Lücken

Lücke f.: ‘leere Stelle, Loch, Unterbrechung einer Reihe, eines zusammenhängenden Ganzen’.

Mut zur Lücke. Eine Lücke hinterlassen. Eine Lücke schließen. Wohin man auch blickt, sieht man Lücken, Leerstellen, Unterbrechungen eines zusammenhängenden Ganzen. So auch hier in diesem Blog. Ein halbes Jahr ist die Lücke nun alt, diese Leerstelle zwischen dem König der Löwen und diesem Beitrag hier. „Erklären Sie die Lücke in Ihrem Lebenslauf.“ Doch was, wenn manches unerklärbar bleibt, wenn Kausalitäten nur mittels Küchenpsychologie hergeleitet werden können? Was, wenn sich manchmal Lücken auftun, die so groß wie Abgründe scheinen, und man nicht die Kraft hat, diese zu überspringen? Oder wenn es einfach an Zeit fehlt, den Sprung zu tun, weil man andernorts gebraucht wird? In den vergangenen 16 Monaten meines Lebens ist viel passiert, beginnend mit der Krebsdiagnose meiner Mutter über ihren Tod kurz vor Weihnachten, ein neuer Anfang mit der Schwangerschaft meiner Frau über die Nachricht, dass es Zwillinge werden, bis zu jenem Tag im Februar, als sich die vielleicht größte Lücke meines Lebens auftat und ich mich von einer Tochter verabschieden musste, während die andere einen Brutkasten weiter um ihr Leben kämpfte (und den Kampf mit einer unglaublichen Willensstärke und Kraft, die sich heute in jedem Alltagsmoment zeigt, gewann). Lücken in einem regelmäßig befüllten Blog tun sich allein schon durch die Geburt eines Kindes auf, wenn sich Prioritäten verschieben, wenn das abendliche Programm nicht aus dem neuesten Film auf einem Streaming-Anbieter besteht, sondern einem quengeligen Baby im Arm. Doch wenn da plötzlich abgrundtiefe Lücken sind, man jeden Tag im Krankenhaus am Bett der eigenen Tochter sitzt, man später zuhause, wenn eigentlich schon alles gut ist, dennoch auf jeden Atemzug hört, ob eh alles okay ist, dann geraten Filme zur kompletten Nebensächlichkeit. Doch auch über die größten Lücken kann man Brücken bauen, auch wenn sie vielleicht anfangs noch behelfsmäßig und wackelig wirken. Es braucht nur Zeit. Zeit, die ich mir in den letzten Monaten genommen habe. Was ich damit sagen will: Mit diesem Blog geht es weiter. Vielleicht nicht mehr so regelmäßig wie früher, vielleicht nicht mit so aktuellen Filmen wie früher (das ist eben diese behelfsmäßige Brücke, über die ich gerade gehe), aber nach Monaten des Ausnahmezustands wird es Zeit, wieder ein Stück weit zur Normalität zurückzukehren – das junge Familienleben auch einfach anzunehmen und gemeinsam mit dem Kind einen Alltag zu entwickeln, in dem es vielleicht auch wieder mal Zeit für den einen oder anderen Film gibt bzw. zur Besprechung einer der vielen Filme, die im Backlog noch auf ihren Auftritt warten.

2 Kommentare

  1. Da hast du einen gewaltigen Kraftakt hinter dir bzw. ihr hinter euch, der emotional auch nicht einfach zu verarbeiten war bzw. ist. Völlig klar, dass der Blog hintenansteht. Es ist jedoch ein positiver Ausblick, dass du anscheinend noch Lust auf Filme oder Bloggen hast. Nur kein Druck, irgendwann kommt die Zeit dafür schon wieder. :)

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