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Oscars 2018 – Meine Prognosen

In der Nacht von heute auf morgen ist es wieder soweit, und die Academy of Motion Picture Arts and Sciences vergibt die begehrten Goldmännchen für die herausragenden filmischen Leistungen des Jahres 2018. Und wie immer ist die Liste der Abwesenden aussagekräftiger als jene der Nominierten, denn natürlich kocht Hollywood im eigenen Saft, und die spannenderen und besseren Filme werden zu einem großen Teil anderswo gedreht. Aber gut, die Show gehört dazu, und mir macht das ganze Drumherum und Mitfieber tierisch viel Spaß, weshalb ich mich heute auch wieder in charmanter und fachkundiger Begleitung nächstens ins Kino schmeißen werde, um dem ganzen Trara live beizuwohnen. Leider fehlen mir per Stand jetzt (Sonntag, 14:45 Uhr) noch einige nominierte Filme (die wichtigsten: „Call Me By Your Name“, „I, Tonya“ – wichtig wegen der besten Nebendarstellerin – beide werde ich heute am Abend aber noch sehen, und „Lady Bird“, der bei uns noch nicht angelaufen ist). Für eine erste Prognose sollten die bislang gesehenen Filme sowie ein Blick auf das Pendel da draußen auslangen.

Best Picture, Prognose: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Best Picture, meine Wahl: Dunkirk

Best Director, Prognose: Guillermo del Toro (The Shape of Water)
Best Director, meine Wahl: Guillermo del Toro (The Shape of Water)

Best Actress, Prognose: Frances McDormand (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri)
Best Actress, meine Wahl: Sally Hawkins (The Shape of Water)

Best Actor, Prognose: Gary Oldman (Darkest Hour)
Best Actor, meine Wahl: Gary Oldman (Darkest Hour)

Best Supporting Actress, Prognose: Allison Janney (I, Tonya)
Best Supporting Actress, meine Wahl: Mary J. Blige (Mudbound)
Anmerkung: Die Favoritin Allison Janney habe ich noch nicht gesehen.

Best Supporting Actor, Prognose: Sam Rockwell (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri)
Best Supporting Actor, meine Wahl: Sam Rockwell (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri)

Best Original Screenplay, Prognose: Get Out
Best Original Screenplay, meine Wahl: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Best Adapted Screenplay, Prognose: Call Me By Your Name
Best Adapted Screenplay, meine Wahl: Mudbound
Anmerkung: Call Me By Your Name fehlt mir noch.

Best Animated Feature Film, Prognose: Coco
Best Animated Feature Film, meine Wahl: Coco

Best Foreign Language Film, Prognose: A Fantastic Woman (Chile)
Best Foreign Language Film, meine Wahl: A Fantastic Woman (Chile)

Best Original Score, Prognose: The Shape of Water
Best Original Score, meine Wahl: Phantom Thread

Best Original Song, Prognose: „Remember Me“ aus Coco
Best Original Song, meine Wahl: „Mighty River“ aus Mudbound

Best Sound Editing, Prognose: Dunkirk
Best Sound Editing, meine Wahl: Dunkirk

Best Sound Mixing, Prognose: Dunkirk
Best Sound Mixing, meine Wahl: Dunkirk

Best Production Design, Prognose: Blade Runner 2049
Best Production Design, meine Wahl: Blade Runner 2049

Best Cinematography, Prognose: Blade Runner 2049
Best Cinematography, meine Wahl: Blade Runner 2049

Best Makeup & Hairstyling, Prognose: Darkest Hour
Best Makeup & Hairstyling, meine Wahl: Darkest Hour
Anmerkung: Von den anderen beiden nominierten Filme habe ich nur die Trailer gesehen, aber „Darkest Hour“ ist diesbezüglich so überragend, dass ich denke, hier eine sichere Wahl treffen zu können.

Best Costume Design, Prognose: Phantom Thread
Best Costume Design, meine Wahl: Phantom Thread

Best Film Editing, Prognose: Dunkirk
Best Film Editing, meine Wahl: Dunkirk

Best Visual Effects, Prognose: War for the Planet of the Apes
Best Visual Effects, meine Wahl: Blade Runner 2049

In diesen Kategorien habe ich keine Filme gesehen, kann also nur eine Prognose abgeben, aber keinen persönlichen Favoriten benennen:

Best Documentary Feature, Prognose: Faces Places
Best Documentary Short Subject, Prognose: Edith+Eddie
Best Live Action Short Film, Prognose: DeKalb Elementary
Best Animated Short Film, Prognose: Dear Basketball

Mal sehen, wie weit ich daneben liege. Und was sind eure Einschätzungen?

Berlinale 2018

So, es ist geschafft. Eine Woche lag ich krank, aber rechtzeitig vor dem Abflug morgen nach Berlin habe ich von meiner Ärztin das grüne Licht bekommen. Ich fliege also nach Berlin und werde mich dort, mit einer Presseakkreditierung bewehrt, ins Festivalgetümmel werfen – zum ersten Mal außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Ich freue mich auf die riesigen Säle des Zoo Palasts und des Berlinale Palasts, auf ein sehr buntes, vielfältiges Programm, das ich mir zusammengestellt habe, und überhaupt meine ersten Erfahrungen als Vertreter der Presse. Die ersten (regulären) Tickets sind gesichert. Vor allem auf „Isle of Dogs“, den neuen Wes Anderson, bin ich sehr gespannt. Die Pressevorführungen werden wohl noch von dem einen oder anderen Lerneffekt begleitet – denn ich habe nicht die leiseste Ahnung, ab wann man sich für die Tickets für diese Vorstellungen anstellen muss. Gut möglich also, dass mein ambitioniertes Programm von 15 Filmen dann eh noch zusammenschrumpft. Ihr werdet es hier jedenfalls lesen, welche Filme ich letztendlich besucht habe und was ich von ihnen halte.

An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön!

Es ist wieder einmal Zeit, danke zu sagen. Für 288 Besucher und 752 Seitenaufrufe im Jänner 2018. Das ist für den kleinen Filmkürbis, der dank euch immer größer wird, bei beiden Kennzahlen ein neuer Rekord und ein sehr schöner Erfolg.

