Allgemein

Projekt „1001 Filme“ – ab 2019

Vor einiger Zeit habe ich das Buch „1001 Filme, die Sie sehen sollte, bevor das Leben vorbei ist“ geschenkt bekommen (in der 12. Neuausgabe von 2017). Für einen cineastisch Interessierten wie mich natürlich eine Goldgrube – und die bittere Konfrontation mit einer erbarmungslosen Realität, wenn man nämlich feststellt, dass man im fortgeschrittenen Alter von 36 Jahren erst 248 der dort gelisteten Filme gesehen hat. Zum Glück habe ich ja noch ein bisschen Zeit (hoffe ich). Und die Rechnung ist einfach: Wenn ich nun jedes Jahr 30 Filme sehe, die in diesem Buch aufgelistet sind, bin ich in genau einem Vierteljahrhundert damit fertig und kann mich dann rechtzeitig zur Pension auf Wichtigeres konzentrieren. Oder so ähnlich.

Also, ab nun rufe ich das Projekt „1001 Filme“ aus. Jedes Jahr versuche ich, mindestens 30 davon zu sehen, und die sind hier dann auch in ein einer eigenen Kategorie festgehalten. Jene Filme, die auf der Liste der 1001 Filme stehen und die ich schon gesehen habe, werden dort auch hinzugefügt. Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass ich 25 Jahre lang durchhalte.

Viennale 2018 – Ein Fazit

Auch wenn ich mir im Verlauf des weiteren Monats noch drei bis vier weitere Filme aus der Retrospektive ansehen, kommt an dieser Stelle nun nach 28 Filmen (und damit gleich vielen wie letztes Jahr um diese Zeit) das alljährliche Viennale-Fazit. Wie immer in Anlehnung an den alten Kaiser: Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.

Was gibt es an Positivem zu vermelden von Eva Sangiorgis erster Viennale?

  • Ein hochseriöses Programm.
  • Sanfte Änderungen, die die Tradition nicht negieren.
  • Der Eröffnungsfilm „Lazzaro Felice“.
  • Das Special zu Roberto Minervini.
  • Die Auswahl des Überraschungsfilms.
  • Die Aufwertung des Filmmuseums als reguläre Spielstätte.
  • Der Dragee-Keksi-Vorrat.
  • Die alljährliche Begeisterung unter Gleichgesinnten.
  • Eva Sangiorgis ansteckendes Lächeln.

Und weniger toll:

  • Ein hochseriöses Programm. (Im nächsten Jahr wieder ein bisserl mehr Spaß, bitte!)
  • Die Auflösung der Trennung zwischen Doku und Spielfilm.
  • Der Anteil weiblicher Regisseure. Auch ohne auf Quoten zu schielen, geht da mehr.
  • Leute, die mit Dragee-Keksi-Sackerl rascheln.
  • Leute, die sich prinzipiell im Kino nicht benehmen können.
  • Dass Eva Sangiorgis ansteckendes Lächeln nicht mir gegolten hat.

Insgesamt also ein durchaus positives Fazit, das Entwicklungspotential für die kommenden Jahre lässt. Ich wäre sehr dafür, zumindest in den Beschreibungen der Filme anzuführen, um welche Form es sich handelt. Dass man alles zusammen ins Hauptprogramm schmeißt, ist nicht das Problem. Aber es ist mühsam, sich aus dem Inhalt selbst zusammenreimen und im Internet nachrecherchieren zu müssen, ob der gezeigte Film ein Dokumentarfilm oder ein Spielfilm (oder was auch immer) ist.

Dass dieses Jahr nicht weniger als sieben Dokumentarfilme in meinem Programm waren, liegt weniger an der fehlenden Trennung zwischen Dokumentationen und Spielfilm, sondern schlicht daran, dass ich in diesem Jahr verstärkt auch Dokumentationen ansehe. Ein Grund dafür ist mein Projekt 50/50, also mein Ziel, am Ende des Jahres genauso viele Filme von Regisseurinnen wie von Regisseuren gesehen zu haben. Und es gibt einfach sehr viele starke Dokumentationen, die von Frauen gedreht wurden.

