Gedanken zu Weihnachten

In der letzten Zeit war es ziemlich ruhig auf diesem Blog. Das hat durchaus Gründe. Wenn sich im Privaten große Veränderungen ergeben, verschieben sich damit auch die Prioritäten. Und wenn im Leben Glück und Leid bzw. Trauer Hand in Hand gehen, bleibt im großen Emotionsfass, das wir alle mit sich tragen und aus dem wir täglich schöpfen, nicht mehr viel übrig für die Dinge, die unsere Emotionen im kleineren Rahmen ansprechen, wie eben Filme, Bücher, Kunst. Morgen werde ich meine Mutter beisetzen, die uns viel zu früh nach schwerer Krankheit und wider ihrem starken Willen verlassen musste. Gleichzeitig entsteht gerade neues Leben – und das gleich doppelt. Wohin mit all dieser Emotion? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das alles – im Positiven wie im Negativen – gerade vieles überlagert. Und ich weiß: Zeit ist knapp und kostbar. Es ist wichtig, Prioritäten zu setzen, und für mich gerade, viel Zeit mit jenen Menschen zu verbringen, die meinem Herzen am nächsten sind. Natürlich schaue ich mit meiner Frau zuhause auch weiterhin Filme an, und natürlich schreibe ich auch gelegentlich darüber. Ganz leer geblieben ist dieser Blog in den letzten Wochen ja trotzdem nicht, und auch die Viennale habe ich noch so richtig genossen. Aber der Drang, so viel Neues wie möglich zu sehen, so tief in diese wunderbare Welt der Filme und des Kinos einzutauchen wie nur irgendwie möglich, der hat in den letzten Wochen und Monaten doch abgenommen. Er ist noch da, und er wird auch wieder verstärkt und gestärkt hervortreten, wenn das große Emotionsfass wieder gut gefüllt ist und ich weiß, wie ich daraus schöpfen kann und wie ich mir meine Emotionen so einteilen kann, dass auch für die kleineren Dinge im Leben wieder etwas übrigbleibt. Aber im Moment bleibt dafür eben weniger Raum in meinem Leben als die letzten Jahre. Das ist auch gut und richtig so, denn, wie gesagt: Prioritäten. Und das ist es auch, was ich mit diesem frühmorgendlichen Text, der nach einer durchwachsenen Nacht in einem Zustand zwischen Nachdenklichkeit und Müdigkeit entstanden ist, mitgeben möchte. Weihnachten ist eine Zeit, seine Prioritäten zu ordnen. Den Menschen in seinem unmittelbaren Umfeld Zeit einzuräumen. Es geht nicht um Geschenke, Truthähne oder opulent geschmückte Christbäume. Es geht um die Zeit und was wir daraus machen. Es geht um gute oder auch belanglose Gespräche, es geht um das Miteinander, das gemeinsame Lachen, das gemeinsame Zusammensitzen, vielleicht auch das gemeinsame Schweigen und Erinnern. Es geht um das große Emotionsfass und die Frage, was ich daraus schöpfen kann, was tatsächlich wichtig genug ist, um daraus bedacht zu werden. Die Zeit für Nebensächlichkeiten wird wieder kommen, aber jetzt geht es erst einmal um die Hauptsache. In diesem Sinne wünsche ich auch allen, ihr treuen Seelen, die diesen Blog teils seit Jahren verfolgt, ein besinnliches Weihnachtsfest und schöne Feiertage. Macht das Beste daraus! Und wir lesen uns hier weiterhin, den Kürbis wird es weiter geben, er wird wieder seine Zeit haben, den lasse ich nicht fallen. Versprochen!

4 Kommentare

  1. Mein Beileid.

    Und meinen Glückwunsch.

    Meine geliebte Schwiegermutter starb, als unser jüngster Sohn noch kein Jahr alt war, und an das Schwanken und Taumeln zwischen Tod und Leben erinnere ich mich bis heute.

    Ohne Tod und Leben ganz aufzunehmen, bleibt irgendwann aber auch das, was uns zum Film zieht, aussen vor.

    Ich werde den Filmkürbis vermissen, jedoch keine Sorge haben, er werde nicht wiederkommen. Während ich Filme in der Nähe des Todes immer noch stärker brauchte, stellt das Leben ja seine ganz eigenen Anforderungen … die drei Jahre nach den Geburten meiner Kinder sind die, in denen ich wirklich sämtliche Neuerscheinungen versäumt – und bis heute nicht nachgeholt habe. Aber die Sucht kam wieder. Auch wenn man dann erst einmal bei „Brother Bear“ (mein erster Kinobesuch nach Geburt des Jüngsten …) neu startet.

    Alles, alles Gute – und bis bald!

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  2. Mein aufrichtiges Beileid. Mein Vater hat uns vor inzwischen 13 Jahren verlassen. Sein zweites Enkelkind hat er nie kennengelernt, da es auch gerade noch „auf dem Weg“ war. Ich wünsche dir bzw. euch viel Kraft für diese Zeit und kann gut verstehen, dass sich die Prioritäten verschieben. Das ist auch gut so.

    Filme werden auch bei dir wiederkommen. Irgendwann kannst du sie mit deinen Kindern schauen, was ihnen noch einmal eine andere, größere Bedeutung gibt.

    Dein Text hat mich übrigens an folgendes Gandalf-Zitat erinnert: „All we have to decide is what to do with the time that is given us.“ Und ja, so ist es. Du wirst das Beste daraus machen. Alles Gute dir und deiner Familie!

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  3. Hallo Thomas, meine Mutter hats vor einem Jahr derwischt, und mir kommts immer noch unwirklich vor, dass sie nicht mehr da ist. Das braucht in der Tat seine Zeit, da wirds dir wohl nicht anders ergehen… Aber dein doppelter Nachwuchs wird dich schon bald in emotionalen Rausch versetzen, da kann sowieso kein Film mithalten ! Ich wünsch euch alles Gute ! Liebe Grüsse aus Paris

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