Gleichzeitig darf ich ankündigen, dass der Filmkürbis im Februar zum ersten Mal auf der Berlinale herumturnen wird. Vom 16. bis 21. Februar, um genau zu sein. Ich werde von den Filmen, die ich mir dort zu Gemüte führe, selbstverständlich wieder in gewohnter Form berichten. Und falls ihr zur gleichen Zeit in Berlin seid und Lust habt, mal ein koffeinhaltiges Heißgetränk oder Ähnliches mit mir zu trinken, schreibt mir. Ich freue mich.

Die Oscar-Nominierungen 2018

Wer mich kennt, weiß, dass es nur wenig gibt, was mich aus der Ruhe bringen kann. Wenn beim All you can eat-Buffet das Dessert abgeräumt wird und ich noch beim Hauptgang bin zum Beispiel. Oder wenn nach 105 Reservierungswunsch-Eingaben für Viennale-Tickets der Computer abstürzt. Und auf jeden Fall, wenn die Oscar-Verleihung ansteht und es losgeht mit Nominierungen und Spekulationen um die möglichen Gewinner.

Seit heute ist bekannt, wer in welchen Kategorien um die begehrten Goldmännchen rittert. Hier gibt’s die Nominierungen im Überblick.

Im Grunde ist wenig Überraschendes dabei. In einem Oscar-Nominierungs-Tippspiel habe ich von insgesamt 103 Nominierungen ganze 77 erraten. (Nicht getippt wurden die Dokus und Kurzfilme). Lediglich in der Kategorie für den besten fremdsprachigen Film lag ich mit nur zwei richtigen Nominierten recht deutlich daneben. Aber hier spielt sich auch eine der größten Überraschungen ab. Der Golden Globe-Sieger „Aus dem Nichts“ von Fatih Akin befindet sich nicht in der illustren Reihe der Nominierten. Ebenfalls durch Abwesenheit glänzt in der Kategorie für den besten Hauptdarsteller James Franco, den ich für seine Leistung in „The Disaster Artist“ gerade noch hochgelobt habe. Franco dürfte allerdings über unschöne Anschuldigungen im Zuge von #metoo gestolpert sein, die ihm wohl die Nominierung gekostet haben. Auch „The Greatest Showman“, im Vorfeld hoch gehandelt, ist mit nur einer Nominierung (für den besten Song) so gut wie nicht vertreten. Überhaupt nicht vertreten ist „Wonder Woman“ von Patty Jenkins, den man zumindest in einigen Nebenkategorien auf der Rechnung haben konnte.

Über acht Monate ist es her, dass ich in meiner Review von möglichen Oscar-Chancen von „Get Out“ geschrieben habe. Dass es nun tatsächlich so gekommen ist und „Get Out“ in wichtigen Hauptkategorien, u.a. als bester Film, für die beste Regie (Jordan Peele), den besten Hauptdarsteller (Daniel Kaluuya) und das beste Original-Drehbuch, Nominierungen einheimsen konnte, überrascht dann doch. Aber: Call me Nostradamus!

Für mich gab es die größten Überraschungen bei der besten Regie. Gut, Christopher Nolan und Guillermo del Toro waren eine Bank. Mit Greta Gerwig konnte man aufgrund der aktuellen Sensibilisierung für die Selbstbestimmung der Frauen durchaus noch rechnen. Jordan Peele ist jedoch schon mal so ein Dark Horse, das es – für mich überraschend jedenfalls – geschafft hat. Paul Thomas Anderson hingegen hatte, obwohl ein genialer Regisseur, wohl kaum jemand auf der Liste, vor allem, weil dadurch Luca Guadagnigno (für „Call Me By Your Name“) und Martin McDonagh (für den in vielen Kategorien favorisierten „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) auf der Strecke blieben. Damit läuft in dieser Kategorie alles auf Guillermo del Toro hinaus.

Die eigentliche Sensation der Oscars 2018 spielt sich allerdings in der Kategorie für die beste Kamera ab. Denn mit Rachel Morrison (für „Mudbound“) wurde zum ersten Mal in der Geschichte eine Frau in dieser Kategorie nominiert. Eigentlich unglaublich. Mich freut es sehr, dass nun dieser weiße Fleck auf der Landschaftskarte der Gleichberechtigung auch getilgt wurde. Möge das nur ein Anfang sein.

Und was meint ihr nun zu den Nominierungen? Wer fehlt? Wer gehört eurer Meinung nach nicht dorthin?

Meine Filme des Jahres 2017

Jahresrückblicke. Charts. Best Ofs. Die gehören zu dieser Jahreszeit wie die 3D-Brille zum Marvel-Film. Wie Alexander Horwath zur Oscar-Nacht. Wie die Nacktszene zu einem Monica Bellucci-Film. Wie die Augenringe zur zweiten Viennale-Woche. Und natürlich seid ihr auch hier vor solchen Listen nicht sicher, zumal ich dank Moviepilot einen sehr konkreten Überblick darüber habe, was ich 2017 gesehen (und gemocht) habe. Doch bevor es ans Eingemachte geht, noch ein bisserl Statistik. (Ich mag Zahlen. Wer Zahlen nicht mag, kann den folgenden Teil gerne überspringen bis zur Liste der Top30-Kinofilme des Jahres 2017).

Im Jahr 2017 habe ich insgesamt 181 Filme neu gesehen, darunter mit Disaster Movie meinen absoluten Nullpunkt (es würde mich wundern, wenn noch irgendein Film in Zukunft diesen unterbieten könnte). Insgesamt war ich aber gnädig (bzw. hatte einfach ein gutes Händchen), denn mit einer Durchschnittsbewertung aller neu gesehenen Filme von 6,5 kann man durchaus zufrieden sein.

Was die Medien betrifft, so ist das Kino bei mir nach wie vor der Ort, an dem ich Filme sehen möchte. 106 Filme habe ich im Kino auf der großen Leinwand genossen (davon zwei, nämlich Baby Driver und Araby, gemeinsam mit 15.000 cineastischen Gelsen im Sommerkino). Dazu kommen noch zwei oder drei Kino-Sichtungen von Filmen, die ich schon kannte, zuletzt Der Zauberer von Oz im wunderbaren Filmmuseum. Meine Kinobesuche hatte ich in Wien, in Graz (wo ich zum ersten Mal die Diagonale besucht habe), Ludwigsburg, Rio de Janeiro und Budapest.

