Regie: Janus Metz
Original-Titel: Borg/McEnroe
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Biopic, Sportfilm
IMDB-Link: Borg/McEnroe
Stellan Skarsgård, nicht zu verwechseln mit Bill Skarsgård, der gerade Pennywise in „Es“ spielt, nicht zu verwechseln mit Miss Moneypenny aus den Bond-Filmen, nicht zu verwechseln mit Borg, dem Björn Borg nämlich, nicht zu verwechseln mit dem Borg-Kollektiv, spielt den Trainer des schon erwähnten Björn Borg (Sverrir Guðnason), nicht zu verwechseln mit Brant Bjork, dem Sänger von Kyuss, nicht zu verwechseln mit KISS, der Band von Gene Simmons, nicht zu verwechseln mit Paul Simon von Simon & Garfunkel, auch wenn Art Garfunkel eine ähnliche Frisur hatte wie der junge John McEnroe (Shia LaBeouf), womit sich dieser Kreis wieder schließt. Doch manchmal können die kompliziertesten Dinge auf einen einfachen Nenner heruntergebrochen werden, und das gilt vor allem fürs Tennis, wo es einfach zwei Männer auf einem Feld gibt, die beide den letzten Punkt des Turniers für sich entscheiden möchten – it’s as easy as that. Der Weg dahin kann aber recht interessant und sehr unterschiedlich ausgestaltet sein. Da ist zum Einen der vierfache Wimbledon-Champion Björn Borg, die Nummer 1 der Welt, der „Ice-Borg“, der stoisch Gegner für Gegner vom Platz schießt und mit 24 Jahren auf dem Zenit seines Könnens angekommen zu sein scheint. Da ist zum Anderen der Herausforderer, der junge Heißsport John McEnroe, die Nummer 2 der Welt, ein Rüpel auf dem Platz, der trotz unbestrittenen Talents immer das Publikum gegen sich hat. Es macht sich halt nicht gut, wenn man ständig auf den Platz rotzt und nicht FSK12-freie Nettigkeiten mit dem Stuhlschiedsrichter austauscht. Unaufhaltsam steuern die beiden aufeinander zu – man wird sich im Finale begegnen.
Eine klassische Heldensaga hätte sich wohl auf den emotionalen, aufstrebenden Widersacher konzentriert, der sein Temperament nicht unter Kontrolle hat, aber so viel Talent besitzt, dass man es ihm zutraut, den eiskalten, vierfachen Champion aus Schweden in die Knie zu zwingen, wenn er nur den Kampf gegen sich selbst gewinnt. Und da geht „Borg/McEnroe“ einen überraschenden, aber interessanten Weg: Der Film konzentriert sich nämlich auf Borg und den immensen Druck, den er, der Liebling der Nation, als vierfacher Titelträger verspürt. Alle erwarten den fünften Titel in Serie von ihm, und unter der stoischen Oberfläche brodelt es. Er ist der tragische Held, der fast nur verlieren kann, denn selbst, wenn er gewinnt, hat er nur das Minimum erreicht. In Rückblenden zeigt Janus Metz, der Regisseur, einen impulsiven, heißblütigen Borg und erzählt, wie er überhaupt zu diesem stoischen Siegertypen werden konnte. Sein Gegenüber, John McEnroe, muss sich daher mit der zweiten Reihe begnügen. Darüber hinaus ist „Borg/McEnroe“ aber ein klassischer Sportfilm, der in einem epischen Finale gipfelt, das auch heute noch als eines der besten Tennisspiele der Geschichte bezeichnet wird. Was ein wenig seltsam wirkt (und wo der Film für mich etwas unglaubwürdig ist): Die meiste Zeit agieren Borg und McEnroe völlig losgelöst voneinander, als würden sie sich gar nicht kennen. Faktisch war aber das Wimbledon-Finale nur eines von vielen Spielen, das sie gegeneinander bestritten haben. Hier wurde der Dramaturgie willen die Realität ein wenig arg verborgen. Trotzdem ist „Borg/McEnroe“ dank guter Darstellerleistungen und eines interessanten Einblicks in die Psychologie einer lebenden Legende ein sehenswerter Film, auch für Nicht-Tennis-Fans.
6,5
von 10 Kürbissen
(Foto: Filmladen)