Nun zu den Filmen. Die meisten Viennale-„Blockbuster“, die ohnehin demnächst ihren regulären Kinostart haben wie „First Man“ von Damien Chazelle, „The House That Jack Built“ von Lars von Trier, „First Reformed“ von Paul Schrader,  der Berlinale-Gewinner „Touch Me Not“ von Adina Pintilie und „The Favourite“ von dem von mir so geliebten Giorgos Lanthimos sowie heimische Produktionen mit Fix-Start im Kino wie „Styx“ von Wolfgang Fischer oder „Joy“ von Subadeh Mortezai habe ich bewusst ausgelassen. Der Rest kann wie folgt zusammengefasst werden (nach meiner völlig subjektiven Einschätzung, der natürlich jederzeit gern vehement widersprochen werden darf):

Herausragend (9,0 oder mehr):
Aufstieg

Ausgezeichnet (8,0 – 8,5):
Leave No Trace
Glücklich wie Lazzaro
Gegen den Strom
Our Time

Sehr gut (7,0 – 7,5):
Diamantino
Stop the Pounding Heart
The Wild Pear Tree
Johnny Doesn’t Live Here Anymore

Gut (6,0 – 6,5):
Low Tide
Ute Bock Superstar
River’s Edge
Carmine Street Guitars
Climax
Cassandro the Exotico!
Outrage
Vox Lux
Museum

Mäßig (5,0 – 5,5):
Angelo
Kino Wien Film
Young Solitude
First Night Nerves
Murder Me, Monster
Immersed Family

Eher schlecht (4,0 – 4,5):
Wild Relatives

Schlecht (3,0 – 3,5):
Galileo’s Thermometer

Zum Vergessen (2,5 oder weniger):
Drift
Die feurigen Schwestern

Insgesamt ein durchaus erfreulicher Jahrgang. Nur, wie gesagt, nächstes Jahr bitte noch ein bisschen mehr Spaß und etwas mehr Frauenpower in den Regiestühlen. Und, falls möglich, für die Interviews mit englischsprachigen Gästen vielleicht mal Moderatorinnen und Moderatoren nehmen, die der englischen Sprache mächtig sind. Das wäre hilfreich, denke ich.

It’s Viennale time!

– The same procedure as last year, Ms. Sangiorgi?
– The same procedure as every year, Pumpkin!

Wie jedes Jahr knallen bei mir um diese Jahreszeit ein paar Neuronen durch, und ich ändere meinen Hauptwohnsitz in Parkring 12, 1010 Wien. Das ist die Adresse des Gartenbaukinos, eine der Spielstätten der Viennale. Dort werden zwischen 25.10. und 8.11. erkleckliche und weniger erkleckliche Filme aus aller Welt gezeigt. Und weil ich Festivals liebe und die Viennale ganz besonders, werde ich mir in diesem Zeitraum um die 30 Filme reinziehen – ergänzt um ein paar, die später im November noch im Rahmen der Retrospektive gezeigt werden. Wer dem ganzen Wahnsinn folgen will, kann dies hier tun – gefahrlos, laktosefrei und mit dem guten Gefühl, selbst wunderbar normal zu sein.

Ab dem 26. Oktober könnt ihr hier, wie auch im Vorjahr, meine Reviews zu den gesichteten Filmen lesen und meinem geistigen Verfall beiwohnen.

Ich wünsche euch viel Spaß dabei! Moriturus vos salutat.

Ein Kürbis auf dem /slash Filmfestival

Nach der Berlinale und dem Crossing Europe Filmfestival war nun das /slash Festival des fantastischen Films so freundlich, mir eine Presseakkreditierung zu gewähren. In der Woche von 24. bis 30. September sitzt also der Kürbis eures Vertrauens in den ehrwürdigen Sälen des Filmcasinos und Metro Kino Kulturhauses und zieht sich Perlen des Genrefilms hinein. Die Liste steht fest – wenn ich alles erwische, was ich mir vorgenommen habe, werden es neun Filme, von denen ihr dann lesen könnt. (Randnotiz: Davon laufen gleich vier als 23-Uhr-Spätvorstellungen, aber was passt besser zum /slash-Festival als ein Zombie im Publikum?)