Nur drei unter insgesamt 181 neu gesehenen Filmen habe ich im Fernsehen genossen. Und alle drei haben eher durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Wertungen erhalten. Für mich spielt dieses Medium also so gut wie keine Rolle mehr.

Anders sieht es bei den DVDs aus, wo ich nach wie vor ein Regal ungesehener Filme abarbeiten darf. 60 Silberscheiben habe ich 2017 in den DVD-Spieler geschoben für eine Erstsichtung, darunter meinen persönlichen Film des Jahres, Satanstango. (Dieser ist zur Nachahmung allerdings nur bedingt zu empfehlen, wie man meiner Rezension entnehmen kann.)

Andere Medien wie Streaming-Dienste spielten 2017 noch keine allzu große Rolle bei mir – 12 Filme habe ich auf diese Weise neu entdeckt. Das wird sich aber 2018 mit Sicherheit ändern, denn seit kurz vor Weihnachten bin ich im Besitz eines Netflix-Accounts.

Insgesamt 32 Filme (unabhängig vom Medium) kamen in den Genuss einer Bewertung von 8,0 Punkten oder mehr. Umgekehrt haben nur 16 Filme eine Bewertung von 4,0 oder schlechter erhalten – und nur 2 sind mit 2,0 oder schlechter abgestraft worden, das schon angesprochene „Disaster Movie“ und Ostinato Destino (trotz Monica Bellucci und den unvermeidlichen Nacktszenen). Ich sagte ja: Ich war gnädig.

Für meine Bewertung der Filme des Jahres konzentriere ich mich nun – wie jedes Jahr – ausschließlich auf Kinofilme. Sprich: Ich muss den Film 2017 zum ersten Mal in einem Kino gesehen haben (auch Freilichtkino zählt). Dabei spielt es nun keine Rolle, ob es sich um einen neuen Film handelt oder einen, der im Rahmen einer Retrospektive oder einer Sondervorführung auf der großen Leinwand gezeigt wurde, wichtig ist das Medium Kino. Der Grund für diese Eingrenzung: Ich mag eben Kinos und unterstütze diese auch gerne. Das heißt auch, dass zB „Satanstango“ hier keine Erwähnung mehr findet.

Und das sind nun meine Top30-Kinofilme des Jahres (die Top10 werden zudem noch etwas ausführlicher vorgestellt):

  1. Ich, Daniel Blake (von Ken Loach)Der allererste Film, den ich 2017 gesehen habe, ist gleichzeitig mein Film des Jahres. Kein anderer Film hat mich 2017 so sehr berührt und mitgenommen wie Ken Loachs Geschichte eines Zimmermanns, der nach einem Herzinfarkt in die mitleidslosen Mühlen der Bürokratie gerät und in einem heroischen Kampf versucht, sich seine Menschenwürde zu bewahren. Erschütternd und aufwühlend und dennoch voller liebevoller zwischenmenschlicher Momente und gelegentlichem Humor.
  2. The Florida Project (von Sean Baker)Ein warmherziger, farbenfroher und irrsinnig witziger Film, unter dessen Oberfläche sich das Drama der amerikanischen Unterschicht entfaltet. Sean Baker folgt der jungen Moonee, die in der Motelanlage, in der sie mit ihrer mittellosen, überforderten Mutter lebt, den Sommer verbringt und dabei mit ihren Freunden im Grunde nur Quatsch macht und den Hausmeister (Willem Dafoe in einer seiner allerbesten Rollen) an den Rand der Verzweiflung bringt.
  3. Blade Runner 2049 (von Denis Villeneuve)“Blade Runner“ von Ridley Scott ist mein absoluter Lieblingsfilm, und von daher war ich skeptisch, ob die Fortsetzung von Denis Villeneuve dem Original gerecht werden kann. Doch meine Befürchtungen waren unbegründet. „Blade Runner 2049“ ist ein faszinierendes, opulentes und – wie auch das Original – philosophisch anregendes Science Fiction-Drama, das mit schier unglaublichen Bildern und einem tollen Cast überzeugen kann.
  4. Die Beste aller Welten (von Adrian Goiginger)Der beste österreichische Film seit langem. Adrian Goiginger erzählt die Geschichte seiner Kindheit, sein Aufwachsen in einer kleinen Wohnung in Salzburg zusammen mit seiner drogenabhängigen Mutter und ihren Freunden, die ebenfalls samt und sonders an der Nadel hängen. Goiginger erzählt diese Geschichte aber nicht als sentimentales Rührstück, sondern aus der Perspektive unschuldiger Kinderaugen – und gerade dadurch wirkt der Film so stark auf sein Publikum. Ein großartiges Debut.
  5. Dunkirk (von Christopher Nolan)Ein Film, der sich schon recht früh im Jahr in eine gute Position für die Oscars geschoben hat – und das völlig zurecht. Christopher Nolans Kriegsdrama überzeugt durch eine außergewöhnliche, elliptische Erzählweise, einen herausragenden Sound und einer für einen Kriegsfilm erstaunlichen Nüchternheit. Ein sehr untypischer Genre-Beitrag und gerade dadurch auch wieder typisch Nolan. Der Mann macht einfach extrem gute Filme.
  6. Detroit (von Kathryn Bigelow)Auch wenn das Drama rund um die Rassenunruhen des Jahres 1967 in Detroit im letzten Drittel etwas abfällt, ein völlig verdienter und klarer Top10-Film für mich. Wuchtig und für den Zuseher fast physisch schmerzhaft wird hier in einem dokumentarisch anmutenden Stil die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung durch Polizeigewalt geschildert. Ein eher sperriger Film, aber wenn man sich von ihm mitreißen lässt, hallt er sehr lange nach.
  7. Coco – Lebendiger als das Leben! (von Lee Unkrich)Der neueste Streich von Pixar ist wieder ein kleines Meisterwerk. Die Benchmark wird für mich weiterhin „Inside Out“ bleiben, aber „Coco“ steht dem Film kaum nach. „Coco“ ist nicht nur visuell toll gemacht, sondern auch mit viel Humor und Herz ausgestattet, ohne dabei sentimental aufgesetzt zu wirken. Und „Coco“ ist eine wunderbare Hommage an Mexiko und dessen Familienbewusstsein.
  8. Jahrhundertfrauen (von Mike Mills)“20th Century Women“ von Mike Mills ist ein sehr eigensinniger Film, der einen ganz eigenen Rhythmus hat. Es geht um Generationenkonflikte, familiäre Konflikte und die Frage, was überhaupt Familie ausmacht, es geht um die Emanzipation der Frau und die Neuverhandlung gesellschaftlicher Normen. Getragen wird der Film von einer wie immer überragenden Annette Bening, aber auch der Rest des Casts weiß zu überzeugen. Einfach ein kluger und gleichzeitig charmanter Film, der mit Leichtigkeit die großen gesellschaftlichen Fragen behandelt.
  9. Logan – The Wolverine (von James Mangold)Ein eher überraschender Top10-Entry, denn mit dem ersten Wolverine-Solofilm konnte ich so gut wie gar nichts anfangen. „Logan“ aber ragt auch aus den vielen guten Marvel-Verfilmungen noch deutlich heraus. Ein zutiefst melancholischer und gleichzeitig blutiger und harter Action-Film, der gleichzeitig als Abgesang auf die X-Men gesehen werden kann.
  10. Western (von Valeska Grisebach)2017 bin ich zum Valeska Grisebach-Fan geworden – mit nur zwei Filmen. „Western“, ein Zufallsfund an einem einsamen, langweiligen Abend in Ludwigsburg, und „Mein Stern“, ihrem Debütfilm, der im Rahmen der Viennale gezeigt wurde. „Western“ ist lakonisch und zugleich zutiefst menschlich. Es geht um die Suche nach Zugehörigkeit – und die Schwierigkeit, wenn diese Suche durch die Beschränkungen der Kommunikation unterlaufen werden. Geschickt spielt Grisebach mit Western-Klischees und überträgt diese auf das Milieu von ostdeutschen Bauarbeitern in Bulgarien.
  11. Eine fantastische Frau (von Sebastián Lelio)
  12. Manchester by the Sea (von Kenneth Lonergan)
  13. Star Wars: Die letzten Jedi (von Rian Johnson)
  14. Die Taschendiebin (von Park Chan-wook)
  15. Mein Leben als Zucchini (von Claude Barras)
  16. Lucky (von John Carroll Lynch)
  17. Guardians of the Galaxy Vol. 2 (von James Gunn)
  18. Licht (von Barbara Albert)
  19. The Salesman (von Asghar Farhadi)
  20. T2 Trainspotting (von Danny Boyle)
  21. Planet der Affen: Survival (von Matt Reeves)
  22. Lion – Der lange Weg nach Hause (von Garth Davis)
  23. Sieben Minuten nach Mitternacht (von Juan Antonio Bayona)
  24. Loveless (von Andrei Swjaginzew)
  25. Es (von Andrés Muschietti)
  26. Aquarius (von Kleber Mendonça Filho)
  27. Downsizing (von Alexander Payne)
  28. Mr. Long (von SABU)
  29. Die rote Schildkröte (von Michael Dudok de Wit)
  30. Get Out (von Jordan Peele)

