In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es wieder soweit, und die begehrtesten Filmpreise der Welt werden verliehen. Schon jetzt zeichnen sich einige sehr klare Favoriten ab. Aber wer sind sie – und wem würde ich gerne einen Oscar geben? Hier ein Überblick über alle Kategorien.
Bester Film (Best Picture)
Nominiert: Arrival / Fences / Hacksaw Ridge / Hell or High Water / Hidden Figures / La La Land / Lion / Manchester by the Sea / Moonlight
Hier wird wohl „La La Land“ das Rennen machen. „Moonlight“ scheint der einzige verbliebene Herausforderer zu sein und wäre die politische Botschaft, aber alle Zeichen stehen auf Damien Chazelles Neubelebung des Musicals. „Moonlight“ habe ich selbst als einzigen der nominierten Filme noch nicht gesehen (wird mein Vor-Oscar-Film), also kann ich dazu nicht viel sagen, aber von den 8 Filmen, die ich kenne, wäre für mich auch „La La Land“ knapp vorne, gefolgt von „Manchester by the Sea“, „Lion“ und „Arrival“.
Beste Regie (Best Director)
Nominiert: Damien Chazelle (La La Land) / Mel Gibson (Hacksaw Ridge) / Barry Jenkins (Moonlight) / Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea) / Denis Villeneuve (Arrival)
Eine klare Angelegenheit für Damien Chazelle. Alles Andere wäre schon eine faustdicke Überraschung, wenngleich man natürlich Barry Jenkins nicht gleich komplett abschreiben sollte. Aber ich glaube schon an den Durchmarsch von „La La Land“. Und auch hier schließe ich mich bis dato (ohne „Moonlight“ gesehen zu haben) den Buchmachern an. Beste Regie an Damien Chazelle – das passt.
Beste Hauptdarstellerin (Best Actress)
Nominiert: Isabelle Huppert (Elle) / Ruth Negga (Loving) / Natalie Portman (Jackie) / Emma Stone (La La Land) / Meryl Streep (Florence Foster Jenkins)
Hier fehlt mir „Loving“, alle anderen Filme habe ich gesehen. Und auch hier wäre ich mit einem Emma Stone-Oscar, der ja schon recht fix scheint, mehr als einverstanden. Auch Natalie Portman und Isabelle Huppert, die vielleicht noch Außenseiterchancen haben, waren toll, aber Emma Stone zeigt in „La La Land“ auf so vielen Ebenen großes Talent und eine meisterhafte Leistung, dass der Oscar absolut verdient wäre.
Bester Hauptdarsteller (Best Actor)
Nominiert: Casey Affleck (Manchester by the Sea) / Andrew Garfield (Hacksaw Ridge) / Ryan Gosling (La La Land) / Viggo Mortensen (Captain Fantastic) / Denzel Washington (Fences)
Bis vor kurzem hat es geheißen: Casey Affleck, sonst nix. Allerdings zeichnet sich nun doch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Affleck und Denzel Washington ab, v.a. da in den letzten Wochen Missbrauchsvorwürfe gegen Affleck durch die Medien gingen. Einer der beiden wird morgen wohl den Goldmann in seinen Händen halten, der Rest ist chancenlos. Ich persönlich würde nach wie vor Casey Affleck bevorzugen, der hat für mich darstellerisch einfach die beste Leistung von allen gezeigt.
Beste Nebendarstellerin (Best Supporting Actress)
Nominiert: Viola Davis (Fences) / Naomie Harris (Moonlight) / Nicole Kidman (Lion) / Octavia Spencer (Hidden Figures) / Michelle Williams (Manchester by the Sea)
Es wird Viola Davis und das hochverdient. Kategorie abgeschlossen. Mehr gibt es hier nicht zu sagen.
Bester Nebendarsteller (Best Supporting Actor)
Nominiert: Mahershala Ali (Moonlight) / Jeff Bridges (Hell or High Water) / Lucas Hedges (Manchester by the Sea) / Dev Patel (Lion) / Michael Shannon (Nocturnal Animals)
Hier gibt es mit Mahershala Ali einen klaren Favoriten, den ich noch nicht beurteilen kann. Alles deutet darauf hin, dass er gewinnen wird. Eventuell kann Dev Patel noch ein Wörtchen mitreden. Ich selbst (ohne Ali gesehen zu haben) würde wohl Michael Shannon auszeichnen. Der Mann ist überfällig für einen Oscar, und seine Leistung in „Nocturnal Animals“ war wieder einmal grandios. Mit einem Augenblinzeln kann er mehr ausdrücken als andere Schauspieler mit ihrem ganzen Körper. Dev Patel wäre auch verdient, aber der fällt für mich eigentlich in die Hauptrollen-Kategorie.
