinsame Zusammensitzen, vielleicht auch das gemeinsame Schweigen und Erinnern. Es geht um das große Emotionsfass und die Frage, was ich daraus schöpfen kann, was tatsächlich wichtig genug ist, um daraus bedacht zu werden. Die Zeit für Nebensächlichkeiten wird wieder kommen, aber jetzt geht es erst einmal um die Hauptsache. In diesem Sinne wünsche ich auch allen, ihr treuen Seelen, die diesen Blog teils seit Jahren verfolgt, ein besinnliches Weihnachtsfest und schöne Feiertage. Macht das Beste daraus! Und wir lesen uns hier weiterhin, den Kürbis wird es weiter geben, er wird wieder seine Zeit haben, den lasse ich nicht fallen. Versprochen!

Viennale 2024: Top10

Die Viennale 2024 ist bewältigt – zwischen Dienstreisen und gesundheitsbedingten Ausfällen, aber immerhin mit einer zweistelligen Filmanzahl. Die geplanten 14 Filme wurden es nicht ganz, am Ende standen aber zehn zu Buche. Wie praktisch, denn daraus lässt sich wunderbar eine Top10-Liste ableiten. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass das Programm unter der Leitung von Eva Sangiorgi mittlerweile eine gute Mischung gefunden hat zwischen Crowdpleasern und Nischenfilmen. Es ist unterm Strich vielleicht einen Tick ernsthafter als unter dem seligen Hans Hurch, der immer wieder leicht anarchische Ausreißer reinprogrammiert hat (und fürs Breitenpublikum nicht zu vergessen den alljährlichen Woody Allen-Film), aber für gute Unterhaltung wurde dennoch gesorgt. Ein kompletter Totalausfall war unter meinen gesichteten zehn Filmen nicht dabei, wenngleich mit dem neuesten Olivier Assayas doch auch eine Enttäuschung. Immerhin vier Filme allerdings konnten sich eine Bewertung von mindestens sieben Kürbissen sichern und gehören dazu zu den uneingeschränkten Empfehlungen dieses Blogs (mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, am Ende des Jahres in meiner üblichen Top30-Liste von 2024 wieder aufzutauchen, mein diesjähriges Viennale-Highlight sogar mit einer guten Chance aufs Stockerl). Hier nun die Liste der zehn gesichteten Filme und ihre Bewertungen:

8,5 Kürbisse
Who by Fire (von Philippe Lesage)

8,0 Kürbisse
The End (von Joshua Oppenheimer)

7,5 Kürbisse
Between the Temples (von Nathan Silver)

7,0 Kürbisse
On Becoming a Guinea Fowl (von Rungano Nyoni)

6,5 Kürbisse
Matt und Mara (von Kazik Radwanski)
Dreaming Dogs (von Elsa Kremser und Levin Peter)
Queer (von Luca Guadagnino)

5,5 Kürbisse
Ghost Cat Anzu (von Yoko Kuno und Nobuhiro Yamashita)

4,5 Kürbisse
Suspended Time (von Olivier Assayas)

4,0 Kürbisse
Something Old, Something New, Something Borrowed (von Hernán Rosselli)

Auftakt zur Viennale 2024

Alle Jahre wieder. Bevor wir so richtig besinnlich in die Voradventzeit starten (in den Supermärkten nähern sich die ersten Schokonikoläuse und Lebkuchen aus dem Sommer schließlich schon ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum), ist wie üblich die Viennale zu bewältigen und damit eine eklektische Auswahl aus dem überwältigenden Filmprogramm zu treffen. Dieses Jahr stellte sich mein Programm allerdings fast wie von selbst zusammen, was einfach an begrenzten zeitlichen Ressourcen liegt. Die Zielsetzung, bei der Anzahl der gesichteten Filme zumindest deutlich zweistellig zu werden, besteht aber nach wie vor. Aufgrund der Presse-Akkreditierung, die mir das Team der Viennale dankenswerterweise wieder gewährt hat, ist das persönliche Filmprogramm in einem steten Fluss und immer nur auf die nächsten zwei Tage fest planbar, aber der Auftakt steht schon mal: Heute geht es los mit „On Becoming a Guinea Fowl“ von Rungano Nyoni und „The End“ von Joshua Oppenheimer, morgen folgen der japanische Animationsfilm „Ghost Cat Anzu“, „Hors du Temps“ von Olivier Assayas und die Doku „Dreaming Dogs“ von Elsa Kremser und Peter Levin. In zwei Tagen von Afrika über die USA nach Japan und via Frankreich zurück nach Österreich: Das geht halt auch nur auf Film-Festivals. Die Filmkritiken zu den gesichteten Filmen lest ihr wie üblich zeitnah hier.