That’s it. Nicht mit dabei bzw. knapp an den Top30 vorbeigeschrammt sind u.a. die trotzdem sehr gern gesehenen und phasenweise in diesem Filmjahr heiß diskutierten Moonlight, Wilde Maus, Spider-Man: Homecoming, Happy End, mother!, Kingsman 2: The Golden Circle, Baby Driver, Wonder Woman oder Aus dem Nichts. Das allein zeigt schon, wie gut das Filmjahr 2017 zu mir war.

Und wie sieht es mit euren Filmen des Jahres aus?

Neujahrsvorsatz 2018: Projekt 50/50

Ich habe diesen Text vor einigen Tagen schon in meinem privaten Facebook-Profil gepostet – nun auch hier. Und zwar geht es um meinen Neujahrsvorsatz für 2018: Das Projekt 50/50.

Darum geht’s:

Weibliche Regisseurinnen sind leider in der Filmindustrie deutlich unterrepräsentiert. An der Qualität kann es nicht liegen, wenn ich mir einige der sensationellen Filme der letzten Jahre vor Augen halte: Vor der Morgenröte von Maria Schrader zum Beispiel. Oder Western von Valeska Grisebach. Licht von Barbara Albert. Oder das neueste Werk von Kathryn Bigelow, Detroit. Alles Filme, die auf meine persönlichen Jahresbestenlisten gehören.

Ein paar Zahlen unterstreichen aber, wie schwer es für Frauen ist, am Regiestuhl Platz zu nehmen und sich dort dauerhaft zu etablieren. Eine Studie des deutschen Bundesverbands Regie, durchgeführt in den Jahren 2010-2013, ermittelte, dass nur 11% der in der Primetime im Fernsehen ausgestrahlten Filme von Frauen stammen. Bei Kinospielfilmen sieht es auf den ersten Blick mit einer Quote von 22% etwas besser aus, allerdings zeigt sich, wenn man genauer hinsieht, dass bei höherbudgetierten Filmen der Anteil auch wieder auf 11% sinkt. Und das obwohl 42% der Absolventen für das Fach Regie an deutschen Filmhochschulen weiblich sind. In Hollywood sieht es noch düsterer aus. Der Standard berichtete Anfang 2017, dass der Frauen-Anteil unter den Regisseuren/innen für die 250 erfolgreichsten Filme 2016 lediglich 7% betrug. Und hier beim Filmkürbis sieht es nicht wirklich anders aus: Selbst wenn ich die Filme mit weiblicher Co-Regie gänzlich den Frauen zuordne, beträgt der Anteil unter den hier besprochenen Filmen lediglich 10,2% (20 von 195 per Stand 28.12.). Es ist nicht so, dass ich keine von Frauen gedrehten Filmen anschauen möchte, sondern das ist ganz einfach ein weiterer Querschnitt des vorhandenen Angebots.