Bestes adaptiertes Drehbuch (Best Adapted Screenplay)
Nominiert: Lion / Arrival / Moonlight / Hidden Figures / Fences
Alles deutet auf „Moonlight“ hin – quasi ein Kompensations-Oscar für die fehlende Auszeichnung als bester Film und für die beste Regie. Ich denke, das wird schon so in Ordnung gehen. Von den bis dato gesehenen vier Filmen hätte ich in einer knappen Kategorie wohl „Arrival“ ausgezeichnet.
Bestes Originaldrehbuch (Best Original Screenplay)
Nominiert: La La Land / The Lobster / Manchester by the Sea / 20th Century Women / Hell or High Water
Was für „Moonlight“ in der Kategorie für das beste adaptierte Drehbuch gilt, gilt für „Manchester by the Sea“ beim Originaldrehbuch. Das gibt wohl den Kompensations-Oscar. Ausgerechnet „La La Land“ selbst ist aber der schärfste Konkurrent. Eines der beiden Drehbücher wird ausgezeichnet werden. Was ein bisschen schade ist: Dass mit „The Lobster“ von Giorgios Lanthimos ausgerechnet das beste Drehbuch völlig chancenlos ist. Das wäre mein Oscar – gefolgt von „Manchester by the Sea“.
Beste Kamera (Best Cinematography)
Nominiert: Lion / Moonlight / Silence / La La Land / Arrival
Das wird der nächste Oscar für „La La Land“. Und ja, wäre aus meiner Sicht auch verdient, wenngleich die Kameraarbeit von Greig Fraser für „Lion“ jener von Linus Sandgren für „La La Land“ um nichts nachsteht.
Bestes Szenenbild (Best Production Design)
Nominiert: Arrival / Hail, Caesar! / La La Land / Passengers / Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Auch diese Kategorie ist eine sichere Bank für „La La Land“. Ich persönlich hätte „Fantastische Tierwesen“ bevorzugt, aber Geld würde darauf nicht wetten bei den Quoten für „La La Land“.
Bestes Kostümdesign (Best Costume Design)
Nominiert: Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind / Florence Foster Jenkins / Jackie / Allied / La La Land
Das könnte den nächsten Oscar für „La La Land“ geben, der auch in dieser Kategorie bei den Bookies die Nase vorne hat. Hier geht es aber knapper zu als in anderen Kategorien. „Jackie“ mischt ordentlich mit. Und wäre für mich auch der verdiente Sieger. Das blutbespritzte Kostüm der First Lady ist tatsächlich ikonisch für den Film und die Geschichte – und großartig gemacht. Die Kostüme in „La La Land“ hingegen fand ich zwar nett, weil bunt, aber sonst recht unspektakulär.
Beste Filmmusik (Best Original Score)
Nominiert: Moonlight / La La Land / Jackie / Passengers / Lion
Justin Hurwitz wird den Oscar für „La La Land“ bekommen. Alles Andere wäre ohnehin absurd – auch wenn ich die Musik aus „Jackie“ sehr mag, da sie sehr eigenständig und individuell und auch verstörend ist und das Thema gut begleitet.
Bester Filmsong (Best Original Song)
Nominiert: Audition Song (La La Land) / Can’t Stop the Feeling (La La Land) / City of Stars (La La Land) / The Empty Chair (Jim: The James Foley Story) / How Far I’ll Go (Vaiana)
Es wird „City of Stars“ aus „La La Land“. Ganz klar. Ich selbst hätte den „Audition Song“ bevorzugt, aber ich kann mit „City of Stars“, den ich noch sehr gut im Ohr habe, gut leben.
Bestes Make-Up und beste Frisuren (Best Makeup and Hairstyling)
Nominiert: Ein Mann namens Ove / Star Trek Beyond / Suicide Squad
Hoppla! Mal kein „La La Land“ nominiert. Die Quoten deuten auf „Star Trek Beyond“. „Suicide Squad“ könnte vielleicht noch in die Suppe spucken (aber dazu ist der Film wohl generell zu schlecht aufgenommen worden), und warum „Ein Mann namens Ove“ nominiert ist, versteht keiner so recht. In einer Kategorie, die mir relativ wurscht ist, hätte ich wohl „Suicide Squad“ genommen, weil ich Margot Robbies Haare cool finde.