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4 Tage Crossing Europe – 13 Filme: Ein Fazit

Vier spannende und abwechlungsreiche Festivaltage am Crossing Europe Film Festival in Linz liegen hinter mir. Ich sitze im Zug zurück nach Wien, alle Filme sind gut verdaut und hier auch schon besprochen – es ist Zeit für ein Fazit. Zunächst mal zum Festival selbst, denn es war mein erster Besuch des Crossing Europe Festivals in Linz. Und es ist zwar abgedroschen, aber der Einfachheit halber gibt’s eine Pro-und-Kontra-Liste.

Pro:

  • Das Festival der kurzen Wege. Während man in Wien von Kino zu Kino teils einen ordentlichen Hatscher hinlegen kann (Du stehst vor der Urania und stellst zehn Minuten vor Filmbeginn fest, dass dein Film im Stadtkino im Künstlerhaus läuft? Vergiss es. Geh zum Schwedenplatz und kauf dir ein Eis.), spielt die Musik des Crossing Europe Festivals innerhalb eines kleinen Bereichs. Man ist entweder im Ursulinenhof, wo mit Ursulinensaal und Moviemento-Kino zwei Spielstätten untergebracht sind, oder im City-Kino, gerade mal hundert Meter entfernt.
  • Die Atmosphäre. Wenn das Wetter so schön ist wie in den letzten Tagen, kann man sich zwischen den Filmen im Ursulinenhof auf ein Bankerl setzen und sich in der Sonne braten lassen. Alles sehr entspannt und gemütlich hier. Auch das Personal ist sehr freundlich und gelassen. Man fühlt sich hier einfach rundum wohl.
  • Die Filmauswahl. Natürlich laufen viele Filme, die schon im Vorjahr über diverse Festivals getingelt sind, aber das muss ja kein Nachteil sein. Hier wird wirklich eine Rundschau zum europäischen Film gezeigt; das Festival lebt von seiner Vielfalt. Auch die Nachtsicht-Schiene, in der aktuelle europäische Horror- und Fantasy-Filme gezeigt werden, macht richtig Spaß. So ist für jeden was dabei.

Kontra:

  • Der Ursulinensaal. Sorry, liebes Team vom Crossing Europe, aber die Kritik muss jetzt sein: Ein Veranstaltungssaal, in dem man eine Leinwand montiert und zwanzig Reihen Konferenzsesseln aufstellt, ist kein Kinosaal. Das größte Manko ist die Akustik. Der Ton wirkt blechern bis dumpf. Was legendär beschissene Akustik betrifft, so haben wir in Wien eh die Stadthalle – da muss Linz nicht unbedingt nachziehen.
  • Die Ausgabe der Pressetickets. Prinzipiell ist das kein großes Problem, ich habe alle Karten bekommen, für die ich angesucht habe. Allerdings hat man immer nur ein Zeitfenster direkt vor dem Film zur Verfügung, um die Karten zu holen. Je nach Kino eine Stunde oder eine halbe Stunde vorher bis eine Viertelstunde vor Filmbeginn. Das führt dazu, dass es sich manchmal nicht ausgeht, eine Pressekarte zu besorgen, wenn nämlich die Wechselzeit zwischen zwei Filmen recht kurz ist. Ich würde es begrüßen, wenn man die Tickets zumindest für alle Vorstellungen des gleichen Tags auf einmal abholen könnte.

Aber ansonsten: Sehr nett, das Festival, sehr locker und gemütlich, und ich werde es definitiv wieder besuchen. Und dann halt Vorstellungen meiden, die im Ursulinensaal gezeigt werden. Mein Learning aus diesen vier Tagen.

Und nun zu den Filmen selbst. Ich habe hier im Blog eh schon über alle geschrieben, aber hier noch mal eine Kurzzusammenfassung, was ich empfehlen kann und was eher weniger.