Ich möchte nun im nächsten Jahr Frauen im Regiestuhl sichtbarer machen. Daher nun das Projekt 50/50 für 2018: Mindestens 50% der Filme, die ich mir 2017 ansehe, sollen von Frauen gedreht worden sein. Eine Steigerung von 10% auf 50% – das ist doch mal ein Schritt nach vorne. Natürlich werde ich die gesichteten Filme (nicht alle, aber viele bis die meisten) auf meinem Blog besprechen – und so werden diese Filme hoffentlich auch ein bisschen weiterverbreitet. Es ändert nichts an der Situation an sich, doch es ist ein kleines Zeichen, das ich hiermit setzen möchte. Und es macht mir Spaß, auf diese Weise Filme zu entdecken, die mir sonst vielleicht entgangen wären.

Aber nun wünsche ich euch allen einen guten Rutsch und einen sensationellen Start ins Jahr 2018!

Viennale 2017 – Ein Fazit

Seit gestern ist die Viennale 2017, die letzte, die der im Sommer verstorbene Hans Hurch zum größten Teil gestaltet hat, nun auch wieder Geschichte. Ich selbst bin es überraschenderweise nicht, trotz 27 Filmen in 14 Tagen (davon 2 Viennale-frei). Bei meiner Filmauswahl hatte ich heuer ein glückliches Händchen. Es war wenig Mist dabei, viel Gutes. Und ein paar Highlights habe ich mir dank sicheren Kinostarts auch aufgehoben: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri. The Shape of Water. Licht. Teheran Tabu. Helle Nächte. Auf die alle freue ich mich schon sehr. In meinem Viennale-Kalender untergebracht hätte ich die aber beim besten Willen nicht mehr. Auch wenn ich mir am 27., 30. und 31.10. Urlaub genommen habe, war mein Programm wirklich dicht mit zum Teil drei Filmen in Folge. Mehr geht nicht, jedenfalls, wenn man auch noch essen und schlafen möchte (und eben auch, so wie ich, arbeiten muss.)

Aber nun zu den Empfehlungen (und Verfehlungen). Das ist die Rangliste meiner gesichteten Viennale-Filme.

Herausragend:
The Florida Project

Ausgezeichnet:
Lucky
Downsizing

Sehr gut:
Mr. Long (Ryu San)
Zum Beispiel Balthazar (Au Hasard Balthazar)
How to Talk to Girls at Parties
Loveless
The Workshop (L’Atelier)
I Am Not Madame Bovary (Wo Bu Shi Pan Jin Lian)
Raw (Grave)
Sweet Country
Mein Stern
Casting
Kopfstand

Gut:
A Man of Integrity (Lerd)
Daphne
Donkeyote
Battle of the Sexes – Gegen jede Regel
A Ghost Story
Last Flag Flying

Eher mäßig:
Thousand Cuts (Le Serpent Aux Mille Coupures)
Person to Person
Marvin
Du bist nicht allein – Die Roy Black Story
The White Girl

Eher schlecht:
Before We Vanish (Sanpo Suru Shinryakusha)

Zum Vergessen:
3/4

Unter den sehr guten Filmen möchte ich aber noch mal eine Warnung vor „Raw“ aussprechen – der Film ist wirklich nichts für schwache Mägen. Und „How to Talk to Girls at Parties“ ist dermaßen absurd, dass wohl auch viele Kinogeher damit nicht viel anfangen können. Mir hat’s gefallen, aber den Film uneingeschränkt jedem empfehlen würde ich dennoch nicht. Anders als bei „The Florida Project“ – mein absolutes Viennale-Highlight dieses Jahr und auch ein Highlight auf das Gesamtjahr gesehen.

Die besten Filme des 21. Jahrhunderts

Nach einigen Wochen Abwesenheit, in denen ich mich in Westeros aufgehalten habe (was für eine geniale Serie!) mal wieder ein Lebenszeichen vom Filmkürbis. Heute geht es um die besten Filme des 21. Jahrhunderts – und damit bietet sich die Gelegenheit, mit völlig subjektiv erstellten Listen um sich zu werfen und Kleinkriege mit weiteren Filmaficionados anzuzetteln, die ebensolche Listen zurückwerfen, die man dann total blöd finden kann, weil Film A nicht drauf ist oder weil Film B drauf ist oder weil sie zu wenige Filme aus Asien/Afrika/der Antarktis berücksichtigt oder oder oder. Wie auch immer – ich habe Spaß an solchen Listen, und die New York Times offensichtlich auch, denn die hat zuletzt ihre Leser über die bislang besten 25 Filme des 21. Jahrhunderts abstimmen lassen. Ich werfe nun zurück – und zwar meine eigene Liste der besten Filme des 21. Jahrhunderts. (Kleine Anmerkung am Rande: Ich Wichtigtuer zähle nur Filme ab 2001 zum 21. Jahrhundert, während die New York Times auch Filme von 2000 berücksichtigt hat). Und weil ich, wie’s aussieht, nicht zählen kann, umfasst meine Liste 30 Filme. Die da wären:

  1. Donnie Darko (2001, Regie: Richard Kelly)
  2. Only Lovers Left Alive (2013, Regie: Jim Jarmusch)
  3. Garden State (2004, Regie: Zach Braff)
  4. Dogville (2003, Regie: Lars von Trier)
  5. Lost in Translation (2003, Regie: Sofia Coppola)
  6. City of God (2002, Regie: Fernando Meirelles)
  7. Big Fish (2003, Regie: Tim Burton)
  8. No Country for Old Men (2007, Regie: Ethan und Joel Coen)
  9. Into the Wild (2007, Regie: Sean Penn)
  10. The Departed (2006, Regie: Martin Scorsese)
  11. The Dark Knight (2008, Regie: Christopher Nolan)
  12. Whiplash (2014, Regie: Damien Chazelle)
  13. Drive (2011, Regie: Nicolas Winding Refn)
  14. Beasts of the Southern Wild (2012, Regie: Benh Zeitlin)
  15. Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004, Regie: Michel Gondry)
  16. Amour (2012, Regie: Michael Haneke)
  17. Grand Budapest Hotel (2014, Regie: Wes Anderson)
  18. The Lobster (2015, Regie: Giorgios Lanthimos)
  19. There Will Be Blood (2007, Regie: Paul Thomas Anderson)
  20. Kill Bill Vol. 1+2 (2003/2004, Regie: Quentin Tarantino)
  21. Der Knochenmann (2009, Regie: Wolfgang Murnberger)
  22. Ex Machina (2015, Regie: Alex Garland)
  23. La Grande Bellezza (2013, Regie: Paolo Sorrentino)
  24. Der Nachtmahr (2015, Regie: AKIZ)
  25. I, Daniel Blake (2016, Regie: Ken Loach)
  26. Oldboy (2003, Regie: Park Chan-wook)
  27. The Life Aquatic With Steve Zissou (2004, Regie: Wes Anderson)
  28. Gran Torino (2008, Regie: Clint Eastwood)
  29. Moon (2009, Regie: Duncan Jones)
  30. Inside Out (2015, Regie: Pete Docter und Ronaldo del Carmen)