Bester Schnitt (Best Film Editing)
Nominiert: La La Land / Hacksaw Ridge / Hell or High Water / Moonlight / Arrival
And the Oscar goes to … „La La Land“! „Hacksaw Ridge“ hat bestenfalls winzige Außenseiterchancen, der Rest ist chancenlos. Und ja, kann man so vertreten. Ich hätte wohl auch „La La Land“ in dieser Kategorie ausgezeichnet.
Bester Ton (Best Sound Mixing)
Nominiert: La La Land / Hacksaw Ridge / Rogue One / 13 Hours / Arrival
Auch hier führt der Sieg nur über „La La Land“. Was die Geschichte trotz ganz klarer Quoten für „La La Land“ aber interessant macht: Mit Kevin O’Connell ist „the biggest loser“ nach 10 Jahren mal wieder nominiert. Es ist seine 21. Nominierung. Gewonnen hat er noch nie. Vielleicht hat die Academy diesmal ein Mitleid mit ihm, auch wenn die Quoten nicht unbedingt dafür sprechen. Ich selbst habe zu dieser Kategorie keine Meinung, da fehlt mir einfach das Fachwissen.
Bester Tonschnitt (Best Sound Editing)
Nominiert: Arrival / La La Land / Hacksaw Ridge / Sully / Deepwater Horizon
Ausnahmsweise ist „La La Land“ mal in einer Kategorie kein Favorit, denn die Nase vorne bei den Buchmachern hat hier „Hacksaw Ridge“, und auch „Arrival“ ist nicht chancenlos. Die drei werden es sich untereinander ausmachen. Und ich muss sagen, auch wenn ich den Film sonst nicht mochte, aber der Oscar für „Hacksaw Ridge“ wäre schon in Ordnung, denn angehört hat sich der Film tatsächlich sehr eindrucksvoll.
Beste visuelle Effekte (Best Visual Effects)
Nominiert: Deepwater Horizon / Doctor Strange / The Jungle Book / Kubo – Der tapfere Samurai / Rogue One
Favorit ist „The Jungle Book“. „Rogue One“ und „Doctor Strange“ haben Außenseiterchancen. Diese Kategorie finde ich persönlich dieses Jahr eher schwach besetzt, denn „The Jungle Book“ war zwar visuell ganz nett anzusehen, aber zu künstlich, zu offensichtliches CGI. Ähnliches gilt auch für die anderen Filme. Ich hätte persönlich wohl „Rogue One“ vorne, aber einfach nur, damit dieser an sich sehr gute Film auch mal ausgezeichnet wird.
Bester Animationsfilm (Best Animated Feature)
Nominiert: Kubo – Der tapfere Samurai / Mein Leben als Zucchini / Die rote Schildkröte / Vaiana / Zoomania
Diesen Oscar kann nur „Zoomania“ verlieren – wird das aber wohl nicht. „Kubo“ habe ich leider noch nicht gesehen – ich habe nur Gutes von dem Film gehört. Ohne „Kubo“ wäre mein Favorit kann klar „Mein Leben als Zucchini“ – der voraussichtliche Gewinner „Zoomania“ ist von den vier gesehenen Animationsfilmen für mich der schwächste gewesen.
Bester animierter Kurzfilm (Best Animated Short Film)
Nominiert: Blind Vaysha / Borrowed Time / Pear Cider and Cigarettes / Pearl / Piper
Auch in dieser Kategorie gibt es einen ganz klaren Favoriten mit „Piper“, aber bei den besten animierten Kurzfilmen kam es in den vergangenen Jahren schon öfter zu faustdicken Überraschungen – Pixar sollte sich also nicht zu sicher fühlen. Neben „Piper“ habe ich auch noch „Borrowed Time“ gesehen – beides sehr gute Filme, wobei ich persönlich auch „Piper“ etwas weiter vorne hätte, da er einfach animationstechnisch neue Maßstäbe setzt, während „Borrowed Time“, vielleicht der bessere Film insgesamt, unterm Strich dann doch einfach nur eine gut erzählte Geschichte bietet.
