Burgl Czeitschner

Let’s Keep It (2018)

Regie: Burgl Czeitschner
Original-Titel: Let’s Keep It
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Let’s Keep It


Diese Woche im Stadtkino angelaufen ist die Dokumentation „Let’s Keep It“ von Burgl Czeitschner, die sich mit verschiedenen Beispielen der Restitution von Liegenschaften beschäftigt, die zwischen 1938 und 1945 arisiert wurden. Oder vielmehr beschäftigt sich der Film mit der Nicht-Restitution dieser Liegenschaften, denn die Republik Österreich schaffte in bestern Bürokraten-Tradition ein Gesetz, das es den Erben der enteigneten Häuser extrem schwer machte, diese Rückgabe zu beantragen. Bezeichnend ist, dass laut Gesetz eine „extreme Ungerechtigkeit“ bei der damaligen Enteignung vorliegen musste. Dass diese Enteignung ungerecht war, reicht nicht aus. So weit, so erschütternd. Das Thema der Restitution ist nach wie vor ein sehr wichtiges. Denn erst 1991 begann mit der Rede des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky vor dem Nationalrat die Abkehr von der „Ersten-Opfer-These“, und die Republik Österreich gestand die Mitschuld an den grauenhaften Verbrechen der NS-Zeit ein. Bis dahin konnte man sich hübsch bedeckt halten, und die netten Häuschen und Grundstücke, die man zwischenzeitlich so eingesackt hatte (zumeist von später ermordeten jüdischen Mitbürgern), eigneten sich ja auch hervorragend als Telekom-Ausbildungsstätte, Büros oder auch Naturparks. Man nimmt, was man kriegen kann. Und nachdem das fast vier Jahrzehnte so wunderbar funktioniert hatte, war die Begeisterung, diese Liegenschaften wieder zurückzugeben, natürlich gering. Man hätte dieses dringliche und noch immer nicht abgeschlossene Thema wirklich spannend aufbereiten können. Aber leider geht die Qualität von „Let’s Keep It“ nicht über jene von Schulfilmen hinaus. Burgl Czeitschner erzählt aus dem Off von der Geschichte der gerade gezeigten Liegenschaft, wer darin wohnte, wer sie letztlich übernahm und ob der Fall dann positiv oder negativ abgeschlossen wurde. (Die meisten waren negativ.) Die Hintergründe für die Entscheidungen der Behörde werden zumeist nur am Rande gestreift. Aber genau das wäre der spannende Aspekt des Themas gewesen: Wie und warum entscheidet die Behörde in vielen Fällen, wie ist das dubiose Gesetz zustande gekommen, das die Rückgaben verhindert, wie stellen sich die Juristen und Beamten, die den Schmarrn ausführen müssen, selbst zum Gesetzestext und der Lage der Betroffenen. Mit einer klugen Auswahl von Interviewpartnern und einem tieferen Bohren (weniger in die Geschichte der enteigneten Liegenschaftsbesitzern, so tragisch ihre Schicksale auch sind, sondern mehr in die Entscheidungsgrundlagen der Behörde) hätte man viel herausholen können. So wird aber ein an sich spannendes Thema leider langweilig und nichtssagend aufgearbeitet anhand von einer Vielzahl von Beispielen, die – jedes für sich – sehr oberflächlich abgehandelt werden. Schade drum.


4,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Stadtkino Filmverleih)