Ich gebe zu, auch diese Liste der Top30 ist ein wenig hingemogelt, denn eigentlich sind 31 Filme auf dieser Liste, nachdem ich Kill Bill Vol. 1 und 2 zusammengefasst habe. Quentin Tarantino ist damit neben Wes Anderson auch der einzige Regisseur, der es mit zwei Filmen unter meine Top30 geschafft hat. Erschreckend: Mit Sofia Coppola ist nur eine einzige Dame (die dafür in meinen persönlichen Top5) vertreten.

Was die Jahrgänge betrifft, so war 2003 der ergiebigste Jahrgang der Liste mit 5 Filmen in meinen Top30, gefolgt von 2004 und 2015 mit jeweils 4 Filmen:

2001: 1 Film
2002: 1 Film
2003: 5 Filme
2004: 4 Filme
2005: 0 Filme
2006: 1 Film
2007: 3 Filme
2008: 2 Filme
2009: 2 Filme
2010: 0 Filme
2011: 1 Film
2012: 2 Filme
2013: 2 Filme
2014: 2 Filme
2015: 4 Filme
2016: 1 Film
2017: 0 Filme

Wie sehen eure Listen aus? Was müsste unbedingt noch dazu? Was sollte eurer Meinung nach weg? Bin gespannt!

Oscars 2017 – Was die Kristallkugel sagt

In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es wieder soweit, und die begehrtesten Filmpreise der Welt werden verliehen. Schon jetzt zeichnen sich einige sehr klare Favoriten ab. Aber wer sind sie – und wem würde ich gerne einen Oscar geben? Hier ein Überblick über alle Kategorien.

Bester Film (Best Picture)
Nominiert: Arrival / Fences / Hacksaw Ridge / Hell or High Water / Hidden Figures / La La Land / Lion / Manchester by the Sea / Moonlight
Hier wird wohl „La La Land“ das Rennen machen. „Moonlight“ scheint der einzige verbliebene Herausforderer zu sein und wäre die politische Botschaft, aber alle Zeichen stehen auf Damien Chazelles Neubelebung des Musicals. „Moonlight“ habe ich selbst als einzigen der nominierten Filme noch nicht gesehen (wird mein Vor-Oscar-Film), also kann ich dazu nicht viel sagen, aber von den 8 Filmen, die ich kenne, wäre für mich auch „La La Land“ knapp vorne, gefolgt von „Manchester by the Sea“, „Lion“ und „Arrival“.

Beste Regie (Best Director)
Nominiert: Damien Chazelle (La La Land) / Mel Gibson (Hacksaw Ridge) / Barry Jenkins (Moonlight) / Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea) / Denis Villeneuve (Arrival)
Eine klare Angelegenheit für Damien Chazelle. Alles Andere wäre schon eine faustdicke Überraschung, wenngleich man natürlich Barry Jenkins nicht gleich komplett abschreiben sollte. Aber ich glaube schon an den Durchmarsch von „La La Land“. Und auch hier schließe ich mich bis dato (ohne „Moonlight“ gesehen zu haben) den Buchmachern an. Beste Regie an Damien Chazelle – das passt.

Beste Hauptdarstellerin (Best Actress)
Nominiert: Isabelle Huppert (Elle) / Ruth Negga (Loving) / Natalie Portman (Jackie) / Emma Stone (La La Land) / Meryl Streep (Florence Foster Jenkins)
Hier fehlt mir „Loving“, alle anderen Filme habe ich gesehen. Und auch hier wäre ich mit einem Emma Stone-Oscar, der ja schon recht fix scheint, mehr als einverstanden. Auch Natalie Portman und Isabelle Huppert, die vielleicht noch Außenseiterchancen haben, waren toll, aber Emma Stone zeigt in „La La Land“ auf so vielen Ebenen großes Talent und eine meisterhafte Leistung, dass der Oscar absolut verdient wäre.

Bester Hauptdarsteller (Best Actor)
Nominiert: Casey Affleck (Manchester by the Sea) / Andrew Garfield (Hacksaw Ridge) / Ryan Gosling (La La Land) / Viggo Mortensen (Captain Fantastic) / Denzel Washington (Fences)
Bis vor kurzem hat es geheißen: Casey Affleck, sonst nix. Allerdings zeichnet sich nun doch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Affleck und Denzel Washington ab, v.a. da in den letzten Wochen Missbrauchsvorwürfe gegen Affleck durch die Medien gingen. Einer der beiden wird morgen wohl den Goldmann in seinen Händen halten, der Rest ist chancenlos. Ich persönlich würde nach wie vor Casey Affleck bevorzugen, der hat für mich darstellerisch einfach die beste Leistung von allen gezeigt.

Beste Nebendarstellerin (Best Supporting Actress)
Nominiert: Viola Davis (Fences) / Naomie Harris (Moonlight) / Nicole Kidman (Lion) / Octavia Spencer (Hidden Figures) / Michelle Williams (Manchester by the Sea)
Es wird Viola Davis und das hochverdient. Kategorie abgeschlossen. Mehr gibt es hier nicht zu sagen.

