Regie: Christian Molina
Original-Titel: Diario de una ninfómana
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Erotik, Drama
IMDB-Link: Diario de una ninfómana
Gute Erotikfilme findet man in etwa so häufig wie vierblättrige Kleeblätter – die mit roten Punkten, die nach Rosen duften. Das spanische Erotikdrama „Tagebuch einer Nymphomanin“ nach dem autobiographischen Buch der Französin Valérie Tasso ist hierbei keine Ausnahme von der Regel. Geraldine Chaplin, prominentestes Gesicht der Produktion, hat das auch recht schnell erkannt – ihre Großmutterfigur ist nach einer Viertelstunde über den Jordan, und Chaplin hat’s überstanden. Davor gibt sie der promiskuitiven Enkeltochter Valérie (Belén Fabra) noch einen schicksalshaften Rat: Lebe dein Leben! Ja, genau, der gute, alte Carpe Diem-Spruch, den 50-jährige Yogalehrerinnen in Holzrahmen eingefasst über dem Küchentisch hängen haben. Wenigstens war das Drehbuch so gnädig und hat Chaplin nicht wortwörtlich diesen lateinischen Allerweltspruch aufsagen lassen. Nun, Valérie ist so naiv, diesen Spruch zu beherzigen, und landet bald im Bett und der Wohnung des Geschäftsmannes Jaime (Leonardo Sbaraglia). Dieser ist gutaussehend, charmant, witzig, ehrlich um Valérie bemüht, und so macht Valérie das, was natürlich jeder vernünftige Mensch macht: Sie zieht binnen Wochen in eine gemeinsame Wohnung mit ihm. Leider fällt dort die Fassade und zum Vorschein kommt ein impulsives, cholerisches, gewalttätiges Arschloch. Großmutter hätte Valérie wohl was hinter die Löffel gegeben, wenn sie selbigen nicht schon abgegeben hätte. Nun, ein paar traumatische Erlebnisse selbst regt sich wieder die Libido bei der jungen Frau, und was macht eine anständige Frau in ihrer Situation? Genau – sie geht in den Puff. Wo sie weitere charmante, gutaussehende Männer kennenlernt, denen jeder Blinde auf fünfhundert Meter Entfernung hinter die Fassade schaut, nur die gute Valérie eben nicht. Etliche Bettszenen und weitere traumatische Erlebnisse später stellt Valérie fest, dass Großmutters Rat „Carpe Diem“ nicht ganz vollständig war – es fehlt noch ein erleuchtendes „Liebe dich selbst!“. Und damit wäre, denke ich, ganz gut umrissen, woran es bei diesem Machwerk krankt: Das Drehbuch stammt direkt aus der Hölle und zeigt auf, dass man den verdammten Streik der Drehbuchautoren, der zuletzt in Hollywood stattfand, ernst nehmen sollte, da sonst vierzehnjährige pubertierende Teenager ihren Job übernehmen und solche Resultate liefern. Ein Trinkspiel mit einem Kurzen für jedes vollumfänglich erfüllte Klischee überlebt kein Mensch bis zur Mitte des Films. Da nutzt es auch nicht, dass sich die Darsteller:innen ordentlich ins Zeug legen – vor allem Belén Fabra zeigt nicht nur vollen Körpereinsatz, sondern auch ansatzweise Talent – wenn das Drehbuch dumm ist, schauen auch sie dumm aus. Immerhin gibt es den Film gratis auf Prime zu sehen, ich hätte sonst mein Geld zurückverlangen müssen.

2,5 Kürbisse
(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)