Festival-Highlights
A Woman Captured
Duty

Sehr empfehlenswert
Cobain
Good Favour
Double Date
Lucica und ihre Kinder

Durchaus sehenswert
The Heart
Revenge
Namrud (Troublemaker)

Eher nicht so gelungen
The Cured – Infiziert. Geheilt. Verstoßen.

Definitiv nicht zu empfehlen
Little Crusader
Scary Mother
Dreaming Under Capitalism

Insgesamt jedenfalls eine gute Ausbeute, mit der ich sehr zufrieden bin. Außerdem: Es lebe die Vielfalt. Immerhin habe ich in den vergangenen vier Tagen Filme aus diesen Ländern gesehen: Österreich, Deutschland, Niederlande, Schweden, Georgien, Israel, Großbritannien, Irland, Belgien, Tschechien und Ungarn. Ich habe interessante Q&As miterlebt und in vielerlei Hinsicht meinen Horizont erweitern können. Linz, wir sehen uns wieder.

In Linz beginnt’s

Nämlich morgen für mich mit dem Crossing Europe Film Festival, das mir dankenswerterweise eine Presseakkreditierung gewährt hat. So werde ich mir am Wochenende wieder fleißig Filme von europäischen Filmemacherinnen und Filmemachern reinziehen und hier natürlich so zeitnah wie möglich darüber berichten (wann immer das auch ist). Ich habe mir ein stattliches Programm vorgenommen – mal schauen, ob ich alles so durchdrücke wie geplant oder ob irgendwann im Laufe des Wochenendes die Sicherungen durchbrennen und ich in der Embryonalstellung weinend am Donauufer liege und nach einem extragroßen Becher Bananensplit schreie. Was ich damit sagen will: Falls ihr an diesem Wochenende in Linz einem völlig Irren begegnet, füttert ihn bitte mit Eis. Danke!

LET’S CEE Kaurismäki Crossing Europe

Für österreichische Film-Aficionados ist der April ganz ordentlich durchgetaktet. Während im Filmmuseum in Wien eine Aki Kaurismäki-Werkschau zu sehen ist, startet diese Woche ebenfalls hier vor Ort das LET’S CEE Film Festival, das den Schwerpunkt auf zentral- und osteuropäisches Kino legt, und gleich im Anschluss daran findet in Linz das Crossing Europe Festival statt, das Filmfestival für junges europäisches Kino. Klar, dass ich auf allen drei Hochzeiten tanzen muss. Das Crossing Europe Festival war so freundlich, mir eine Presseakkreditierung zu gewähren – und ich werde davon Gebrauch machen, in dem ich mich vier Tage lang in den Linzer Kinosälen einbunkere. Für das LET’S CEE-Festival habe ich mir immerhin fünf Tickets gesichert, und Kaurismäki wird dazwischen eingestreut, wann immer es geht. Wer also in den nächsten drei Wochen etwas von mir braucht: Sucht in den Kinosälen. Dort ist die Wahrscheinlichkeit, mich anzutreffen, am größten.

Neue Sortierungen auf dem Filmkürbis

Bislang gab’s zwei Auflistungsvarianten von hier vom Kürbis besprochenen Filme: Nach Verleihtitel sortiert und nach Regisseuren sortiert. Auf vielfachem Wunsch hin (jenem meiner eigenen Persönlichkeiten 2 – 17) habe ich nun die Listen erweitert um Sortierungen nach Originaltitel und Erscheinungsjahr. So tut ihr euch nun leichter, wenn ihr zum Beispiel nur noch wisst, dass der Film, nach dem ihr sucht, „Wo Bu Shi Pan Jin Lian“ heißt, ihr euch aber den internationalen Verleihtitel „I Am Not Madame Bovary“ nicht merken konntet. Und ihr könnt mit Stirnrunzeln quittieren, dass der Kürbis zwar viele Filme aus den letzten drei Jahren besprochen hat, bei Filmen der 80er aber noch ein ziemliches Nackerpatzl ist.

Ihr erreicht die beiden neuen Sortierungen in der Menüleiste oben unter Alphabetisch (Originaltitel) und Erscheinungsjahr.