Bester Nebendarsteller (Best Supporting Actor)
Nominiert: Mahershala Ali (Moonlight) / Jeff Bridges (Hell or High Water) / Lucas Hedges (Manchester by the Sea) / Dev Patel (Lion) / Michael Shannon (Nocturnal Animals)
Hier gibt es mit Mahershala Ali einen klaren Favoriten, den ich noch nicht beurteilen kann. Alles deutet darauf hin, dass er gewinnen wird. Eventuell kann Dev Patel noch ein Wörtchen mitreden. Ich selbst (ohne Ali gesehen zu haben) würde wohl Michael Shannon auszeichnen. Der Mann ist überfällig für einen Oscar, und seine Leistung in „Nocturnal Animals“ war wieder einmal grandios. Mit einem Augenblinzeln kann er mehr ausdrücken als andere Schauspieler mit ihrem ganzen Körper. Dev Patel wäre auch verdient, aber der fällt für mich eigentlich in die Hauptrollen-Kategorie.

Bestes adaptiertes Drehbuch (Best Adapted Screenplay)
Nominiert: Lion / Arrival / Moonlight / Hidden Figures / Fences
Alles deutet auf „Moonlight“ hin – quasi ein Kompensations-Oscar für die fehlende Auszeichnung als bester Film und für die beste Regie. Ich denke, das wird schon so in Ordnung gehen. Von den bis dato gesehenen vier Filmen hätte ich in einer knappen Kategorie wohl „Arrival“ ausgezeichnet.

Bestes Originaldrehbuch (Best Original Screenplay)
Nominiert: La La Land / The Lobster / Manchester by the Sea / 20th Century Women / Hell or High Water
Was für „Moonlight“ in der Kategorie für das beste adaptierte Drehbuch gilt, gilt für „Manchester by the Sea“ beim Originaldrehbuch. Das gibt wohl den Kompensations-Oscar. Ausgerechnet „La La Land“ selbst ist aber der schärfste Konkurrent. Eines der beiden Drehbücher wird ausgezeichnet werden. Was ein bisschen schade ist: Dass mit „The Lobster“ von Giorgios Lanthimos ausgerechnet das beste Drehbuch völlig chancenlos ist. Das wäre mein Oscar – gefolgt von „Manchester by the Sea“.

Beste Kamera (Best Cinematography)
Nominiert: Lion / Moonlight / Silence / La La Land / Arrival
Das wird der nächste Oscar für „La La Land“. Und ja, wäre aus meiner Sicht auch verdient, wenngleich die Kameraarbeit von Greig Fraser für „Lion“ jener von Linus Sandgren für „La La Land“ um nichts nachsteht.

Bestes Szenenbild (Best Production Design)
Nominiert: Arrival / Hail, Caesar! / La La Land / Passengers / Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Auch diese Kategorie ist eine sichere Bank für „La La Land“. Ich persönlich hätte „Fantastische Tierwesen“ bevorzugt, aber Geld würde darauf nicht wetten bei den Quoten für „La La Land“.

Bestes Kostümdesign (Best Costume Design)
Nominiert: Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind / Florence Foster Jenkins / Jackie / Allied / La La Land
Das könnte den nächsten Oscar für „La La Land“ geben, der auch in dieser Kategorie bei den Bookies die Nase vorne hat. Hier geht es aber knapper zu als in anderen Kategorien. „Jackie“ mischt ordentlich mit. Und wäre für mich auch der verdiente Sieger. Das blutbespritzte Kostüm der First Lady ist tatsächlich ikonisch für den Film und die Geschichte – und großartig gemacht. Die Kostüme in „La La Land“ hingegen fand ich zwar nett, weil bunt, aber sonst recht unspektakulär.

Beste Filmmusik (Best Original Score)
Nominiert: Moonlight / La La Land / Jackie / Passengers / Lion
Justin Hurwitz wird den Oscar für „La La Land“ bekommen. Alles Andere wäre ohnehin absurd – auch wenn ich die Musik aus „Jackie“ sehr mag, da sie sehr eigenständig und individuell und auch verstörend ist und das Thema gut begleitet.

Bester Filmsong (Best Original Song)
Nominiert: Audition Song (La La Land) / Can’t Stop the Feeling (La La Land) / City of Stars (La La Land) / The Empty Chair (Jim: The James Foley Story) / How Far I’ll Go (Vaiana)
Es wird „City of Stars“ aus „La La Land“. Ganz klar. Ich selbst hätte den „Audition Song“ bevorzugt, aber ich kann mit „City of Stars“, den ich noch sehr gut im Ohr habe, gut leben.

Bestes Make-Up und beste Frisuren (Best Makeup and Hairstyling)
Nominiert: Ein Mann namens Ove / Star Trek Beyond / Suicide Squad
Hoppla! Mal kein „La La Land“ nominiert. Die Quoten deuten auf „Star Trek Beyond“. „Suicide Squad“ könnte vielleicht noch in die Suppe spucken (aber dazu ist der Film wohl generell zu schlecht aufgenommen worden), und warum „Ein Mann namens Ove“ nominiert ist, versteht keiner so recht. In einer Kategorie, die mir relativ wurscht ist, hätte ich wohl „Suicide Squad“ genommen, weil ich Margot Robbies Haare cool finde.

Bester Schnitt (Best Film Editing)
Nominiert: La La Land / Hacksaw Ridge / Hell or High Water / Moonlight / Arrival
And the Oscar goes to … „La La Land“! „Hacksaw Ridge“ hat bestenfalls winzige Außenseiterchancen, der Rest ist chancenlos. Und ja, kann man so vertreten. Ich hätte wohl auch „La La Land“ in dieser Kategorie ausgezeichnet.

Bester Ton (Best Sound Mixing)
Nominiert: La La Land / Hacksaw Ridge / Rogue One / 13 Hours / Arrival
Auch hier führt der Sieg nur über „La La Land“. Was die Geschichte trotz ganz klarer Quoten für „La La Land“ aber interessant macht: Mit Kevin O’Connell ist „the biggest loser“ nach 10 Jahren mal wieder nominiert. Es ist seine 21. Nominierung. Gewonnen hat er noch nie. Vielleicht hat die Academy diesmal ein Mitleid mit ihm, auch wenn die Quoten nicht unbedingt dafür sprechen. Ich selbst habe zu dieser Kategorie keine Meinung, da fehlt mir einfach das Fachwissen.