Jahresrückblick 2023 – Meine Top30-Filme des Jahres

Seien wir ehrlich: 2023 hätte besser sein können. Abgesehen von geopolitischem Scheißdreck, der in diesem Jahr (erneut) passiert ist, wurde ich persönlich mal wieder daran erinnert, dass Gesundheit das höchste Gut ist – was auch zu einer unfreiwilligen längeren Kinopause führte. Immerhin gab das Kino auf der Habenseite insgesamt ein kräftiges Lebenszeichen von sich – 2023 stand ganz im Zeichen von „Barbenheimer“. Und auch an mir ging dieser Hype nicht vorüber. Gleich vorweg gesagt: Beide Filme führen auch meine Top30-Liste des Jahres an. Generell stand das Filmjahr 2023 bei mir mehr im Zeichen der Qualität als in jenem der Quantität. 204 Filme habe ich im vergangenen Jahr gesehen, davon 108 Erstsichtungen, viele davon ältere Filme, die nicht ins Filmjahr 2023 gehören. In dieses rechne ich wie üblich alle Neuerscheinungen zu, die ich 2023 im Kino gesehen habe, sowie Neuerscheinungen aus dem Jahr 2023 auf Streaminganbietern. Immerhin 56 Filme bleiben nach dieser Filterung noch übrig, die sich für meine Jahreliste qualifizieren (davon 40 Kinobesuche und 16 Streaming-Sichtungen). Einige hochgelobte Filme des Jahres wie zB Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ oder Jonathan Glazers „The Zone of Interest“ fehlen mir noch, dafür hat es beispielsweise „Avatar: The Way of Water“ oder „Tár“ aus 2022 noch in die Jahresliste 2023 geschafft, da ich den Film erst Anfang 2023 gesehen habe.

Aber hier nun meine Top30 des Jahres 2023:

Platz 1: Barbie von Greta Gerwig – 9,5 Kürbisse
Man kann ja kontrovers darüber diskutieren, aber für mich ist „Barbie“ von Greta Gerwig schlicht ein perfektes Meisterwerk doppelbödiger Unterhaltung. Wenn Blockbuster-Kino immer so witzig, temporeich, hintersinnig und launig aufgebaut ist wie „Barbie“, muss man sich um das Kino generell keine Sorgen machen.

Platz 2: Oppenheimer von Christopher Nolan – 9,0 Kürbisse
„Oppenheimer“ ist ein sperriger Film, aber einer, dessen Faszination man sich kaum entziehen kann. Großes Handwerk mit überragenden darstellerischen Leistungen, intelligent verschachtelt, dabei aber auch nicht zu kompliziert gehalten. Für mich einer von Nolans besten Filmen.

Platz 3: Riddle of Fire von Weston Razooli – 9,0 Kürbisse
Wahrscheinlich ist diese Indie-Perle so ziemlich das Gegenteil des wuchtigen Epos „Oppenheimer“ auf Platz 2. Weston Razooli spinnt hier mit einfachsten Mitteln, aber einer Überdosis Charme ein abenteuerliches Märchen, das pure Liebe ans Geschichtenerzählen ausdrückt.

Platz 4: The Holdovers von Alexander Payne – 9,0 Kürbisse
Alexander Paynes bester Film und Paul Giamattis beste Rolle – und das heißt was, wenn man sich vor Augen hält, dass beide schon kongenial in „Sideways“ zusammengearbeitet haben. Aber Giamatti als zynischer Geschichtslehrer, der in einer Eliteschule über die Weihnachtsferien mit einigen zurückgelassenen Schülern die Stellung halten muss, bietet die Show des Jahres.

Platz 5: Anatomie eines Falls von Justine Triet – 8,5 Kürbisse
Der Cannes-Gewinner dieses Jahres überzeugt mit einer klug aufgebauten, handwerklich herausragend inszenierten Geschichte, aber noch mehr mit Sandra Hüllers Spiel, das ihr nun wohl sämtliche Türen in Hollywood geöffnet haben. Bei aller Liebe für Margot Robbies Barbie, aber der Oscar muss an Hüller gehen.

