Regie: Sofia Coppola
Original-Titel: The Beguiled
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Drama, Thriller
IMDB-Link: The Beguiled
Virginia. Der amerikanische Bürgerkrieg. Schwüle und Nebel legen sich abwechselnd um das imposante Herrenhaus, das aufgrund des Krieges und der damit verbundenen Beschäftigung der Herren, sich gegenseitig abzuschlachten, zum Damenhaus geworden ist. Mrs. Martha (Nicole Kidman) kümmert sich zusammen mit der Lehrerin Edwinna (Kirsten Dunst) um fünf junge Schülerinnen. Man arbeitet im Garten, spielt Musik, betet, hat Unterrichtsstunden und bemüht sich um die Aufrechthaltung eines zivilisierten, südstaatlichen Lebensstils. Bis die junge Jane vom Pilze pflücken im Wald nicht nur mit schmackhaften Schwammerln, sondern auch mit einem verwundeten Yankee-Soldaten (Colin Farrell) zurückkommt. Schnell wird der höfliche Mann, der einfach nur froh ist, am Leben zu sein und sich von daher gerne in Feindeshand begibt, zu einer Attraktion unter den unbemannten Damen. Ein sehr subtiles Spiel der Verführung beginnt – wobei nicht klar ist, wer wen verführt. Ein nächtlicher Zwischenfall lässt dieses Spiel jedoch eskalieren.
Zu allererst muss man sagen, dass „The Beguiled“ von Sofia Coppola herausragend gefilmt ist. Immer wieder zeigt die Kamera die imposanten Säulen des Hauses und den verwilderten Garten davor, und jede Einstellung lässt Haus und Garten ein wenig anders wirken – mal einsam, mal bedrohlich, mal friedlich, mal häuslich. Am Haus vorbeiziehende Soldaten verschwinden im Nebel, die Schwüle der Südstaaten wird optisch greifbar. Ganz große Kamerakunst! Was das Timing betrifft, so hat der Film jedoch seine Schwächen. Während die ersten zwei Drittel sehr langsam und mit äußerst subtilen Andeutungen aufgebaut werden, wirkt der Film ab der Eskalation plötzlich gehetzt, als wäre er ab diesem Moment draufgekommen, eigentlich ein Thriller sein zu wollen und müsse die Versäumnisse der ersten Stunde nachholen, nur um wieder gemächlich auszuklingen – nach einem fiesen Showdown zwar, aber auch der ist wieder so ruhig und mit gewollten Understatement inszeniert wie die erste Stunde des Films. Eine interessante Botschaft, über die es sich länger nachzudenken lohnt, wird nicht vermittelt. Ich ging etwas unschlüssig aus dem Film. Ja, eh ganz gut, aber irgendwie auch ein bisserl obsolet. Eine große Geschichte hat der Film nicht zu bieten, aber dafür packt er das Wenige, was er hat, in beeindruckende Bilder.
6,0
von 10 Kürbissen