Regie: Sophie Bruneau
Original-Titel: Rêver sous le Capitalisme
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: –
Die Idee ist simpel, hat aber etwas für sich: Warum nicht einen Film über die Auswirkungen des kapitalistischen Systems auf das alltägliche Leben drehen, indem man die Menschen von ihren Albträumen erzählen lässt, die mit der Arbeit zu tun haben? Genau das macht Sophie Bruneau mit ihrem Dokumentarfilm „Dreaming Under Capitalism“, meinem ersten Crossing Europe-Film. Es ist Freitagnachmittag, die Sonne scheint aus einem nahezu wolkenlosen Himmel, es ist sommerlich warm, ich bin gerade in Linz angekommen – und mein erster Weg führt mich in den dunklen Kinosaal, um mir einen Film anzusehen, in dem Menschen vor filmischen Stillleben von Arbeitswelten von ihren nächtlichen Träumen erzählen (meistens aus dem Off). Im Laufe des Films, der mit einer Stunde Laufzeit ökonomisch angelegt ist, besinnen sich offensichtlich auch einige weitere Kinobesucher, dass da draußen ein wunderschöner Frühlingstag ist und ratzfatz ist der halbe Saal leer gespielt. Ich, müde vom Vorabend und der Zugfahrt am Vormittag, bleibe sitzen, was auch daran liegt, dass mir immer wieder die Augen zufallen. Kurz gesagt: „Dreaming Under Capitalism“ ist nicht unbedingt das, was man als Reißer bezeichnen würde. Manche Träume sind zwar durchaus interessant (wie etwa jener der älteren Consulting-Dame, die davon träumt, dass ihr Schädel aufknackt und kleine Männchen mit Riesenlöffeln im Kreis um ihr Hirn sitzen und dieses genüsslich auslöffeln), aber meistens sind es nichtssagende, larmoyante Sudereien über die alltägliche Arbeitsbelastung, die vor nahezu unbewegten Bildern von beispielsweise Bürogebäuden oder Baustellen erzählt werden. Wäre das mein heutiger Spätabendfilm gewesen, wäre ich wohl erst morgen in der Früh wieder im Kinosaal aufgewacht. So bleibt als Fazit: Eine nette Idee, aber langweilig umgesetzt – und einen ganzen Film trägt diese nicht.
3,0
von 10 Kürbissen
(Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival Linz)
Ein Kommentar