Bester Kurzfilm (Best Live Action Short Film)
Nominiert: Ennemis Interieurs / La Femme et le TGV / Silent Nights / Sing / Timecode
Bei den Wettbüros haben „Ennemis Interieurs“, „Sing“ und „Timecode“ die besten Quoten mit „Ennemis Interieurs“ als Favoriten. Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Bester Dokumentarfilm (Best Documentary Feature)
Nominiert: 13th / I Am Not Your Negro / Life, Animated / O.J. – Made in America / Seefeuer
Ich muss gestehen – ich habe keinen einzigen davon gesehen, muss mich hier also an die Buchmacher und die Meinungen anderer Filmexperten halten. Und die sagen, dass der Oscar für „O.J. – Made in America“ schon fix scheint. Einzig Ava DuVerney, die 2015 mit „Selma“ übergangen wurde, könnte da mit „13th“ noch mitmischen, aber die Quoten sind recht eindeutig.
Bester Dokumentar-Kurzfilm (Best Documentary Short)
Nominiert: 4.1 / Extremis / Joe’s Violin / Watani: My Homeland / The White Helmets
Dieses Jahr die wohl spannendste Kategorie, wenn man den Buchmachern Glauben schenkt. Denn die Quoten stehen ziemlich gleich für „The White Helmets“ und „Extremis“ mit „Joe’s Violin“ knapp dahinter. Aber ich frage mich dann doch immer wieder, wie viele stimmberechtigte Mitglieder der Academy tatsächlich diese Filme alle ansehen – und ob sie manchmal den Oscargewinner nicht einfach auswürfeln.
Bester fremdsprachiger Film (Best Foreign Language Film)
Nominiert: Ein Mann namens Ove (Schweden) / The Salesman (Iran) / Tanna (Australien) / Toni Erdmann (Deutschland) / Unter dem Sand (Dänemark)
Damit sind wir (endlich) am Ende. Respekt, wer bis dahin durchgehalten hat. Aber eine spannende Kategorie gibt es noch zu besprechen. Denn der sicher geglaubte Sieg von „Toni Erdmann“ ist nach einer Golden Globes-Niederlage gegen „Elle“ (das bei den Oscars nicht einmal nominiert ist) und den jüngsten Kontroversen rund um die von Trump verhängten Einreiseverbote ganz gewaltig ins Wanken geraten, und so haben sich die Quoten in Richtung „The Salesman“ verschoben. Die beiden Filme werden sich jedenfalls das Rennen untereinander ausmachen. Ich für meinen Teil bin schon gespannt auf „The Salesman“ (den ich am Sonntag noch sehen werde) und fände einen Oscar für „Toni Erdmann“ etwas befremdlich, da ich den Film für überschätzt halte. Die besten fremdsprachigen Filme wie eben „Elle“ oder „Neruda“ sind gar nicht nominiert, aber auch „Unter dem Sand“ fand ich besser als „Toni Erdmann“. Ich hoffe, „The Salesman“ überzeugt mich dann noch einmal – ansonsten wäre es dieses Jahr eine (in meinen Augen jedenfalls) sehr dürftige Besetzung.
Mal schauen, wie weit ich daneben lag – in etwa 30 Stunden werden wir es wissen.
Jetzt hast aber nochmal Gas gegeben, um dir rechtzeitig alle Filme reinzupfeifen.
Muss sagen, dass mir die Oscars mittlerweile völlig Schnuppe sind und ich es sehr schade finde, dass durch die Vermarktung als wichtigster Filmpreis DER WELT, die anderen Länder es nur noch schwieriger haben, ihre Produktionen in die (kleinen) Kinos zu bringen. Es sollte wirklich einen Filmpreis für die ganze Welt geben, dann aber eben auch mit Filmen aus aller Welt und nicht fast ausschließlich aus Nordamerika.
Selbst der asiatischste Film – Kubo – stammt aus den USA. (Auslandsoscar nicht eingerechnet)
Das wilde ist nicht, dass die USA den Oscar selbst so bezeichnen, sondern, dass die ganze Filmwelt den Hype mitgeht.
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„Manchester by the Sea“ und „La La Land“ habe ich schon vor einiger Zeit gesehen – da hatte ich bis dato nur noch keine Zeit, die Rezension einzustellen, was ich noch nachgeholt habe. Die Oscars – na ja, es ist halt part of the show. Künstlerisch interessanter sind sicherlich die Preise von Cannes oder auch Sundance, aber die Oscars sind nun mal der Preis mit dem größten Renommee, und ich mag das ganze Theater drumherum auch ganz gerne. Hocke dann immer mit Freunden im Kino und gebe mir den Schaß live mit Oscar-Wette und Mitfiebern. Ist so ein bisschen wie eine Fußball-WM. Den besten Fußball bekommt man dort ja meist nicht geboten, aber lustig zum Anschauen ist es trotzdem immer.
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