Platz 6: Tár von Todd Field – 8,5 Kürbisse
Wenn wir schon von schauspielerischen Meisterleistungen sprechen, sei natürlich auch Cate Blanchett erwähnt, die in „Tár“ eine der besten Darstellungen ihrer Karriere abliefert. Todd Fields Film ist unbequem und weit davon entfernt, ein Crowdpleaser zu sein, aber in Inhalt und Aussage ein ganz starkes Stück Kino, das Diskussionen anregt.

Platz 7: All the Beauty and the Bloodshed von Laura Poitras – 8,0 Kürbisse
Die einzige Dokumentation in meinen Top30. Neujahrsvorsatz für 2024: Mehr Dokumentationen schauen. „All the Beauty and the Bloodshed“ von Laura Poitras ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie interessant und mitreißend dokumentarische Filme sein können. Eine Mischung aus Künstlerporträt und Anklage gegen die Reichen und Mächtigen: Ein Must See!

Platz 8: Spider-Man: Across the Spider-Verse von Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson – 8,0 Kürbisse
Die animierte Spider-Man-Trilogie ist mit Abstand der bislang beste Beitrag zur Spider-Man-Saga. Nichts gegen Tobey Maguire, dessen Spider-Man immer noch ein Fan-Liebling ist, aber in Sachen Tempo, Witz und Kreativität schlagen die animierten Filme die Original-Trilogie bei weitem. „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ ist hierbei keine Ausnahme.

Platz 9: Robot Dreams von Pablo Berger – 8,0 Kürbisse
Und gleich noch ein animierter Film, diesmal einer, der sogar komplett ohne Dialog auskommt. In einem New York, das von Tieren bevölkert ist, bestellt sich ein einsamer Hund einen Roboterfreund via Teleshopping. Pablo Berger gelingt es, mit dieser einfachen Geschichte komplexe humane Fragen anzusprechen.

Platz 10: The Old Oak von Ken Loach – 8,0 Kürbisse
Ken Loachs neuester Film über eine ehemalige Industriestadt im Nordosten Englands und deren Umgang mit syrischen Flüchtlingen ist vielleicht handwerklich nicht perfekt, aber so warmherzig und menschlich, dass man sich ihm nicht entziehen kann.

Platz 11: River von Junta Yamaguchi – 7,5 Kürbisse

Platz 12: Past Lives von Celine Song – 7,5 Kürbisse

Platz 13: Ein ganzes Leben von Hans Steinbichler – 7,5 Kürbisse

Platz 14: Guardians of the Galaxy Vol. 3 von James Gunn – 7,5 Kürbisse

Platz 15: Rickerl -Musik is höchstens a Hobby von Adrian Goiginger – 7,5 Kürbisse

Platz 16: Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben von Robert Schwentke – 7,5 Kürbisse

Platz 17: An einem schönen Morgen von Mia Hansen-Løve – 7,5 Kürbisse

Platz 18: Asteroid City von Wes Anderson – 7,5 Kürbisse

Platz 19: Club Zero von Jessica Hausner – 7,5 Kürbisse

Platz 20: Die drei Musketiere – D’Artagnan von Martin Bourboulon – 7,0 Kürbisse

Platz 21: Monster von Hirokazu Koreeda – 7,0 Kürbisse

Platz 22: Die Fabelmans von Steven Spielberg – 7,0 Kürbisse

Platz 23: DogMan von Luc Besson – 7,0 Kürbisse

Platz 24: Avatar: The Way of Water von James Cameron – 7,0 Kürbisse

Platz 25: Sterne unter der Stadt von Chris Raiber – 7,0 Kürbisse

Platz 26: Roter Himmel von Christian Petzold – 7,0 Kürbisse

Platz 27: Amsel im Brombeerstrauch von Elene Naveriani – 7,0 Kürbisse

Platz 28: Here von Bas Devos – 7,0 Kürbisse

Platz 29: Ant-Man and the Wasp: Quantumania von Peyton Reed – 7,0 Kürbisse

Platz 30: Air: Der große Wurf von Ben Affleck – 7,0 Kürbisse

Ehrenvolle Erwähnungen (ebenfalls 7,0 Kürbisse) gibt es noch für Kenneth Branaghs A Haunting in Venice sowie Wes Andersons Kurzfilm Ich sehe was, was du nicht siehst, die knapp an den Top30 vorbeigeschrammt sind. So wie auch Indiana Jones und das Rad des Schicksals mit 6,5 Kürbissen. Knapp daneben ist aber halt auch vorbei.