Bester Tonschnitt (Best Sound Editing)
Nominiert: Arrival / La La Land / Hacksaw Ridge / Sully / Deepwater Horizon
Ausnahmsweise ist „La La Land“ mal in einer Kategorie kein Favorit, denn die Nase vorne bei den Buchmachern hat hier „Hacksaw Ridge“, und auch „Arrival“ ist nicht chancenlos. Die drei werden es sich untereinander ausmachen. Und ich muss sagen, auch wenn ich den Film sonst nicht mochte, aber der Oscar für „Hacksaw Ridge“ wäre schon in Ordnung, denn angehört hat sich der Film tatsächlich sehr eindrucksvoll.

Beste visuelle Effekte (Best Visual Effects)
Nominiert: Deepwater Horizon / Doctor Strange / The Jungle Book / Kubo – Der tapfere Samurai / Rogue One
Favorit ist „The Jungle Book“. „Rogue One“ und „Doctor Strange“ haben Außenseiterchancen. Diese Kategorie finde ich persönlich dieses Jahr eher schwach besetzt, denn „The Jungle Book“ war zwar visuell ganz nett anzusehen, aber zu künstlich, zu offensichtliches CGI. Ähnliches gilt auch für die anderen Filme. Ich hätte persönlich wohl „Rogue One“ vorne, aber einfach nur, damit dieser an sich sehr gute Film auch mal ausgezeichnet wird.

Bester Animationsfilm (Best Animated Feature)
Nominiert: Kubo – Der tapfere Samurai / Mein Leben als Zucchini / Die rote Schildkröte / Vaiana / Zoomania
Diesen Oscar kann nur „Zoomania“ verlieren – wird das aber wohl nicht. „Kubo“ habe ich leider noch nicht gesehen – ich habe nur Gutes von dem Film gehört. Ohne „Kubo“ wäre mein Favorit kann klar „Mein Leben als Zucchini“ – der voraussichtliche Gewinner „Zoomania“ ist von den vier gesehenen Animationsfilmen für mich der schwächste gewesen.

Bester animierter Kurzfilm (Best Animated Short Film)
Nominiert: Blind Vaysha / Borrowed Time / Pear Cider and Cigarettes / Pearl / Piper
Auch in dieser Kategorie gibt es einen ganz klaren Favoriten mit „Piper“, aber bei den besten animierten Kurzfilmen kam es in den vergangenen Jahren schon öfter zu faustdicken Überraschungen – Pixar sollte sich also nicht zu sicher fühlen. Neben „Piper“ habe ich auch noch „Borrowed Time“ gesehen – beides sehr gute Filme, wobei ich persönlich auch „Piper“ etwas weiter vorne hätte, da er einfach animationstechnisch neue Maßstäbe setzt, während „Borrowed Time“, vielleicht der bessere Film insgesamt, unterm Strich dann doch einfach nur eine gut erzählte Geschichte bietet.

Bester Kurzfilm (Best Live Action Short Film)
Nominiert: Ennemis Interieurs / La Femme et le TGV / Silent Nights / Sing / Timecode
Bei den Wettbüros haben „Ennemis Interieurs“, „Sing“ und „Timecode“ die besten Quoten mit „Ennemis Interieurs“ als Favoriten. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Bester Dokumentarfilm (Best Documentary Feature)
Nominiert: 13th / I Am Not Your Negro / Life, Animated / O.J. – Made in America / Seefeuer
Ich muss gestehen – ich habe keinen einzigen davon gesehen, muss mich hier also an die Buchmacher und die Meinungen anderer Filmexperten halten. Und die sagen, dass der Oscar für „O.J. – Made in America“ schon fix scheint. Einzig Ava DuVerney, die 2015 mit „Selma“ übergangen wurde, könnte da mit „13th“ noch mitmischen, aber die Quoten sind recht eindeutig.

Bester Dokumentar-Kurzfilm (Best Documentary Short)
Nominiert: 4.1 / Extremis / Joe’s Violin / Watani: My Homeland / The White Helmets
Dieses Jahr die wohl spannendste Kategorie, wenn man den Buchmachern Glauben schenkt. Denn die Quoten stehen ziemlich gleich für „The White Helmets“ und „Extremis“ mit „Joe’s Violin“ knapp dahinter. Aber ich frage mich dann doch immer wieder, wie viele stimmberechtigte Mitglieder der Academy tatsächlich diese Filme alle ansehen – und ob sie manchmal den Oscargewinner nicht einfach auswürfeln.

Bester fremdsprachiger Film (Best Foreign Language Film)
Nominiert: Ein Mann namens Ove (Schweden) / The Salesman (Iran) / Tanna (Australien) / Toni Erdmann (Deutschland) / Unter dem Sand (Dänemark)
Damit sind wir (endlich) am Ende. Respekt, wer bis dahin durchgehalten hat. Aber eine spannende Kategorie gibt es noch zu besprechen. Denn der sicher geglaubte Sieg von „Toni Erdmann“ ist nach einer Golden Globes-Niederlage gegen „Elle“ (das bei den Oscars nicht einmal nominiert ist) und den jüngsten Kontroversen rund um die von Trump verhängten Einreiseverbote ganz gewaltig ins Wanken geraten, und so haben sich die Quoten in Richtung „The Salesman“ verschoben. Die beiden Filme werden sich jedenfalls das Rennen untereinander ausmachen. Ich für meinen Teil bin schon gespannt auf „The Salesman“ (den ich am Sonntag noch sehen werde) und fände einen Oscar für „Toni Erdmann“ etwas befremdlich, da ich den Film für überschätzt halte. Die besten fremdsprachigen Filme wie eben „Elle“ oder „Neruda“ sind gar nicht nominiert, aber auch „Unter dem Sand“ fand ich besser als „Toni Erdmann“. Ich hoffe, „The Salesman“ überzeugt mich dann noch einmal – ansonsten wäre es dieses Jahr eine (in meinen Augen jedenfalls) sehr dürftige Besetzung.

Mal schauen, wie weit ich daneben lag – in etwa 30 Stunden werden wir es wissen.