Woyzeck (1979)

Regie: Werner Herzog
Original-Titel: Woyzeck
Erscheinungsjahr: 1979
Genre: Drama
IMDB-Link: Woyzeck


Die Zusammenarbeit von Werner Herzog und Klaus Kinski hat zu großartigen Filmen geführt sowie zu einigen der legendärsten Wutausbrüche, die jemals auf Kamera festgehalten wurden. Ich will es mal so formulieren: Zum Glück für den Weltfrieden hat Kinski den Beruf des Schauspielers ergriffen und nicht jenen des Diplomaten. Aber nun zum Film. „Woyzeck“ ist von den gemeinsamen Filmen von Werner Herzog und Klaus Kinski wohl der schwächste, den ich kenne. Zu genau hält sich Herzog an die Vorlage von Georg Büchner. An sich ist Vorlagentreue eine gute Sache, doch wenn ein Skript einfach Wort für Wort abgearbeitet wird, fehlt am Ende etwas – der kreative Funke, der im optimalen Fall auf das Publikum überspringt. Und genau das macht Herzog in diesem Film: Er nimmt die Geschichte um den etwas einfältigen Soldaten Woyzeck, der von seinem Hauptmann und dem Garnisonsmediziner ausgebeutet wird und mit der hübschen Marie ein uneheliches Kind hat, das sein ganzes Geld verschlingt, etwas zu wörtlich. Jede Szene könnte genau so auch auf einer Theaterbühne gezeigt werden. Auch das ist an sich kein Merkmal mangelnder filmischer Qualität – es gibt Beispiele, bei denen ein solcher Ansatz ganz hervorragend funktioniert. Nehmen wir mal „Dogville“ von Lars von Trier. Aber es braucht dennoch für einen rundum gelungenen Film einen kreativen Akt, den ich bei „Woyzeck“ so nicht sehe. Dabei hat der Film seine Qualitäten: Seien es die überzeugenden Darstellungen von Eva Mattes oder Josef Bierbichler, die trügerisch-idyllische Kleinstadtkulisse, die ökonomische Laufzeit und natürlich Klaus Kinski, diese Urgewalt. Allerdings ist die Verpflichtung von Kinski als Woyzeck ein zweischneidiges Schwert: Denn auch wenn er sich einmal mehr die Seele aus dem Leib spielt, so ist Kinski für die Rolle fast zu groß, zu präsent, zu charismatisch. Jeden Moment rechnet man damit, dass sein simpler Woyzeck einen kinski’esken Wutanfall bekommt und den körperlich mächtigeren Bierbichler auf Fingerhutgröße zusammendampft. Immerhin geht das Ende des Dramas wieder gut zusammen mit seinen berühmten Ausrastern, doch der Weg dahin zieht sich trotz einer ökonomischen Laufzeit von gerade mal 77 Minuten. Wer die Zusammenarbeit von Kinski und Herzog in voller Blüte sehen möchte, greift lieber zu „Nosferatu – Phantom der Nacht“ oder „Aguirre, der Zorn Gottes“.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

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