Auftakt zur Viennale 2023

Dieses Jahr feiert der hat Kürbis eures Vertrauens ein kleines Jubiläum. 2013 besuchte ich meine ersten Filme der Viennale, Österreichs bedeutendstes Filmfestival. Ich bin damit ein Spätstarter, aber wie bei allen Dinge, die ich neu für mich entdecke und für gut befinde: Ich eskaliere schnell. In meinem ersten Jahr besuchte ich drei Filme, im zweiten schon acht, und ab dem dritten gab es kein Halten mehr, was in einem zwischenzeitlichen Rekord von 36 Filmen und einem temporären Nebenwohnsitz im Gartenbaukino mündete. Diesen Wahnsinn konnte ich in den letzten Jahren wieder ein wenig eindämmen mit zuletzt gemütlichen 10-15 Filmen, aber da ich allmählich in ein Alter komme, in dem das Gedächtnis nachlässt, stehen mal wieder 23 Filme, aufgeteilt auf 10 Tage, auf meiner Liste, sofern ich denn alle bekomme. (Wahrscheinlich werde ich bei ca. 20 aussteigen, was immer noch mehr als genug ist.) Das Programm ist attraktiv, da haben Festivaldirektorin Eva Sangiorgi und ihr Team wieder einen guten Job gemacht, und vor allem die Retrospektive zu Raúl Ruiz empfinde ich als spannende Ergänzung, die mich auch das eine oder andere Mal ins Filmmuseum locken wird. Heute öffnet das Festival mit dem Auftaktfilm „Explanation for Everything“ von Gábor Reisz seine Vorhänge. Meine persönliche Viennale startet am Samstag mit dem von mir schon mit Spannung erwartetem Animationsfilm „Robot Dreams“ von Pablo Berger. Alle Reviews zu den gesichteten Filmen gibt’s dann natürlich zeitnah auf diesem Blog.

Meine Filme des Jahres 2022

Ganz ehrlich: 2022 war ein Scheißjahr. Wie das finsterste Mittelalter (eine weltweite Pandemie, Krieg in Europa, in den Häusern ist es kalt), nur mit besseren Hygienestandards. Wobei: Wenn ich mir in den Öffis so manche FFP2-Masken ansehe und die Kulturen, die darin entwickelt wurden, streiche ich den letzten Halbsatz lieber wieder. Fazit des Jahres: Es kann nur besser werden.

Meine Kinobesuche haben sich wie im Vorjahr in Grenzen gehalten. 34 zähle ich – ein großer Anteil entfällt wieder wie üblich auf die Viennale. Wie auch im Vorjahr finden sich auch dieses Jahr wieder einige Filme, die dieses Jahr neu auf Streaming-Plattformen wie Netflix oder Disney+ erschienen sind, auf meiner Jahresbestenliste. Für meine Auswahl der üblichen Top30-Filme bleiben auf diesem Wege 59 Neuerscheinungen übrig, die ich eben entweder in diesem Jahr neu im Kino gesehen habe oder die mit Erscheinungsjahr 2022 via Streaming veröffentlicht wurden. (Darunter befinden sich etliche Gurken, die eine gesonderte Erwähnung verdient hätten. Netflix, quo vadis?) Für die Statistiker unter euch: 9 von meinen Top30 Filmen wurden von Frauen gedreht, was immerhin eine bessere Quote als für die Gesamtliste aller gesehenen Filme bedeutet. Die ist nach wie vor ausbaufähig.

Aber nicht lange gefackelt – das sind meine 30 Filme des Jahres:

Platz 1: Licorice Pizza (von Paul Thomas Anderson) – 9,0 Kürbisse
Ich bin ja schon so ein großer Fan von Paul Thomas Andersons Filmen, aber die haben oft eine gewisse Schwere und Tragik an sich. „Licorice Pizza“ ist hingegen ein unglaublich charmanter, fast fluffiger Film über eine unwahrscheinliche Liebesbeziehung, die sich aber dennoch durch und durch echt anfühlt.

Platz 2: The Banshees of Inisherin (von Martin McDonagh) – 8,5 Kürbisse
Eine Meisterleistung von Colin Farrell und Brendan Gleeson, die Martin McDonaghs skurril-schwarzhumorigem Film zeigen, dass auch Freundschaften nicht ewig halten müssen. Dazu viel irisches Lokalkolorit und eine treffende Allegorie auf den Nordirland-Konflikt, den, so wie der Konflikt in diesem Film, keiner versteht.

Platz 3: The House (von Paloma Baeza, Emma de Swaef, Niki Lindroth von Bahr und Marc James Roels) – 8,0 Kürbisse
Ich habe ja ein Herz für Stop-Motion-Filme, und der Episodenfilm „The House“ ist nicht nur tricktechnisch äußerst gelungen mit einer ganz individuellen Optik, sondern unterhält auch mit kuriosen und schaurigen Geschichten, die auch nach Ausschalten des Fernsehers durch die eigene Fantasie noch lange weitergesponnen werden.

Platz 4: Bullet Train (von David Leitch) – 8,0 Kürbisse
Brad Pitt in einer herrlich humorvollen Rolle kämpft sich durch einen ganzen Zug, ohne wirklich zu verstehen, was da überhaupt abgeht. David Leitchs „Bullet Train“ ist einfach nur komplett überdrehte, teils saukomische Actionunterhaltung, der nicht mehr sein will, als sie ist, aber gerade dadurch so gut gelungen ist.

Platz 5: The Whale (von Darren Aronofsky) – 8,0 Kürbisse
Das große Comeback von Brendan Fraser, der nie besser war als in der Rolle des schwer übergewichtigen Creative Writing-Lehrers, der sich den großen Traumata seiner Vergangenheit stellen muss. Ein berührender, mitreißender Film, der lange nach dem Abspann nachhallt.

Platz 6: Die Königin des Nordens (von Charlotte Sieling) – 8,0 Kürbisse
Einer der ersten Filme, die ich in diesem Jahr gesehen habe, und ich wusste gleich: Der wird am Ende des Jahres wieder unter den Top10 auftauchen. Charlotte Sieling zeichnet ein konzentriertes, spannend erzähltes und schauspielerisch überragend umgesetztes Portrait von Königin Margrethe von Dänemark, die die Länder des Nordens unter sich vereinte.

Platz 7: The Batman (von Matt Reeves) – 8,0 Kürbisse
Ja, Robert Pattinson ist ein großartiger Batman. Wer davor gezweifelt hat, wurde durch Matt Reeves düstere Neuverfilmung der Fledermaus mit Technik-Fetisch eines Besseren belehrt. „The Batman“ erfindet das Genre nicht neu, bringt aber einen düsteren Goth-Schick ein, der dem finsteren Helden gut steht.

Platz 8: Blond (von Andrew Dominik) – 8,0 Kürbisse
Vielleicht jener Film in meinen Top10, über den es sich am kontroversesten diskutieren lässt, aber ich persönlich fand „Blond“ mit Ana de Armas in der Rolle eine völlig kaputten Marilyn Monroe erfrischend anders und faszinierend vielschichtig – wenn man sich von dem Gedanken verabschiedet, ein Bio-Pic sehen zu wollen. Denn das ist dieser Film nicht.

Platz 9: Close (von Lukas Dhont) – 8,0 Kürbisse
Ein Film, den man in stabiler Gemütslage sehen sollte, denn leichte Kost ist der Film von Lukas Dhont über eine enge Jungenfreundschaft, die auf tragische Weise nach einer von Mitschülern geäußerten Vermutung, die beiden Jungs wären homosexuell, zu Ende geht.

Platz 10: Triangle of Sadness (von Ruben Östlund) – 8,0 Kürbisse
Ruben Östlund ist nicht für Subtilität bekannt. Sein „Triangle of Sadness“ trägt demnach vielleicht auch manchmal zu dick auf, und über die Laufzeit lässt sich streiten, und doch hatte ich bei dieser bitterbösen, schwarzhumorigen Komödie über das neue Mischen der Karten zwischen Arm und Reich nach einem unerwarteten Ereignis mein Vergnügen.

Platz 11: Top Gun: Maverick (von Joseph Kosinski) – 7,5 Kürbisse

Platz 12: She Said (von Maria Schrader) – 7,5 Kürbisse

Platz 13: Tori and Lokita (von Jean-Pierre und Luc Dardenne) – 7,5 Kürbisse

Platz 14: Sonne (von Kurdwin Ayub) – 7,5 Kürbisse

Platz 15: Apollo 10 1/2: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter (von Richard Linklater) – 7,5 Kürbisse

Platz 16: Das Licht, aus dem die Träume sind (von Pan Nalin) – 7,5 Kürbisse

Platz 17: Dreizehn Leben (von Ron Howard) – 7,5 Kürbisse

Platz 18: Blaze (von Del Kathryn Barton) – 7,5 Kürbisse

Platz 19: Macbeth (von Joel Coen) – 7,5 Kürbisse

Platz 20: Im Westen nichts Neues (von Edward Berger) – 7,5 Kürbisse

Platz 21: Broker (von Hirokazu Koreeda) – 7,5 Kürbisse

Platz 22: Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse (von David Yates) – 7,5 Kürbisse

Platz 23: Corsage (von Marie Kreutzer) – 7,0 Kürbisse

Platz 24: Spencer (von Pablo Larraín) – 7,0 Kürbisse

Platz 25: Unicorn Wars (von Alberto Vázquez) – 7,0 Kürbisse

Platz 26: Doctor Strange in the Multiverse of Madness (von Sam Raimi) – 7,0 Kürbisse

Platz 27: Other People’s Children (von Rebecca Zlotowski) – 7,0 Kürbisse

Platz 28: Nightmare Alley (von Guillermo del Toro) – 7,0 Kürbisse

Platz 29: Salaryman (von Allegra Pacheco) – 7,0 Kürbisse

Platz 30: Stars at Noon (von Claire Denis) – 7,0 Kürbisse

Das war’s für dieses Jahr. Ich wünsche euch einen guten Rutsch in ein hoffentlich glückliches, erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr 2023! Und wie immer: Mitdiskutieren über die Filme ist stets erwünscht!

Lebt denn der alte Holzmichl noch?

Aufmerksame Leser:innen dieses Blogs werden festgestellt haben, dass es hier in der letzten Zeit nichts zu lesen gab. Ich bin mal so egozentriert und gehe davon aus, dass sich mancher vielleicht die Frage gestellt hat: Gibt es den Filmkürbis überhaupt noch, oder geht dieser Blog sang- und klanglos in die ewigen Jagdgründe des Internets ein? Jenen kann ich aber Entwarnung geben mit einem Zitat von John Lennon: „Life is what happens while you’re busy making other plans.“ Und so sind im Real Life gerade eben andere, größere Prioritäten gesetzt als das Füttern dieses Blogs mit Content. Die freudige Nachricht: In etwas mehr als einer Woche, am 11.6. nämlich, heiratet der Kürbis eures Vertrauens und verbindet sich mit einer wunderhübschen Zucchini zu einer g’schmackigen Gemüsepfanne. Gleichzeitig ist auch ein großer Umzug geplant. Das heißt, Kisten wollen gepackt werden, Katzen auch, und man verflucht sich jeden Tag ein bisserl dafür, so ein arger Sammler zu sein mit Blick auf die ca. 1.000 Bücher und je 500 CDs, DVDs und Weinflaschen (man ist nämlich nicht nur Sammler, sondern auch Säufer). Wenn das alles dann zur Zufriedenheit aller Beteiligten erledigt ist, wird es hier auch wieder regelmäßige Film-Reviews geben. Versprochen! Bis dahin bleibt gesund und geht mal raus an die frische Luft! Wir lesen uns.

Wenn Schweigen eine Antwort ist

Nichts ist komplett unpolitisch. Weitestgehend frei von Ideologie vielleicht, aber niemals zur Gänze unpolitisch. Auch ein Filmblog nicht. Wie wohl fast alle Menschen in Europa bin auch ich erschüttert von dem Leid, das seit gestern über die Bevölkerung der Ukraine und auch jener von Russland gebracht wird. Menschen sterben, Familien werden zerrissen, Existenzen vernichtet, und selbst nachfolgende Generationen werden noch die Wunden spüren, die sich durch ihre Familien ziehen. Ja, Film und Fernsehen bieten Ablenkung, und wir Menschen brauchen solche Ablenkungen von Sorgen und Nöten. Man kann auch in diesen Zeiten nicht alles stehenlassen und in Lethargie verfallen. So zynisch es auch klingen mag, aber das Leben geht weiter, für uns, selbst für die betroffene Bevölkerung in der Ukraine. Dennoch möchte ich ein kleines Zeichen setzen. Einmal kurz innehalten und still sein. Nicht so tun, als wäre nichts gewesen, sondern die Wunden sichtbar machen, indem ich mich selbst für einen Moment unsichtbar mache. In diesem Sinne werde ich zwei Wochen lang nichts auf dem Blog posten. Möge diese kleine Lücke, die dadurch entsteht, als Mahnmal gegen den Krieg und das Leid, das dieser über die Menschen bringt, verstanden werden.